Das Erste: "ttt - titel thesen temperamente" am 4. November 2007
München (ots)
"ttt" kommt am Sonntag, 4. November, 23.00 Uhr, vom Mitteldeutschen Rundfunk und hat die Themen:
1. Das deutsch-polnische Ärgernis um die Beutekunst In der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek liegen Briefe von Goethe, Schiller und Luther, Notenblätter von Mozart, Bach und Beethoven, seltene Landkarten und illustrierte Handschriften aus dem Mittelalter. Die Bibliothekare der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin hatten die wertvollen Bestände aus Angst vor Luftangriffen der Alliierten nach Niederschlesien gebracht. Nicht vorausahnen konnten sie allerdings, dass die Grenzen Polens auf der Potsdamer Konferenz 1945 nach Westen verschoben würden. Von "Beutekunst" in Polen war bislang nie die Rede. Nun aber wirft Tono Eitel, ehemaliger deutscher UN-Botschafter in New York und seit fünf Jahren mit den Kulturgüter-Verhandlungen betraut, den Polen vor, den Deutschen etwas gestohlen zu haben. Die Deutschen möchten die wertvolle Sammlung gerne wieder in Berlin sehen, während die Polen eine Kompensation für die enormen Kulturverluste anstreben, die sie durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg erleiden mussten. Von Warschaus Forderung nach Wiedergutmachung der polnischen Kulturverluste aber will Eitel nun gar nichts wissen. Zwar seien der Kunstraub und die massenhafte Zerstörung polnischer Kulturgüter durch die Nazis völkerrechtswidrig gewesen, so Eitel, aber die Reparationsfrage sei bereits geregelt. Polen stehe keine weitere Wiedergutmachung für die Nazi-Verbrechen zu. Autorin: Malgoscha Gebel
2. Der neue Film von Regisseur Hans Weingartner "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" Ab und zu erzählt das Kino Märchen, die voll aus dem modernen Leben gegriffen sind. Nächste Woche startet auf deutschen Leinwänden "Free Rainer - Dein Fernseher lügt". Der Titelheld ist ein koksender Trash-TV-Produzent, dem ein guter Geist die Augen öffnet. Er bereut sein volksverblödendes Treiben und startet einen bizarren Guerilla-Feldzug gegen das Einschaltquoten-System - ein Feldzug gegen die quotenbesessene Unterhaltungsindustrie. Regisseur Hans Weingartner beglückt das medienkritische Publikum mit der Vision einer "geistig befreiten" Gesellschaft. Zumindest im Film, einem grellen Comic über die Abgründe des TV-Alltags, gelingt die Kulturrevolution: Fernsehen macht doch nicht dumm! Autor: Andreas Lueg
3. Russische Künstler streiten um Putins dritte Amtszeit In einem offenen Brief forderten jetzt Russlands renommiertester Regisseur, Nikita Michalkow, und der Präsident der russischen Akademie der Künste, Surhab Zereteli, eine dritte Amtszeit für Putin. Die beiden geben vor, im Namen aller 65.000 Künstler zu sprechen. Doch nun formiert sich Widerstand gegen diese Vereinnahmung. Literaten wie der auch in Deutschland bekannte Krimiautor Boris Akunin halten den offenen Brief für eine Aufforderung zum "Verfassungsbruch". Zeitgenössische bildende Künstler beklagen ein Klima der Einschüchterung und Zensur in Putins "gelenkter Demokratie". Autor: Ulli Wendelmann
4. Die originellen Enthüllungsbilder der Videokünstlerin Alison Jackson Die Videokünstlerin Alison Jackson erfindet auf ihren Bildern gekonnt die Wirklichkeit neu. Ob die Queen auf der Toilette, George W. Bush, der auf Poster von Putin und Hillary Clinton schießt, oder Madonna beim Bügeln. Alison Jackson hat diese unglaublichen Fotos gemacht - mit Doppelgängern der Prominenten. Die Bilder funktionieren dennoch, nicht nur, weil sie stilecht sind: körnig und unscharf. Sie wirken vor allem, weil sie mit dem Betrachter spielen: mit unserem Voyeurismus und unserer Erwartungshaltung. So gesehen sagen diese Bilder mehr über uns aus als über die vorgeblich Dargestellten. Die Fotografin zeigt VIPs aus dem Könighaus, Showgeschäft und der Politik - so privat, wie es privater nicht geht. Der neue Bildband "Alison Jackson. Confidential" ist jetzt im Taschen-Verlag erschienen. Autor: Lars Friedrich
5. Astrid Lindgren - der beliebtesten Kinderbuchautorin zum 100. Geburtstag Astrid Lindgren gilt als die beliebteste Kinderbuchautorin der Welt. Am 14. November 2007 würde sie ihren 100. Geburtstag feiern. "Pippi Langstrumpf", das mit Abstand berühmteste Kinderbuch, hat auch schon über 60 Jahre auf dem Buckel. Lindgren schrieb Geschichten über die Kindheit, über Mut und Gefahren und auch über den Tod. In Vimmerby, ihrem Geburtsort in Smaland, wurde jetzt eine Ausstellung über sie eröffnet. Eine neue Biografie von Maren Gottschalk entzaubert die heile Welt der wahren Astrid Lindgren recht drastisch: Mit 19 hat sie abhauen müssen aus Vimmerby, diesem vermeintlichen Paradies, weil sie ein uneheliches Kind von einem verheirateten Mann erwartete, dem Chef der Zeitung "Vimmerby Tidning". Pikant und nicht ungefährlich, weil Ehebruch im Schweden der 20er Jahre noch ein Straftatbestand war. Die ersten drei Jahre hat sie ihren kleinen Sohn in einer ziemlichen Nacht- und Nebel-Aktion nach Kopenhagen verbannt. Auch sonst ist dies Leben wenig vom Bullerbü-Idyll geprägt. Die spätere Ehe mit Sture: trostlos. 1952 ist sie Witwe. Der Mann stirbt im Alkohol-Delirium. Bullerbü, das Schweden der Kindergeschichten, ist nicht zuletzt als Gegenentwurf zur realen Existenz zu lesen. Zum anderen - und das lässt wahrlich aufhorchen: Bei Oettinger ist im Oktober die "Ur-Pippi" erschienen, die Erstfassung des Welterfolgs, die zu drucken in den 50er Jahren kein Verlag wagte. Der nackte Aufruhr, die pure Anarchie, ein Appell nicht zur Schule zu gehen und weder Eltern noch Polizisten zu gehorchen. Ein anarchisches Programm. Autoren: Tilman Jens/ Katrin Freudenberg
Moderation: Dieter Moor
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky/ Matthias Morgenthaler
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