Westfalen-Blatt: Kommentar zu Fotos von Toten
Bielefeld (ots)
Darf man das Foto eines Vaters und seiner kleinen Tochter zeigen, die beide tot in einem Grenzfluss zwischen den USA und Mexiko gefunden wurden? Im September 2015 stand diese Zeitung vor einer ähnlichen Frage. Über das Foto des dreijährigen Aylan Kurdi, der im Mittelmeer ertrunken war, wurde in der Redaktion lange diskutiert. Damals entschieden wir uns, das Bild zwar zu zeigen, das Kind selbst aber unkenntlich zu machen und nur die Szenerie zu beschreiben. Aus Respekt vor seiner Würde und weil der Pressekodex verlangt, auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid zu verzichten. Diesmal haben wir uns anders entschieden. Wir zeigen das Foto der Toten, weil wir glauben, dass es falsch wäre, die traurige Realität nicht abzubilden. Wir nutzen es als Mittel zum Zweck, um das Thema greifbarer zu machen. Denn das Leid kleiner Kinder auf der Flucht stößt bei vielen Menschen auf besonders hohe Anteilnahme. Diese Anteilnahme ist wichtig, weil uns sonst Berichte von Konflikten - vor allem, wenn sie weiter weg stattfinden und schon eine Weile andauern - nicht mehr oder zumindest weniger berühren.
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