Westfalen-Blatt: ein Kommentar zu Gewalt gegen Frauen
Bielefeld (ots)
Frauen nehmen keine Opferrolle ein, sie sind reale Opfer in unserer Gesellschaft. Weltweit sind laut einer UN-Untersuchung im Jahr 2017 mehr als 50.000 Frauen von ihrem Partner oder von Familienangehörigen getötet worden. Hundertausende wurden Opfer von Gewalttaten verschiedenster Art: Sie wurden bedroht, geschlagen oder vergewaltigt. Es sind schockierende Zahlen, bei denen man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann. Die wahren Zahlen dürften sogar deutlich höher liegen. In einigen Staaten dieser Erde wird Gewalt gegen Frauen statistisch nicht erfasst oder die Opfer wollen oder können ihre Peiniger nicht anzeigen. Letzteres ist ein Phänomen, das nicht nur in unterentwickelten Staaten zu beobachten ist, sondern auch in Deutschland zum Alltag gehört, wie Sozialarbeiterinnen in Gesprächen immer häufiger berichten. Aus Angst oder aus Scham wird geschwiegen. Gerade im Ausland wurzeln Gewalttaten gegen Frauen oft in falschen kulturellen Vorstellungen von Geschlechterrollen oder missverstandenen Traditionen. »Ehrenmorde«, durch die die Ehre einer Familie durch den Tod der Frau wieder hergestellt werden soll, sind auch im 21. Jahrhundert immer noch Realität und treten durch Migration und Globalisierung mittlerweile auch in Deutschland häufiger auf. In Ostwestfalen-Lippe wurde im Jahr 2011 die 18-jährige Detmolderin Arzu Özmen erschossen. Ihr Vergehen: Sie hatte sich in einen 23-jährigen Arbeitskollegen verliebt. Das war ihr Todesurteil. Auch die Zwangsheirat darf mit Blick auf Gewalt gegen Frauen nicht vergessen werden. »In der Praxis hängen Zwangsheirat und Ehrenmord eng zusammen«, warnt die Menschenrechtsorganisation »Terre de Femmes« in einer Studie. Denn wenn ein Mädchen sich weigert, einen Mann zu heiraten, den die Familie ausgesucht hat, hat sie angeblich die Ehre der Familie verletzt. Es ist der Beginn dauerhafter Gewalterfahrungen. Bessere Bildung, eine aufmerksame Gesellschaft und eine effektive Justiz sind gute Mittel, um Gewalt gegen Frauen zu mindern. Alle müssen wachsam sein, wenn Frauen zu Opfern werden: egal ob es sich um »Ehrenmorde«, Zwangsheirat oder ein »Familiendrama« handelt.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell