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Kölner Stadt-Anzeiger: Adorno-Schüler Hoeres verteidigt Pius-Bruderschaft Konzil hat Glaube und Tradition bis zur Unkenntlichkeit verwässert

Köln (ots)

Der emeritierte Freiburger Philosoph Walter Hoeres
hat die Kritik der "Pius-Bruderschaft" an der katholischen Kirche 
verteidigt. Die Abspaltung der traditionalistischen Gemeinschaft sei 
"zweifellos in der Krise des Glaubens und des kirchlichen 
Selbstverständnisses" als Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils 
(1962 bis 1965) begründet, schreibt Hoeres im "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Donnerstag-Ausgabe) und spricht von einer "gut gemeinten, aber 
äußerst missverständlichen und forcierten Öffnung zur säkularen Welt 
und Moderne". Dies habe seinen Lehrer Theodor W. Adorno "noch kurz 
vor seinem Tode mir gegenüber zu der Bemerkung veranlasst, dass die 
Kirche mit der bei ihr üblichen jahrhundertelangen Verspätung nun 
erst den Fortschrittsglauben entdeckt habe, den er selbst und seine 
Mitstreiter längst ad acta gelegt hätten", so Hoeres.
Das Konzil habe katholische Glaubensinhalte "unter dem Vorwand 
notwendiger, zeitgemäßer »Neuformulierung« bis zur Unkenntlichkeit 
verwässert", so der 80-Jährige. "Die Bischöfe haben dieser Umdeutung 
des Glaubens bis auf wenige Ausnahmen tatenlos zugeschaut, was umso 
schlimmer ist, als sie schließlich auch die Religionsbücher und die 
Verkündigung erreichte. Wer das aber kritisiert, wird als 
»Fundamentalist« beschimpft.
Weiter wandte sich der Philosoph gegen "die vielen gotteslästerlichen
Mess-Festivals, Rockmessen und dergleichen, die wohl kaum ein Zeichen
dafür sind, dass der Glaube an die wahre und wirkliche Gegenwart 
Christi im Altarsakrament nach dem Konzil gewachsen ist".
Auch er sei dafür, "dass sich die Pius-Bruderschaft möglichst bald 
unter dem wohlwollenden Pontifikat des jetzigen Papstes mit Rom 
einigt. Aber man sollte ihr die Honorigkeit ihrer Motive zugestehen 
sowie durchaus die Möglichkeit, das Konzil im Lichte der Tradition zu
interpretieren. Und man sollte ihre theologischen Gründe nicht 
einseitig nach den Maßstäben der political correctness und danach 
bemessen, dass einer aus diesem Kreise offenbar nicht mehr ernst zu 
nehmen ist", so Hoeres unter Anspielung auf den Holocaust-Leugner 
Richard Williamson.

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