RNZ: Traum geplatzt - Kommentar der Rhein-Neckar-Zeitung zu den Wahlen im Iran
Heidelberg (ots)
Von Christian Altmeier Die Träume des Westens sind geplatzt. Der iranische Präsident heißt weiterhin Mahmud Ahmadinedschad. Zwar gibt es berechtigte Zweifel daran, dass bei der Wahl alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Schließlich sind freie und faire Wahlen nach westlichen Standards im Iran ein Fremdwort. Doch mögen die Bilder junger, gebildeter Eliten in den Städten - die lautstark Reformen gefordert haben - über die wahre Stimmung im Iran getäuscht haben. Die einfachen Schichten und die Landbevölkerung könnten den populistischen Versprechen und den plumpen Wahlgeschenken Ahmadinedschads durchaus erlegen sein. Viel wesentlicher indes ist, dass Ahmadinedschad die uneingeschränkte Unterstützung von Ayatollah Khamenei und der klerikalen Führungsschicht des Landes genießt. Dies zeigt, dass die eigentlichen Machthaber im Iran eine Annäherung an den Westen ablehnen. Zugleich stärkt das Ergebnis die Hardliner in Israel und den USA, die Verhandlungen mit den Mullahs boykottieren. Die Lage für US-Präsident Barack Obama ist somit deutlich komplizierter geworden. Für einen Hoffnungsschimmer sorgen indes die Proteste in Teheran gegen den Wahlausgang. Der erste offene Widerstand gegen das theokratische System im Iran seit zehn Jahren könnte langfristig für einen tiefgreifenderen Wandel sorgen, als es ein Wahlsieg des systemtreuen Pragmatikers Mussawi vermocht hätte.
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