Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Champions-League-Finale
Bielefeld (ots)
Dortmund oder München? Hauptsache England. Die witzige Zeitungswerbung der Deutschen Fußball Liga, die für die Organisation und Vermarktung des Profifußballs in Deutschland verantwortlich ist, hätte nicht besser formuliert sein können. Ausgerechnet in Wembley stehen sich zwei deutsche Mannschaften im Champions-League-Finale gegenüber. Das hat es in der Fußballgeschichte noch nie gegeben. Nicht etwa Barcelona, Real Madrid oder Chelsea greifen nach dem Titel, sondern Bayern und der BVB, und die Welt schaut zu - welch ein Märchen für Millionen von Fußballfans in ganz Deutschland! Keine Frage: Die Begegnung steht schon jetzt auf einer Stufe mit all den wunderbaren Bildern, Geschichten und Anekdoten, die wir mit großen deutschen Erfolgen oder auch mit großen Niederlagen, beispielsweise bei Fußball-Weltmeisterschaften, verbinden. Einziger Unterschied: Die Fans drücken nicht gemeinsam einer Elf die Daumen, sondern die allermeisten fiebern entweder für den FC Bayern oder hoffen auf einen Erfolg von Borussia Dortmund. Auch wenn »halb Deutschland« feiern und »halb Deutschland« zu Tode betrübt sein wird - am Ende stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die Großartiges geleistet haben und auf die alle der vermutlich mehr als 20 Millionen Menschen an den deutschen Fernsehbildschirmen zurecht sehr stolz sein werden. Wir dürfen uns freuen auf ein Fußballspektakel mit garantiert sehr sehr vielen sehr sehr emotionalen Bildern und Momenten. Da werden nach dem Abpfiff massenweise bittere Tränen und auf der anderen Seite das Bier in Strömen fließen. Wie auch immer dieses Spiel ausgehen mag, es wird in die Geschichte eingehen. Bayern und der BVB - beide Vereine stehen nicht nur deshalb im Finale, weil sie jeweils mehr als 30 hervorragende und hochbezahlte Kicker in ihren Reihen haben. Bayern und Dortmund, das sind zwei Wirtschaftsunternehmen, die so erfolgreich sind, weil sie vor allem außergewöhnlich gut geführt werden. Sieht man einmal von dem Fall Hoeneß ab, der jedoch privater Natur ist, gibt es bis auf Ausnahmen kaum Skandale, keine Schulden, wenig Selbstdarsteller, sowohl in der Geschäftsführung, im Management als auch im Trainerstab. Das unterscheidet sie von anderen Clubs. Allein schon die Trainer beider Vereine hätten - jeder für sich - den Henkelpott mehr als verdient. Jürgen Klopp und Jupp Heynckes sind Aushängeschilder. Der eine ist ein Menschenfänger wie er im Buche steht und der andere ein sehr korrekter Führungsmann, der wie zuletzt geschehen mitten im Interview anfängt zu weinen und somit eine ganze Nation berührt. Das Spiel ist für die Ewigkeit. Auch Angela Merkel wird im Stadion erwartet. Die Bundeskanzlerin ist bekannt dafür, ein begeisterter Fußballfan zu sein. Nur spielt diesmal keine Nationalmannschaft, sondern spielen zwei deutsche Teams gegeneinander. Da fragt man sich, für wen sie jubeln wird, wenn ein Tor fällt? Wahrscheinlich drückt sie beiden die Daumen - irgendwie. Auch das ist eine schöne Besonderheit des deutschen Derbys in Wembley.
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