Aufarbeitungskommission im Erzbistum Köln nicht mehr arbeitsfähig - Landesregierung bereitet Nachbenennungen vor
Köln (ots)
Nach dem Austritt eines zweiten Mitglieds der "Unabhängigen Aufarbeitungskommission" (UAK) zum Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln ist das Gremium bis auf Weiteres nicht mehr arbeitsfähig. Dies sagte der frühere Vorsitzende der UAK, der Kölner Staatsrechtler Stephan Rixen, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe). Am Dienstag hatte nach Rixen auch die frühere NRW-Staatssekretärin Marion Gierden-Jülich die UAK verlassen. Beide wurden vom Land in das siebenköpfige Gremium entsandt, dem weiter auch drei vom Erzbistum Köln benannte Persönlichkeiten sowie zwei Betroffenen-Vertreter angehören.
Die Landesregierung in Düsseldorf bedauerte die Rücktritte Rixens und Gierden-Jülichs. Die Staatskanzlei erachte die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs für dringend erforderlich, erklärte ein Sprecher auf Anfrage der Zeitung. Die Benennung neuer unabhängiger Experten werde vorbereitet. "Die Landesregierung wird darüber hinaus eine landesweite Vernetzung der Aufarbeitungskommissionen anregen, um ein besseres gemeinsames Verständnis der Grundlagen einer unabhängigen Aufarbeitung zu erzielen", so der Sprecher weiter. Sollten sich daraus Anregungen für eine Verbesserung der Aufarbeitungsstrukturen ergeben, werde die Landesregierung damit an die Bistümer und die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) in Berlin herantreten. Angesichts der jüngsten Entwicklung sprach der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller von einer "rasanten Erosion des Aufarbeitungsverfahrens", die nicht nur in Köln offenkundig sei. "Man hat 2020 nicht genügend bedacht, dass die Kirche in den Kommissionen die Kontrolle behalten will und damit keine Unabhängigkeit garantiert ist", sagte Schüller dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Er empfahl eine Komplett-Revision unter Beteiligung der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus.
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