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Rhein-Neckar-Zeitung

RNZ: Chance vertan

Heidelberg (ots)

Von Klaus Welzel
Eine ehrenvolle Wahl, aber keine mutige. Dass der Finne Martti 
Athisaari den Friedensnobelpreis 2008 verliehen bekommt, ist ungefähr
so waghalsig wie die Verleihung des Preises an die UNO und Kofi Annan
(2001) an die Internationale Atomaufsichtsbehörde und Mohammed el 
Baradei (2005) oder an den UN-Klimarat und Al Gore (2007): Gegen all 
diese Wahlen ist nichts zu sagen. Aber auch nichts für sie. Menschen 
werden dafür ausgezeichnet, dass sie ihrem Job nachgehen. So verhält 
es sich auch in diesem Jahr bei der Kür Athisaaris - zumal dessen 
letztes Vermittlungsergebnis in der Autonomie des Kosovo endete; 
friedlicher oder sicherer geworden ist die Welt dadurch nicht. 
Dennoch hat Athisaaris in früheren Zeiten viel Gutes bewegt, 
Blutvergießen verhindert; etwa als er in Namibia vermittelte. 
Insofern gebührt dem Preisträger als Person Lob.
Mutig aber wäre es gewesen, wenn sich das Nobelpreiskomitee den 
Konflikten von heute zugewandt hätte. Die liegen in Afrika, in 
Russland, in Asien und insbesondere dort in China. Natürlich wäre es 
perfide zu behaupten, weil Peking davor warnte, einen seiner 
Dissidenten auszuzeichnen, gehe der Millionen-Scheck nun nach 
Finnland. Dennoch wäre es richtig gewesen, mit der Preisvergabe den 
Finger auf die Wunde der ständigen Menschenrechtsverletzungen im 
Reich der Mitte zu legen. Das Komitee verzichtete. Und vertat eine 
Chance.

Pressekontakt:

Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0

Original-Content von: Rhein-Neckar-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

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