DEKRA Symposium "Güterverkehr"
Wege aus der Stau-Problematik:
Bessere Vernetzung aller wichtigen Verkehrsträger erforderlich
Stuttgart (ots)
Untersuchungen zufolge steht jeder zweite Autofahrer einmal in der Woche im Stau, im Bahnverkehr kommen bis zu 20 Prozent aller Züge verspätet an, darüber hinaus klafft zwischen dem Kfz-Bestand und dem Autobahnnetz eine sich immer weiter öffnende Schere. Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Antworten auf diese Frage standen im Mittelpunkt des Symposiums "Wege aus dem Stau - sinnvolle Vernetzung aller wichtigen Verkehrsträger", zu dem die Stuttgarter Sachverständigen-Organsiation DEKRA am Mittwoch, 12. Juni 2002 eingeladen hatte.
Auf dem Podium saßen dabei neben Gastgeber Klemens Große-Vehne (DEKRA AG/DEKRA Automobil GmbH) mit Prof. Dr. Gerd Aberle (Justus-Liebig-Universität Gießen), Dr. Bernhard Dicke (Verband der Automobilindustrie e.V.), Karl Fischer (Logistik-Kompetenz-Zentrum Prien am Chiemsee), Dr. Sebastian Jürgens (DB Cargo AG) sowie Prof. Dr. Karlheinz Schmidt (Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung e.V.) namhafte Referenten und Vertreter ihres jeweiligen Fachgebietes.
Die Zahlen sind in der Tat alarmierend: Allein auf bundesdeutschen Straßen verursachen Staus jährlich den Verlust von drei Milliarden Stunden, zwölf Milliarden Liter Kraftstoff werden in die Luft geblasen, und die Kosten für die Volkswirtschaft belaufen sich auf über 100 Milliarden Euro. "Von politischer Seite wurden in den letzten zehn Jahren aber nur ziemlich hilflose Versuche unternommen, um den Personen- und Güterverkehr der Bahn zu einem gleichwertigen Partner der Straße zu machen", gab Klemens Große-Vehne, Mitglied des Vorstandes der DEKRA AG und Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH, zu bedenken. Ziel müsse ein sinnvolles Miteinander aller Verkehrsträger sein, um den Individual- und den Güterverkehr vor dem Hintergrund weiter steigender Güterverkehrsmengen und des stetig zunehmenden Mobilitätsbedürfnisses unserer Gesellschaft in den Griff zu bekommen, argumentierte der DEKRA Vorstand.
Klemens Große-Vehne legte im Rahmen des Symposiums konkrete Lösungsvorschläge vor:
- Informationssysteme, die den Verkehrsteilnehmer aktuell und streckenbezogen auf unvorhergesehene Ereignisse hinweisen und Ausweichempfehlungen geben
- bessere Koordination aller Verkehrsträger, inklusive eines attraktiveren Kombinierten Verkehrs
- flexiblere "Zeitkorridore" für die Verladung und Warenanlieferung
- Anreizsysteme zur gleichmäßigen Verkehrswegeauslastung und Entzerrung der Verkehrsspitzen durch Verlagerung auf verkehrsschwache Zeitfenster
- Nutzfahrzeuge mit einer Motorleistung von mindestens 10 PS pro Tonne auszustatten, um den Verkehrsfluss und -durchsatz auch an Steigungen und im Stadtverkehr zu sichern
- Förderung einer umwelt- und ressourcenschonenden LKW-Technologie.
Das Versagen der Verkehrs- und Finanzpolitik auf nationaler wie auf EU-Ebene ist laut Prof. Dr. Gerd Aberle (Universität Gießen) einer der wesentlichen Gründe dafür, dass die Vernetzung der Verkehrsträger die eigentlich notwendige Effizienz vermissen lässt: "Abgabenerhöhungen im Güterverkehr sind beileibe kein Allheilmittel." Die Einnahmen aus der geplanten Straßennutzungsgebühr müssten dann auch zu einem großen Teil zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur genutzt werden. Gleichzeitig mahnte der Verkehrsexperte einen schnelleren Ausbau wichtiger Verkehrswege sowie eine Qualitätsverbesserung im Kombinierten Verkehr an.
"Der Kombinierte Verkehr hat seine Potenziale bislang nur unzureichend genutzt", kritisierte auch Prof. Dr. Karlheinz Schmidt (Bundesverband Güterkraftverkehr). Vor dem Hintergrund abnehmender Sendungsgrößen habe sich der Kombinierte Verkehr nicht genügend auf die neue Wettbewerbssituation eingestellt. "Durch eine umfangreiche Sanierungs-, Wachstums- und Leistungsoffensive sowie Joint Ventures wollen wir die Vernetzung von Schiene und Straße spürbar verbessern", versprach Dr. Sebastian Jürgens (DB Cargo).
Seitens der Automobilindustrie forderte Dr. Bernhard Dicke (VdA), die Baustellenplanung und -organisation zu verbessern, Engpässe im Fernstraßennetz zu beseitigen, an Autobahnen die dritte Fahrspur obligatorisch einzuführen sowie geplante Finanzierungsmaßnahmen der Politik besser an die Marktbedeutung der verschiedenen Verkehrsträger anzupassen. "Im Güternahverkehr ist der Lkw auch in Zukunft durch keinen anderen Verkehrsträger zu ersetzen."
Mit dem aktuellen Güterverkehrs-Symposium will DEKRA eine Tradition des Unternehmens wiederbeleben und der Branche eine neutrale Plattform zum Meinungsaustausch bieten. "Alle Verkehrsträger, Verbände, Hersteller und andere Interessengruppen sind zum Dialog in Sachen Mobilität eingeladen", so Klemens Große-Vehne. Weitere Veranstaltungen in dieser Reihe werden folgen.
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