Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum CDU-Landesvorsitz
Bielefeld (ots)
Sind Armin Laschet (51) und Karl-Josef Laumann (54) zwei alte Männer? Der Autor (55) dieser Zeilen meint: Nein, das sind sie nicht. Wer allerdings fragt, ob, und vor allem wann die neue Doppelspitze die NRW-CDU wieder Regierungsverantwortung übernehmen kann, der sollte mindestens fünf, besser zehn Jahre in den Blick nehmen. Denn solange dürfte Hannelore Kraft (SPD), sofern sie nicht eklatante Fehler macht, Ministerpräsidentin in diesem Lande bleiben. Die schwer angeschlagene CDU hat andere Sorgen. Sie muss eine vollkommen demotivierte und enttäuschte Anhängerschaft neu aufbauen - moralisch und organisatorisch. Eine verpasste Chance zum Generationswechsel ist die Vorentscheidung für Laschet als Landesvorsitzender und Laumann als Fraktionschef deshalb nicht. Alles das, was beide Vollprofis an Erfahrung und breiter politischer Programmatik ausmachen, wird in der Landes-CDU hier und heute dringend benötigt. Denn: In den kommenden harten Oppositionsjahren steht Kärrnerarbeit an und nicht elegantes Schaulaufen. Außerdem: Wenn sich Laschet den CDU-Delegierten beim Sonderparteitag am 30. Juni als einziger Kandidat stellt, wird jeder sehen, dass es der Partei an jüngeren Talenten fehlt. Die in nur sieben Jahren von 44,8 auf 24,3 Prozent abgestürzte Partei braucht mehr als einen Lindner-Effekt. Der 32-Jährige Liberale hat geschafft, was genau genommen niemand schlüssig erklären kann - nämlich eine Partei in wenigen Wochen aus dem Umfragekeller zu holen und zu handfesten 8,6 Prozent zu führen. An Wunder dieser Art glauben die Christdemokraten besser nicht. Sie brauchen eine streitfreie Zone und Zeit zum inneren Neuaufbau. Deshalb ist es gut, dass es zu einem einmütigen Personalvorschlag gekommen ist. Eine Kampfkandidatur Laumanns gegen Laschet, Zeit und Geld kostende Regionalkonferenzen sowie einen Mitgliederentscheid wollen derzeit nur wenige Kreisverbände in der Union. Die Mehrheit will das Kapitel Röttgen lieber schnell abhaken. Das birgt allerdings die Gefahr, dass die doppelte Niederlage von 2010 und 2012 unbewältigt bleibt. Sie aufzuarbeiten wird dauern, vermutlich genauso lange, wie Laumann und Laschet als Doppelspitze fungieren werden. Laumann sieht Energie und Reserven der nordrhein-westfälischen CDU in ihrer starken kommunalen Verwurzelung. Die Traditionspartei beweise Können, Glaubwürdigkeit und Vielfalt, nicht allein auf der Landtagsbühne, sondern weit mehr in den Kommunen vor Ort. So lautet Laumanns Credo, der in allen politischen Lagern als ehrlicher Sachwalter seiner Volkspartei anerkannt ist. Der künftige Landesvorsitzende Laschet gilt als Modernisierer und Allrounder, der sowohl in der Sachdebatte als auch in der Talkshow zu punkten versteht. Er kann keine schnelle Erholung versprechen. Im Gegenteil, ohne Geduld und Treue seiner Basis hat er kaum eine Chance.
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