Nicht nur Zeit ist Hirn, auch Kompetenz ist Hirn
Teamwork ist auch im Notfall Schlaganfall sinnvoll - Wie koordinierte Teams die Akutversorgung beim Schlaganfall optimieren
Ingelheim (ots)
Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern und zugleich die häufigste Ursache für eine lebenslange Behinderung. 150.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Mehr als 10 Prozent von ihnen versterben innerhalb von vier Wochen nach dem Ereignis, während von den Überlebenden 25 Prozent pflegebedürftig werden und 50 Prozent dauerhaft behindert bleiben. Grund genug, die Versorgung von Schlaganfall-Patienten ständig zu verbessern. Ein internationales Expertenteam hat 2004 die ACT NOW (1)-Initiative angestoßen, um die Behandlungsstrategien des Schlaganfalls qualitativ zu optimieren. Nun heißt es, die deklarierten Ziele auf nationaler Ebene umzusetzen und zu verwirklichen.
Schlaganfall - Schnelles Handeln zwingend notwendig
Der Schlaganfall wird immer noch viel zu häufig auf "die leichte Schulter" genommen. Tatsächlich sollten aber Symptome wie Sprach- und Sehstörungen, halbseitige Lähmungserscheinungen und/oder Taubheitsgefühle sowie herabhängende Mundwinkel oder Schwindel unbedingt ernst genommen werden und der Rettungsdienst alarmiert werden. "Der Schlaganfall ist ein Notfall", erläutert Prof. Dr. Werner Hacke, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg. "Nur eine so früh wie möglich einsetzende Behandlung kann sowohl die Sterblichkeit als auch eine mögliche Pflegebedürftigkeit reduzieren." Schnelles Handeln ist unabdingbar, denn nur innerhalb des kritischen Zeitfensters von drei Stunden kann z. B. die gerinnselauflösende Lyse-Therapie in der Klinik durchgeführt werden. Um den Patienten eine möglichst optimale Therapie zukommen zu lassen, sind neben akuttherapeutischen medikamentösen auch organisatorische Maßnahmen unerlässlich.
Rettungskette im Schlaganfall-Management - Teamwork gefragt
Hierbei steht das koordinierte und schnelle Notfallmanagement im Vordergrund. "Die Kampagne ACT NOW will aufzeigen, wie interdisziplinäre Teams aus Schlaganfallärzten, Rettungsdienstmitarbeitern, Notfallmedizinern und Pflegepersonal einen entscheidenden Unterschied bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten hervorbringen", so Prof. Hacke. Denn noch immer kommt die Mehrzahl der Patienten mit einem Schlaganfall zu spät in die Klinik.
Die folgenden sieben Schritte tragen bedeutend zur erfolgreichen Notfallbehandlung bei und bilden zugleich die ideale Rettungskette:
- Erkennen: Schnelles Erkennen von Warnsignalen (Patient / Angehörige) - Reagieren: Notruf - sofort alarmieren (112 bzw. 19 222 in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Saarland) - Einstufung als höchste Priorität (Leitstelle) - Organisieren: Selektion und Notfalltransport in eine geeignete Einrichtung, z. B. Stroke Unit (= spezialisierte Schlaganfall-Einheit) mit vorheriger Anmeldung und Meldung der Verdachtsdiagnose (durch Rettungsdienst) - Diagnostizieren: Schnelle und korrekte Diagnosestellung - Medizieren: Behandlung im Krankenhaus
"Das Schlaganfall-Management beginnt bereits vor dem Transport ins Krankenhaus, zuerst mit dem frühzeitigen Erkennen von möglichen Schlaganfall-Symptomen und anschließend mit dem schnellen Transport in eine Stroke-Unit, die die entsprechenden Schritte bereits eingeleitet hat. Rettungsdienste nehmen dabei eine Schlüsselposition ein", unterstreicht Prof. Dr. Klaus Ellinger, Klinik für Anästhesie und Notfallmedizin der Oberschwabenklinik in Ravensburg. "Etwa ein Drittel der Schlaganfallpatienten erreichen mit teils erheblichem Zeitverlust die Klinik. Die direkte Einschaltung des Rettungsdienstes verkürzt das so wichtige Zeitintervall zwischen Symptombeginn und Erstversorgung."
"Besonders die Kommunikation zwischen Notarzt und Klinik ist ein entscheidendes Kriterium der Rettungskette beim Schlaganfall" hebt PD Dr. Martin Eicke, Chefarzt der Neurologischen Klinik Idar-Oberstein, hervor. Wichtige Informationen wie Symptomatik und Zeitpunkt des Beginns, mögliche Begleiterkrankungen sowie der Zeitpunkt für das wahrscheinliche Eintreffen des Patienten sollten der Klinik vor der Ankunft mitgeteilt werden. So können mögliche Zeitverluste während Diagnose und Therapie vermieden werden.
Spezielle Trainings und Fortbildungsmaßnahmen sowie Checklisten und Leitlinien unterstützen die Teamarbeit des Schlaganfall-Teams und erhöhen die Kompetenz, Schlaganfälle zu erkennen und notfallmäßig zu behandeln.
Zeit ist Hirn - Kompetenz ist Hirn
Nur die früh einsetzende Behandlung, die zur Auflösung von Blutgerinnseln eingesetzt wird und irreversible Hirnschädigungen minimieren, kann, verhindert im Einzelfall sowohl den Tod als auch eine mögliche Pflegebedürftigkeit. Dies gilt prinzipiell für die 80 Prozent aller Schlaganfälle, die durch ein Blutgerinnsel ausgelöst werden (ischämische Schlaganfälle). 20 Prozent werden durch Hirnblutungen verursacht, die auch schnellstmöglich, jedoch nicht mit einer Lyse, versorgt werden müssen. Mit der Zulassung der medikamentösen Lyse-Therapie bei der Behandlung des ischämischen Schlaganfalls wurden die Chancen auf ein unabhängiges Leben nach dem Schlaganfall wesentlich erweitert. Nachweislich beeinflusst diese Therapie die anschließende Genesung des Patienten. Allerdings muss das Zeitfenster von drei Stunden nach Beginn der Schlaganfall-Symptome eingehalten werden - schnelles Handeln ist daher äußerst wichtig und kann die Rettung von Hirngewebe bedeuten - "Zeit ist Hirn". Das Optimieren von Behandlungsstrategien und die Erhöhung der Kompetenz bei der Schlaganfall-Versorgung ermöglichen rascheres Handeln - somit heißt es auch "Kompetenz ist Hirn".
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