Biontech bestätigt: Mit speziellen Spritzen können aus einer Ampulle sechs statt fünf Impfdosen gewonnen werden
Mainz (ots)
Die Zahl der verfügbaren Impfdosen gegen das Corona-Virus könnte in Deutschland auf einen Schlag um 20 Prozent erhöht werden, wenn spezielle Spritzen verwenden würden. Das bestätigte Jasmina Alatovic, die Sprecherin des Mainzer Impfstoff-Herstellers Biontech, dem WESTFALEN-BLATT. Demnach könnten aus einer Ampulle sechs statt fünf Dosen gewonnen werden.
Ärzte hatten am Wochenende bei der Impfung erster Patienten festgestellt, dass der Impfstoff in den Glasampullen großzügig bemessen ist. Einige impften deshalb bereits mehr Menschen als geplant, so auch Hausarzt Florian Bader aus dem Kreis Lippe. Er rechnet vor: "In einer Biontech-Ampulle, die laut Etikett für fünf Impfungen vorgesehen ist, sind 0,45 Milliliter des Impfstoffkonzentrats. Das wird mit 1,8 Millilitern Kochsalzlösung vermengt, sodass wir 2,25 Milliliter fertigen Impfstoff erhalten. Vorgeschrieben ist eine Impfdosis von 0,3 Millilitern. Das bedeutet: Es können sicher sechs Dosen aus einer Ampulle entnommen werden, und es bleibt noch ein Rest, der in den Nadeln stehenbleiben kann."
Das bestätigt die Biontech-Sprecherin. Sie sagte: "In Deutschland und anderen EU-Ländern ist die von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA freigegebene Verabreichung von fünf Dosen auf dem Etikett vermerkt." In Ländern außerhalb der EU sei das anders: "In der Schweiz zum Beispiel sind sechs Dosen erlaubt." Das sei dort auch in der Fachinformation niedergelegt, die von der dortigen Arzneimittelbehörde freigegeben sei.
Rebecca Harding, Sprecherin der Zulassungsbehörde EMA, teilte dem WESTFALEN-BLATT mit, in der Produktinformation des Impfstoffs stehe, dass eine Ampulle den Grundstoff für fünf Dosen enthalte. Deshalb sei es nicht zu empfehlen, restlichen Impfstoff aus Ampullen zusammenzuschütten. Ein Mischen ist aber auch nicht vorgesehen. Um den Inhalt der Ampullen optimal zu nutzen, seien spezielle Spritzen notwendig, sagt Biontech-Sprecherin Jasmina Alatovic. Dabei handelt es sich um Feindosierungsspritzen, wie sie etwa zum Verabreichen von Heparin oder Insulin verwendet werden. International werden diese Spritzen als "Low Dead Space Syringes" bezeichnet, als Spritzen mit wenig Totraum. Damit ist der Raum gemeint, in dem Flüssigkeit zurückbleibt, nachdem der Kolben vollständig gedrückt wurde. Die Skala auf der Spritze berücksichtig bereits, dass ein Teil der aufgezogenen Menge in der Spritze bleibt.
Am Montag sollen allein in NRW weitere 132.000 Dosen eingetroffen sein. Würden allein für diese Lieferung die sparsameren Spritzen verwendet, könnten 26.400 Menschen mehr versorgt werden.
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