Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum muslimischen Feiertag
Bielefeld (ots)
Klare Ansagen gelingen Thomas de Maizière nicht immer. »Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern«, hatte der Bundesinnenminister nach der Länderspiel-Absage wegen einer Terrorwarnung 2015 gesagt - und damit keine Beruhigung erzielt. Was der CDU-Politiker will, ist wieder unklar: Acht Tage nach seinem lauten Nachdenken über einen muslimischen Feiertag in Deutschland versucht er, seinen Wahlkampf-Ballon einzufangen. »Einen Vorschlag von mir zur Einführung eines muslimischen Feiertages gibt es nicht.« Er werde auch keinen solchen Vorschlag machen, heißt es nun. Da haben CSU-Vertreter aber schon aufgeschrien und hat »Bild« 2000 Menschen befragen lassen, was sie denn nun davon halten. Das Ergebnis ist eindeutig: Gut 70 Prozent sind gegen einen Feiertag für Muslime, nur knapp acht Prozent sind dafür. Statt in Ruhe zu erklären, wohin genau er wollte, als er wörtlich sagte: »Ich bin bereit, darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimischen Feiertag einführen«, räumt de Maizière seine Position. Die hatte die an sich selbst leidende und mit Jamaika-Planspielen beschäftigte Union aber schon durchgeschüttelt. CDU/CSU hätten die Debatte also nicht gebraucht, aber wer sonst? Ein arbeitsfreier Tag aus Glaubensgründen ist möglich. Protestanten, denen der Reformationstag auch ohne Jubiläum wichtig ist, können den 31. Oktober für den Kirchgang nutzen. Anderen Konfessionen steht das Gleiche zu; Schulregelungen für Ramadan- und Opferfest existieren. Es bleibt also nur Symbolik. Die ist aber nicht zu unterschätzen, denn sie löst Unruhe bei denen aus, die glauben, dass Zuwanderung und gesellschaftliche Liberalisierung Deutschland schon jetzt bis zur Unkenntlichkeit verändern. Sie bringen einen muslimischen Feiertag schnell in eine Reihe mit Schweinefleisch-Verzicht in Kantinen und St.-Martins-Umzügen, die Lichterfest heißen sollen. Hier für Gelassenheit zu werben, ist durch de Maizières Unklarheit nicht leichter geworden. ZdK-Präsident Thomas Sternberg hat zwar Recht, wenn er sagt, dass ein solcher Feiertag die christliche Tradition nicht verraten würde. Selbstbewusstsein ist angebracht. Den Feiertag braucht es trotzdem nicht.
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