Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Einigung in der Metallindustrie
Bielefeld (ots)
Am Ende ging im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie doch alles relativ schnell. Die Einigung im Südwesten auf neue tarifliche Regelungen in einer der wichtigsten deutschen Wirtschaftszweige hat Symbolkraft. Arbeitgeber und Gewerkschaft IG Metall haben sich auf Kompromisslinien verständigt, um einen ausufernden Arbeitskampf zu verhindern. Das Ergebnis ist ein Geben und Nehmen. Wobei die Arbeitgeber stärker gegeben haben, weil sie nach den empfindlichen Nadelstichen, die die IG Metall mit den ganztägigen Warnstreiks gesetzt hat, eine Eskalation um fast jeden Preis verhindern wollten. In einem Punkt aber sind die Arbeitgeber hart geblieben: Einen Teil-Lohnausgleich für Schichtarbeiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder, die ihre Wochenarbeitszeit vorübergehend reduzieren wollen, gibt es nicht. Der Kompromiss lautet hier Extrageld für alle - oder für eben jene Personengruppe die Wahlfreiheit mehr Freizeit statt mehr Geld. Einige Lösungen können wegweisend sein. Das gilt besonders für das erstmals verbriefte Recht, aus Teilzeit wieder in Vollzeit zurückzukehren. Worum auf höchster politischer Ebene seit längerem gestritten wird, haben die Tarifpartner kurzerhand für sich vereinbart. Nachahmer in Form einzelner Branchen könnten folgen - oder eben eine gesetzliche Regelung für alle. Darüber hinaus ist es der IG Metall gelungen, ein weiteres stattliches Lohnplus zu erstreiten. Angesichts der insgesamt florierenden Wirtschaft ist es richtig und wichtig, die Beschäftigten am Erfolg zu beteiligen, den sie mit erarbeitet haben. Das stärkt auch die Binnenkonjunktur, die zu einer tragenden Säule des Aufschwungs geworden ist. Klar ist aber auch, dass es in der Metall- und Elektroindustrie Sparten und Firmen gibt, die nicht vom Boom profitieren und die ums Überleben kämpfen. Deshalb tun alle Beteiligten gut daran, auch hier individuelle Lösungen zu ermöglichen. Ganz besonders wichtig wäre aber für alle Branchen eine Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge. Denn sonst helfen die besten Regelungen nichts, wenn immer stärker Tarifflucht und Wettbewerbsverzerrung drohen - und eine Abwärtsspirale um möglichst geringe Löhne.
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