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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Steuergerechtigkeit

Bielefeld (ots)

Für die paar Kröten soll ich arbeiten gehen?
Allmonatlich herrscht bei (mit)verdienenden Ehefrauen der große 
Frust, wenn sie in ihre Lohntüte blicken. Kaum mehr als ein Drittel 
des Bruttolohnes bleibt übrig - ein Hohn.
Schlimmer noch: Der Nettolohn ist auch Grundlage für die Berechnung 
des Erziehungs- oder Arbeitslosengeldes. Die Steuerklasse V ist also 
doppelter Betrug an den Frauen.
Warum aber sind es dann zu 94 Prozent Frauen, die sich vom Staat in 
dieser Weise schröpfen lassen? Die Antwort: Weil bislang nur so das 
monatliche Nettoeinkommen der Familie zu steigern war - über die 
Steuerentlastung zugunsten des besser verdienenden Ehemannes.
Männer und Frauen sind gleichberechtigt, steht im Grundgesetz. 58 
Jahre nach dessen Verabschiedung scheint diese Erkenntnis nun auch 
Einzug ins deutsche Steuerrecht zu finden, wenn es nach dem 
Finanzministerium geht. Dessen Vorschlag zur Einführung eines 
gerechteren Steuerverfahrens ist zu loben. Beschämend bleibt, dass 
die Frauen so lange geschröpft wurden.
 Zu großem Jubel aber besteht kein Anlass. Denn unter dem Strich 
haben die Familien keinen Cent mehr in der Tasche als bislang. 
Entweder fällt die Rückzahlung nach der Steuererklärung geringer aus,
oder aber die Männer müssen bluten.
Ein Trost immerhin bleibt: In neuer Eintracht dürfen Frauen wie 
Männer gleichermaßen über ihre Steuerabzüge schimpfen.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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