RNZ: Selbstbewusst - Ein Kommentar zum Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Gül
Heidelberg (ots)
Unter Freunden, heißt es, könne man sich ja alles sagen, auch Kritikpunkte offen zur Sprache bringen. Doch das bedeutet nicht, dass man den Besuch des türkischen Präsidenten in Deutschland als Ausweis einer bestens laufenden Freundschaft deuten muss. Auch wenn die offene Kritik mit allerlei freundlichen diplomatischen Floskeln umkleidet wird. Gül betont die Bedeutung von Sprache für die Integration und nimmt sich doch genau in diesem Punkt das deutsche Einwanderungsrecht als "menschenrechtswidrig" vor. Das ist nicht weit entfernt vom "Assimilations"-Vorwurf von Ministerpräsident Erdogan. Zu seinem alten Weggefährten gibt Gül zwar das rhetorisch gemäßigte Korrektiv. Inhaltlich schenken sie sich wenig. Und so drängt sich ein anderer Eindruck auf, der mit enger Freundschaft wenig zu tun hat: Die Türkei strotzt vor Selbstbewusstsein. Ihr Wirtschaftswachstum lässt viele Europäer vor Neid erblassen. Auch außenpolitisch hat sie sich eine neue Rolle erschlossen. Daher der muskelbetonte Auftritt gegenüber Israel, selbst gegenüber Zypern, immerhin Mitglied in jener EU, in die die Türkei noch strebt. Gül kokettiert bereits damit, dass das nicht so bleiben muss.
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