Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Champions-League-Finale
Bielefeld (ots)
Über allem steht: Deutschland gewinnt die Champions League! Das ist jetzt eine sichere Sache, nachdem eine deutsche Mannschaft allein es seit Jahren nicht mehr geschafft hat, ein großes Finale zu gewinnen. Endlich bleibt nichts anderes mehr übrig. Diese Gewissheit beruhigt, sie tut gut. Der FC Bayern und Borussia Dortmund springen auch für die Nationalmannschaft in die Bresche, die sich Turnier um Turnier vergeblich bemüht, Titel zu holen. Die letzten Triumphe haben längst Patina angesetzt. Die Bayern gewannen die Königsklasse vor zwölf Jahren, das Revier erlebte seine fantastische Saison 1997, als der BVB Champions-League-Sieger wurde und die Schalker Eurofighter den Uefa-Cup abschleppten. Im Jahr zuvor war die DFB-Auswahl Europameister geworden, ausgerechnet in Wembley, das nun der Standort für das überfällige Comeback des deutschen Erfolgsfußballs sein wird. Football is coming home, brummen die Briten bissig und sie begegnen ihren zu erwartenden Gästen auch sonst mit Ironie. An Respekt lassen sie es aber ebensowenig fehlen wie andere Nationen, deren beste Teams kapitulieren mussten vor dem Bundesliga-Duo. Angesichts dieser Stärke darf Deutschland endlich nachholen, was überall sonst in den klassischen Kickländern bereits früher gebührend abgefeiert wurde. England, Spanien und Italien hatten ihr Mono-Endspiel. Ihnen folgt der Nachzügler, über die Maßen genervt von den vielen Anläufen, die im Leeren endeten. Ist das Allgemeinwohl des Fußball-Staates erst einmal ausreichend berücksichtigt, folgt allerdings die unausweichliche Konsequenz dieses deutschen Duells in London: Es wird in Wembley nicht so wunderbar für jeden, der dabei ist. Es gibt eine Rollenverteilung. Für den FC Bayern wäre eine Niederlage ungleich bitterer, hätte er doch dann Endspiel Nummer drei innerhalb von vier Jahren verloren. Die Münchener fürchten niemanden mehr als die Dortmunder, die sie zuletzt zwar im DFB-Pokal bezwangen, davor aber als neuen (und einzigen) Angstgegner nicht gerade schätzen gelernt haben. Und schon wieder final zu stolpern, würden sie kaum ertragen. Bis jetzt absolviert der Rekordmeister eine Spielzeit nahe der Perfektion. Wie er den FC Barcelona innerhalb von drei Superstunden mit 7:0 zerlegte, ist nicht zu toppen. Genussfußball in Vollendung. Zurückstehen musste der BVB mit seinem Husarenritt beim Hinspiel-4:1 gegen Real Madrid nicht. Dazu noch eine Prise schwarz-gelbes Schwein auf dem Weg nach Wembley zur Hilfe zu nehmen, ist dem Tüchtigen erlaubt. Ob das Finale der Yellow-Blacks und Lederhosen (eine Zeitung in England) der Vorbote für eine neue Vorherrschaft ist, soll erst einmal außen vor bleiben. Sowas entscheidet sich nicht am 25. Mai 2013, und so eilig begründen sich Epochen nicht. Dazu fehlt es auch noch etwas am Unterbau. Aus der Europa League verabschiedete sich die Bundesliga reichlich rasant. Nur für diese Saison ist das nicht mal ein Wermutstropfen.
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