Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Kunstaktion Mauerbau
Bielefeld (ots)
Wer in der DDR opponierte, wurde bespitzelt oder inhaftiert oder hingerichtet. Wer sich hinter die Mauer der künstlichen DDR begibt, die demnächst für vier Wochen in Berlin errichtet wird, muss sein Smartphone abgeben. Falls Sie nicht zu jenen gehören, denen ein paar Stunden ohne Handy wie ein Trip in die Hölle vorkommen, werden Sie den Unterschied zwischen Stasi-Staat und Kunstaktion erkennen. Dennoch verwahren sich die Veranstalter von »Dau Freiheit«, die ein DDR-ähnliches Ambiente schaffen wollen, dagegen, sie errichteten eine »Disney-DDR«. Tun sie aber doch. Die Reaktion darauf fällt zwiespältig aus. Hinterbliebene der Terroropfer von einst müssen sich verhöhnt fühlen. Andere goutieren sicherlich den Grusel - die Mitwirkenden des ukrainischen Originalprojekts sollen von stalinistisch angehauchten Straßenszenen und dünner Kohlsuppe ganz angetan gewesen sein. Junge Künstler agieren in dem Glauben, ihre Kunst müsse widerständig sein, besser: provozieren. Das tut »Dau« ganz gewiss. Aber man kann ja mal gucken. Immer nur Achterbahn im Europapark Rust ist auf Dauer auch öde.
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