Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nahost

Bielefeld (ots)

Zu einem ernsthaften und tragfähigen Friedensabkommen sind die Konfliktparteien im Nahen Osten nicht fähig. Der Grund ist so einfach wie - für Westeuropäer - unverständlich: Israel und die Palästinenser haben kein Interesse an einer stabilen Vereinbarung. Mit dem Status quo lässt sich leichter leben als mit einer wie auch immer gearteten Zwei-Staaten-Lösung. Noch. Insofern dürfte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einigermaßen erfreut darüber sein, dass ihm Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eine gute Gelegenheit gibt, die so genannten Friedensgespräche auszusetzen. Noch bevor am kommenden Dienstag die von den USA gesetzte Frist für die Verlängerung dieser Gespräche offiziell ausgelaufen wäre. Der Versöhnungsprozess der im Westjordanland regierenden gemäßigten Fatah mit den im Gaza-Streifen herrschenden Islamisten der Hamas ist für Israel Anlass genug, auf die Bremse zu treten. Vor allem: Dieser Schritt dürfte international akzeptiert werden, weil viele Staaten die Hamas als Terrorgruppe sehen. Doch im Spielchen darum, wer letztendlich für das Scheitern der Gespräche verantwortlich gemacht wird, halten nicht allein die Palästinenser einen Schwarzen Peter in ihren Händen. Zwar richtet sich die spontane Enttäuschung des US-Außenministers John Kerry gegen Mahmud Abbas und dessen taktisch bedingte Hinwendung zur Hamas. Aber auch Israel hat die Entwicklung mit seiner Fakten schaffenden Siedlungspolitik behindert. Da die USA die palästinensische Autonomiebehörde ebenso finanziell unterstützen wie Israel, gilt Amerika als einzige Macht, die Friedensverhandlungen erzwingen könnte. Doch auch der x-te Versuch ist dem Geldgeber der beiden Gegner misslungen - da die Bereitschaft zu einem echten Abkommen fehlt. Weil Abbas & Co. ohne Dollars aus Washington politisch nicht lange überleben würden, betonen sie lautstark, dass die Hamas nicht an einer Übergangsregierung bis zur Wahl innerhalb der nächsten sechs Monate beteiligt wäre und bei der Versöhnung automatisch auch den Staat Israel als solchen anerkennen würde. Das klingt einerseits unglaubwürdig, verdeutlicht aber die prekäre Situation der Hamas. Die Islamisten in Gaza sind zur Kehrtwende gezwungen, weil ihr Regime ohne die Unterstützung der in Ägypten entmachteten Muslimbrüder zu implodieren droht. Für die neue Militärregierung in Kairo ist Hamas nicht mehr erster Ansprechpartner, wenn keine Raketen auf Israel geschossen werden sollen. Zuletzt hat Ägypten direkt mit den Extremisten des Islamischen Dschihad in Gaza eine Feuerpause ausgehandelt. All das spielt Netanjahu in die Hände. Denn mit der Hamas spielt der Feind wieder mit. Und ohne Feind kann Israels Regierung keine Politik machen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 23.04.2014 – 21:00

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Eurokrise

    Bielefeld (ots) - Wenn die Europäische Zentralbank mit ihren Darlehen nicht so freigiebig wäre und wenn EZB-Präsident Mario Draghi nicht erklärtermaßen mit dem Geld aller Mitgliedsländer für alle Staatsanleihen in der Euro-Zone gerade stünde und wenn die um sich greifende Deflation in den Krisenländern den Zinsgewinn bei Anleihen nicht zusätzlich erhöhte und ...

  • 23.04.2014 – 21:00

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Mount Everest"

    Bielefeld (ots) - Sollte die Gipfelsturmsaison am Mount Everest in diesem Jahr ausfallen? Wird die weltweite Gemeinschaft der Extrembergsteiger tatsächlich einmal innehalten? Immerhin sind 16 Bergführer und Träger bei Vorarbeiten im mörderischen Khumbu-Eisbruch ums Leben gekommen. Und: ein ansonsten bitterarmes Bergvolk ist tief erschüttert vom Tod seiner Besten. ...

  • 23.04.2014 – 21:00

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Hartz IV

    Bielefeld (ots) - Neun Jahre nach der Einführung von Hartz IV soll es eine Reform des umstrittenen Regelwerks geben. Das ist auch bitter nötig, denn Jahr für Jahr werden Tausende von Verfahren geführt, weil die Gesetze unklar formuliert sind oder Härtefälle unzureichend abgefedert werden. Das, was jetzt an Änderungsvorschlägen bekanntgeworden ist, reicht bei ...