Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Berlusconi:
Bielefeld (ots)
Das Urteil gegen Silvio Berlusconi ist knallhart und eindeutig. Es übertrifft sogar die Forderungen der Staatsanwaltschaft. Für seine drei Richterinnen ist glasklar erwiesen, dass der ebenso schillernde wie eitle Pfau im zweithöchsten Staatsamt die Dienste einer minderjährigen Prostituierten zumindest kaufte. Allerdings ist und bleibt das Urteil in erster Instanz wertlos - nicht weil es sicherlich angefochten wird, sondern weil das italienische Rechtssystem viel zu politisch und entschieden zu abhängig ist. Das Gegenteil müsste der Fall sein. Ohne Italien die Rechtsstaatlichkeit grundsätzlich abzusprechen, gilt: Schauprozesse, große Gesten vor Live-Kameras und Ämterpatronage machen zumindest die unteren Instanzen bedeutungslos. Der Cavaliere muss noch nicht einmal die dringend überfällige Justizreform an Haupt und Gliedern fürchten. Selbst wenn der Großen Koalition in Rom, an der Berlusconis Partei maßgeblich beteiligt ist, der Befreiungsschlag schon bald gelänge, kann er selbst auf Dutzende Tricks zur Verzögerung setzen - solange, bis ihm die Gnade des hohen Alters endgültig Immunität verleiht.
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