Parlamentarischer Abend in Berlin - DEKRA Vorstandsvorsitzender Prof. Zeidler fordert: Europäische Strategien zur Unfallvermeidung
Stuttgart / Berlin (ots)
Trotz großer Fortschritte in der Automobiltechnik: Der Einfluss von technischen Mängeln auf das Unfallgeschehen in der EU wird unterschätzt. Das erklärte Prof. Dr.-Ing. Gerhard Zeidler, Vorstandsvorsitzender des DEKRA e.V., am 23. November in Berlin auf einem Parlamentarischen Abend von DEKRA. Nach Ansicht von ADAC-Präsident Peter Meyer könnten aber auch die Straßen selbst noch sicherer gemacht und damit zahlreiche Unfälle verhindert werden. An der Veranstaltung in der Landesvertretung Baden-Württemberg zum Thema Europäisches Engagement für die Verkehrssicherheit" nahmen rund 150 Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft teil.
Prof. Zeidler appellierte an die Vertreter der EU und des Bundes, das gemeinsame Ziel der Europäischen Charta für Verkehrssicherheit nicht aus den Augen zu verlieren: Bis 2010 soll die Zahl der Verkehrstoten um die Hälfte sinken - von jetzt knapp 50.000 auf 25.000. Er unterstrich dabei die Forderung des EU-Parlaments, das Aktionsprogramm der Charta beherzter anzupacken. Als einen konkreten Beitrag von DEKRA stellte er die aktuelle Fachschrift zur Technischen Sicherheit im Straßenverkehr" vor.
Die knapp 100 Seiten starke Untersuchung geht unter anderem auf die periodisch-technische Prüfung und ihre Bedeutung für die Verkehrssicherheit in Deutschland und Europa ein. So wird am Beispiel Frankreichs belegt, wie die Mängelhäufigkeit an Bremsen von 24,7 Prozent (1992) auf 9,2 Prozent (2001) sank. Seit 1991, als in Frankreich eine Vorschrift zur Einführung der periodisch-technischen Untersuchung von Pkw erlassen wurde, ist DEKRA France dort aktiv. Eine ähnliche Entwicklung ist für die Tschechische Republik zu verzeichnen, wo DEKRA seit Mitte der 90-iger Jahre erfolgreich tätig ist. Für Prof. Zeidler sind dies zwei erfolgreiche Beispiele von Know-how-Transfer zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Europas Straßen.
ADAC-Präsident Peter Meyer betonte in seiner Rede, dass es künftig auch darauf ankomme, der Gestaltung der Straßen und ihres Umfelds eine größeres Augenmerk zu widmen. Straßen müssten stärker als bisher so intelligent gestaltet werden, dass sich Autofahrer quasi unbewusst richtig verhalten. Und sie müssten auch Fehler verzeihen. Ebenso wie der Fehler eines Piloten nicht gleich zum Absturz eine Flugzeugs führen darf", so Meyer, darf auch bei dem System Straße die Fehlleistung eines Autofahrers nicht zwangsläufig zu einem Unfall führen." Aus diesem Grund hat der ADAC seinen Straßentest entwickelt, der Planern verlässliche Daten an die Hand gibt, wie sie das System Straße gezielt verbessern können.
Viele Mängel hätten vor einem Unfall erkannt werden können
Eine Analyse in der Fachschrift macht den Einfluss technischer Mängel auf das Unfallgeschehen deutlich. Die Untersuchung zur technischen Fahrzeugsicherheit stützt sich auf umfangreiches Datenmaterial. Neben den rund 33,7 Millionen Fahrzeuguntersuchungen nach Paragraf 29 StVZO wurden die Ergebnisse der Untersuchungen nach Fahrzeugkontrollen durch die Polizei (9010 Fälle) und nach Unfällen (5956 Fälle) ausgewertet. Die Auswertung bezieht sich auf den Zeitraum von 2001 bis 2004. Besonders interessant: Fast alle (rund 96 Prozent) der nach Verkehrskontrollen untersuchten Fahrzeuge hatten technische Mängel. Bei den von DEKRA Unfallanalytikern nach Verkehrsunfällen untersuchten Fahrzeugen lag der Anteil technischer Mängel bei Pkw bei 26,4 Prozent, bei Nutzfahrzeugen bei 35,6 und bei Zweirädern bei 47,8 Prozent. Die Mängel hätten vielfach vom Fahrer oder Halter erkannt werden können oder wären im Rahmen einer Inspektion in einer Fachwerkstatt oder bei einer Hauptuntersuchung entdeckt worden", meint Jörg Ahlgrimm, Leiter Unfallanalytische Gutachten bei DEKRA.
Vor allem ältere Fahrzeuge weisen höhere Mängelquoten auf. Sie bilden daher eine potenzielle Gefahr für die Verkehrssicherheit. In Deutschland ist die durchschnittliche Nutzungsdauer von Pkw inzwischen auf fast 12 Jahre gestiegen. Auch in den übrigen EU-Ländern geht der Trend in diese Richtung. Halter von älteren Fahrzeugen neigen zudem dazu, Wartungen und Reparaturen zu vernachlässigen. Viele alte
Fahrzeuge sind mit technischen Mängeln unterwegs - mit entsprechenden Folgen für die Verkehrssicherheit", erklärte Prof. Zeidler.
Wenn wir auf dem Weg zu mehr Verkehrssicherheit vorankommen wollen, dann müssen die EU-Mitgliedsstaaten noch enger zusammenarbeiten", forderte Prof. Zeidler. Beispielsweise definiert eine EU-Richtlinie zwar die Mindestanforderungen an die periodisch-technische Fahrzeugprüfung. Doch aufgrund nationaler Besonderheiten bestehen Unterschiede in den Systemen der Fahrzeugüberwachung, in der Qualifikation des Prüfpersonals und in den Anforderungen an die Qualitätssicherung.
Handlungsbedarf besteht laut Prof. Zeidler auch beim Erhalt und Ausbau der Straßeninfrastruktur. Investitionslücken sollten in Deutschland über die Einnahmen aus der Lkw-Maut geschlossen werden. Neben Fahrzeug und Straße bildet auch der Fahrer selbst ein Unfallrisiko. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass das Bewusstsein für verantwortliches Verhalten bei allen Verkehrsteilnehmern geschärft wird", sagte Prof. Zeidler. Zudem gelte es, neue Fahrzeug- und Infrastrukturtechnologien weiter zu fördern. So erhöhten moderne Sicherheitssysteme im Fahrzeug und das Satellitenprogramm Galileo die Verkehrssicherheit.
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