Westfalen-Blatt: Kommentar zu Tesla
Bielefeld (ots)
Elon Musk entspricht eher nicht dem Bild eines Unternehmers, wie es in Deutschland noch sehr verbreitet ist. Viele seiner Ideen wirken - pardon - ziemlich spinnert. Dazu zählt der Plan, mit seiner Raketenfirma SpaceX das Weltall für den Tourismus zu erschließen. Fliegende Autos will Musk bauen und eine Rohrpost, die statt Briefen Menschen im Eiltempo befördert. Genaue Kostenrechnungen sind dagegen nicht so die Sache dieses schillernden Stars der Tech-Szene. Entsprechend bewegt sich auch sein Parade-Unternehmen, der Elektro-Autobauer Tesla, wie auf einem Hochseil immer zwischen Riesenerfolg und Untergang. Gerade scheint am Sitz im kalifornischen Palo Alto mal wieder die Sonne. Gute Quartalsergebnisse schlagen sich im Aktienkurs nieder. Zudem steht im nächsten Jahr die Eröffnung eines Tesla-Werks in China an - und damit der Schritt in den größten Automarkt der Welt. Schon ein Jahr später, im Frühjahr 2021, später will Musk auch in Europa produzieren. Im Vorfeld hat die Ankündigung bei Lokalpolitikern viele Fantasien und Wünsche ausgelöst. Am Ende ist wichtig, dass sich Tesla für einen Standort in Deutschland entschied - wichtig für die Branche, die Wirtschaft und natürlich die Region um Berlin, die, bisher kaum mit Industrie gesegnet, wegen der unendlichen Geschichte um den Bau des Hauptstadtflughafens den Ruf weg hat, dass dort gar nichts klappt. Das sich Musk nicht für Wolfsburg, München oder Stuttgart entschied und auch nicht für Ingolstadt, Bochum, das Emsland, Eisenach, Saarbrücken oder Zwickau, erstaunt nur auf den ersten Blick. Fachkräfte wie auch Zulieferer sind leicht nach Berlin zu bekommen. Als E-Autobauer aber muss Tesla darauf achten, bei der Produktion möglichst viel regenerativen Strom einzusetzen. Und da ist Brandenburg im Pro-Kopf-Vergleich beim Strommix bundesweit die Nummer 1. Abseits der Verbrennungsmotorenlobby sollten alle in Deutschland Tesla die Daumen drücken, dass der Plan für die Gigafabrik gelingt - wegen des Standorts, wegen der Chancen für die Zulieferer und natürlich mit Blick auf die angekündigten 7000 Arbeitsplätze. Es ist ein Hochseilakt. Aber wer will schon beim Start daran denken, dass er auch misslingen könnte?
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