Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Datenhunger der Konzerne
Bielefeld (ots)
Das Zeitalter der digitalen Medien ist angebrochen: überall und jederzeit auf Informationen zugreifen, Medien konsumieren und in Kontakt bleiben mit Smartphone, Tablet und PC. Viele Angebote von Facebook, Google und Co. sind kostenlos. Sind sie das wirklich? In dieser schönen neuen Welt wird nicht mit Euro und Cent, sondern mit Daten bezahlt, der Währung des Informationszeitalters. Wer viel über seine Nutzer weiß, tut sich leichter, sie langfristig an sich zu binden, und kann für eigene Geschäfte und Partner die Grundlagen für personalisierte Werbung liefern, um neue Kunden zu gewinnen und Produkte zu verkaufen. Datenschützer in Behörden und Vereinen kämpfen an allen Fronten, um dem Informationshunger der Konzerne Einhalt zu gebieten. Der Gesetzgeber bessert Vorschriften nach, die vielfach vor der digitalen Revolution entstanden und wenig geeignet sind, die Datenströme im Internet einzudämmen und zu steuern. Das eigentliche Problem aber sind die Nutzer, die freizügig hergeben, was zum einen Geld wert ist und zum anderen alle Bemühungen, ihre Privatsphäre zu schützen, ad absurdum führt. Mit dem Smartphone in der Tasche und der ebenso smarte Uhr am Handgelenk erlauben wir als Anwender, Nutzer oder Fans es den Konzernen, unseren Weg mittels GPS-Navigation und WLAN-Netzen aufzuzeichnen. Wir lassen unseren Herzschlag messen, posten Fotos auf Facebook, Instagram und / oder Twitter und laden sie in Googles oder Apples Cloud hoch. Unsere Bücher kaufen wir bei Amazon, bestellen Medikamente in einer Internet-Apotheke. Netflix kennt unseren Filmgeschmack. Unsere politischen Ansichten posten wir so bedenkenlos in die Welt wie Fotos unseres Mittagsessens. Zuhause hört Alexa zu. Und bald können wir mit Google Pay bezahlen... Würde jemand die gewonnenen Daten zusammenführen, wären wir völlig transparent: Aus den Daten ließen sich Rückschlüsse auf unsere politischen Ansichten, sexuellen Präferenzen, den Gesundheitszustand, unsere finanziellen Verhältnisse, Geschmack, Arbeitsmoral und vieles mehr ziehen. In der Folge wäre die Werbung, die in unserem elektronischen Postfach landet, sicher perfekt auf uns zugeschnitten. Eines Tages aber wird vielleicht eine Versicherung den einen oder anderen unter uns ablehnen, werden Arbeitgeber uns nicht mehr zum Vorstellungsgespräch einladen und ist die Kreditwürdigkeit im Keller. Facebook, Google und Co. bieten eine Menge, der Preis dafür ist jedoch hoch. Wir müssen uns immer wieder diese Fragen stellen: Wollen wir den Preis zahlen? Und können wir den Firmen und ihrem Gewinninteresse trauen? Werden sie unsere Geheimnisse wahren? Oder ist Geiz in diesem Fall eben doch geil: beim Umgang mit persönlichen Daten.
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