Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Sparkurs deutscher Autohersteller
Bielefeld (ots)
Den deutschen Autoriesen geht es so gut wie nie. Zusammen 21 Milliarden Euro Gewinn haben BMW, Daimler und VW 2013 eingefahren. Dennoch pochen die Konzernbosse darauf, milliardenschwere Sparprogramme aufzulegen oder weiter auszubauen. Was auf den ersten Blick absolut maßlos, total abgehoben, wenn nicht gar größenwahnsinnig erscheint, macht beim genaueren Hinsehen durchaus Sinn. Denn die großen Umsätze und hohen Gewinne der Autobauer resultieren inzwischen vor allem aus den Geschäften in China und Nordamerika. Ohnehin produzieren die drei Autoriesen längst mehr Fahrzeuge außerhalb Deutschlands als im Heimatland. Günstigere Lohn- und Investitionskosten sind dafür Gründe, ebenso Währungsschwankungen und Einfuhrbeschränkungen. Wenn Norbert Reithofer, Dieter Zetsche und auch Martin Winterkorn also auf Sparkurs gehen, meinen sie damit zuallererst den Standort Deutschland. Wohl wissend, dass es gefährlich ist, zu sehr auf die Standbeine China und USA zu setzen. Bricht dort die Konjunktur ein oder bauen die Chinesen in absehbarer Zeit selbst konkurrenzfähige Autos, dann kann es schnell mit der deutschen Herrlichkeit vorbei sein, dann fällt Europa wieder eine größere Bedeutung zu. Dort aber haben längst alle Autobauer massive Sparkurse aufgelegt, um im harten Wettbewerb nicht komplett den Anschluss zu verlieren. Der PSA-Konzern mit Peugeot und Citroën muss ebenso wie Fiat seit Jahren massive Verluste verkraften. In beiden Fällen wurde mit der Schließung von Standorten und einer Reduzierung der Modellpalette die Notbremse gezogen. Bei Opel scheinen Werksschließungen, flexiblere Arbeitszeiten sowie Lohneinbußen der Beschäftigen dazu beizutragen, dass am einstmals tiefschwarzen Horizont wieder Licht zu sehen ist. Damit BMW, Daimler und VW erst gar nicht in Gefahr eines solchen Szenarios kommen, setzten sie in den guten Zeiten auf Kostendisziplin. Die zeigt bei Daimler schon Wirkung, soll aber weiter ausgebaut werden. Dementsprechend fordert Zetsche im Gegenzug für weitere Investitionen in deutschen Werken unmissverständlich wettbewerbsfähige Arbeitskosten ein. Längere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn könnten die Folge sein. VW-Kollege Winterkorn weist für sein Unternehmen auf Arbeitskosten hin, die der Produktivität davonlaufen. Und bei BMW denkt man sogar über das Ende der bezahlten Brotzeitpausen nach. Es sind also offensichtlich die Arbeitnehmer, die in erster Linie die Sparmaßnahmen schultern sollen. Das aber kann nicht sein. Mehr Effizienz lässt sich auch durch bessere Planung, mehr Gleichteilnutzung und nicht zuletzt durch eine geringere Modellvielfalt erzielen. Für die nahe Zukunft zeichnet sich ein hartes Ringen um den richtigen Weg ab. Die Arbeitnehmer werden angesichts der hohen Gewinne nur wenig kompromissbereit sein.
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