RNZ: Unsinnig - Kommentar zu Verkaufstrainings für IGeL-Leistungen
Heidelberg (ots)
Von Christian Altmeier
Niedergelassene Mediziner befinden sich stets in einem Spannungsverhältnis. Einerseits sind sie Selbstständige, die mit ihrer Praxis Gewinne erwirtschaften müssen. Andererseits dürfen sie das Vertrauen ihrer Patienten und deren Sorge um die eigene Gesundheit nicht zur Geschäftemacherei missbrauchen. Die sogenannten IGeL-Leistungen befinden sich hier in einer Grauzone. Ihr medizinischer Nutzen ist in vielen Fällen umstritten, mitunter gelten sie sogar als gesundheitsschädlich. Ihr wirtschaftlicher Nutzen steht hingegen außer Frage: Fast 1,5 Milliarden Euro pro Jahr setzen deutsche Ärzte mit diesen Leistungen um. Eines besonderen Verkaufstalents bedarf es dazu in der Regel nicht. Da die Patienten meist nicht einschätzen können, ob eine Zusatzleistung für sie sinnvoll ist oder nicht, werden sie auf den Rat des Arztes hören. Die Mediziner müssen daher wissen, wem eine Behandlung tatsächlich hilft - und nicht, wie man sie am besten verkauft. Derartige Schulungen sind nicht nur unsinnig, sondern sogar kontraproduktiv, weil sie das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten belasten. Es kann daher erst recht nicht Aufgabe der Regierung sein, solche Verkaufstrainings auch noch finanziell zu fördern.
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