Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Dax-Rekord
Bielefeld (ots)
Nein, nicht schon wieder Horst Seehofer. Der bayerische Triumphator ist weder Urheber noch alleinverantwortlich für das Allzeit-Hoch des Deutschen Aktienindex Dax am Montag nach der Bayernwahl.
Ein Strauß, aber ein ganz anderer, nämlich ein Bund von Stabilität und Wirtschaftsblüten hat den Höchststand möglich gemacht. Da sind zuerst das billige Geld aus den USA und die Aussicht, dass das auch mit einer neuen FED-Chefin so bleibt. Janet Yellen, die aussichtsreiche Nachfolgekandidatin von US-Notenbankchef Ben Bernanke, steht für die Fortsetzung ultra-lockerer Geldpolitik.
Zudem wird der Dax-Höhenflug national mit Substanz unterfüttert. Die stabile Wirtschaft in Deutschland begeistert Anleger aus aller Welt. Das wird die Kurse selbst dann stabil halten, wenn die Zentralbank heute, wider Erwarten, der Zinsschraube doch noch einen leicht anderen Dreh verpassen sollte. Die Stärke deutscher Aktien zeigt sich auch im M-Dax. Dessen Chart beschreibt seit zwei Jahren eine fast ungebrochen ansteigende Linie. Sie markiert die Wertschätzung für den deutschen »Mittelstand«. Das Wort hat längst Eingang gefunden ins internationale Wirtschaftsenglisch.
Außerdem: im übrigen Europa verliert die Staatsschulden- und Euro-Krise an Schrecken. Zumindest beruhigt sich die Großwetterlage auf der 2012 noch so stürmischen See rundum. Die Börsen in Madrid und Mailand ziehen seit Monaten an. Fakten belegen, dass Banken und Unternehmen in Spanien und Italien - bei allen anhaltenden Problemen - inzwischen wieder Geld zu zivilen Konditionen von privaten Investoren ausgereicht bekommen.
Gegenwärtig klärt sich in einem spannenden Szenario, ob das nur eine Sonderentwicklung ist, oder ob sich die Einsicht durchsetzt, dass die EZB und die vielen Euro-Gipfel eine Wende bewirkt haben. Man stelle sich vor, das lange vermisste Vertrauen in den Fortbestand der Euro-Welt schwände. Wohlgemerkt! Kein Ende der Schulden-Krise, aber leise Ahnungen bei jenen an der Börse, die das Gras wachsen hören, sind ja auch schon was.
Tatsache ist auch, dass die Börsianer längst ihren Schnitt gemacht haben. Wieder einmal zu spät kommen nicht nur die Zauderer, sondern auch viele Wahlkämpfer. Deren Programme schwanken reichen von 16 schnellen Steuer-/Abgabenerhöhungen bis zum zaghaften Tritt auf die Schuldenbremse im Jahr 2016.
Bei früheren Bundestagswahlen hatte die Börse die Ergebnisse immer schon in der Vorwoche eingepreist. Das dürfte diesmal kaum anders sein. Außerdem: Auf dem Parkett reicht es, dass sich die Broker gegenseitig versichern, Angela Merkel werde schon bleiben. So, so oder so.
Nur Spielernaturen setzen in dieser Woche auf Rot-Rot-Grün. Die am Markt als wenig wahrscheinlich geltende Variante wäre für einen kleinen Kurssturz gut - und zwar in ganz Europa.
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