Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu PSA/Opel
Bielefeld (ots)
PSA-Boss Carlos Tavares und die Chefin von General Motors, Mary Barra, haben sich in sehr kurzer Zeit auf den Kauf bzw. Verkauf der Marke Opel mit vier großen Autowerken geeinigt. Sie waren schneller als manche Privatleute, die nur ein Auto kaufen. Die Geschwindigkeit macht Eindruck. Allein die Unsicherheit bei den Opel-Mitarbeitern und -Kunden ist damit nicht vorbei. Aufhorchen lässt Tavares' Ankündigung, die Sanierung von Opel müsse eigenverantwortlich, also durch Opel selbst, erfolgen. Das könnte man so deuten, dass das Management um Karl-Thomas Neumann mehr Freiheiten erhält als an der doch sehr kurzen Leine von Detroit. Allein dahinter stehen viele Fragezeichen, konkurrieren doch Peugeot/Citroën einerseits und Opel andererseits mit ähnlichen Fahrzeugen um den gleichen europäischen Klein- und Mittelklassewagen-Markt. Dann ist da noch Tavares' Ankündigung, 1,7 Milliarden Euro einsparen zu wollen. Diese Summe ist allein durch die gewachsene Verhandlungsstärke gegenüber Zulieferern nicht zu bewerkstelligen. Da müssen »Synergieeffekte« mindestens in Forschung und Entwicklung, möglicherweise aber auch bei der Produktion hinzukommen. Betroffene Belegschaften wissen nur zu gut, das dies in der Regel den Abbau von Arbeitsplätzen bedeutet. Dass Tavares die bestehende Jobgarantie von GM nicht antasten will, bedeutet gar nichts: Jeder Opel-Mitarbeiter, der jetzt einen Hausbau oder auch nur einen Neuwagen-Kauf erwägt, ist sich wohl bewusst, will schnell das Jahresende 2018 da sein wird. Wenn der früher so streitbare Opel-Betriebsrat und selbst die IG Metall dennoch nicht lauter tönt als ein Corsa-Motor, dann liegt das natürlich daran, dass der von GM mit der Schließung des Standorts Bochum bereits eingeleitete Jobabbau auch ohne Eigentümerwechsel weiter gegangen wäre. Nach zehn Jahren Fahrt in die roten Zahlen kann ein Management gar nicht anders als das Lenkrad herumzuwerfen. Immerhin gibt Tavares auch eine Richtung vor, die den Opelanern besser schmecken dürfte: PSA steigt durch die Übernahme zur Nummer 2 hinter VW auf. Der neue Champions-League-Teilnehmer verbessert so seine Chancen, sich in neue Regionen (Asien, Amerika) und neue Technologien (E-Mobilität, selbstfahrende Autos) hineinzuentwickeln. Gelingt dies, kann das Management an anderer Stelle leichter den Fuß von der (Job-)Bremse nehmen. Wie lange sich GM in den USA darüber freuen kann, die »Krücke« Opel losgeworden zu sein, darf man in Europa in Ruhe abwarten. GM nimmt an, dass die Musik künftig nur noch in den asiatischen Automärkten spielen wird. Das ist vielleicht richtig, was die Lautstärke betrifft. Aber noch spielen die Stücke, die in Europa produziert werden, in einer anderen Qualitätsklasse.
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