Das Erste: Echtzeit am 20. April 2008 um 23.30 Uhr
München (ots)
Das Erste, Sonntag, 20. April 2008, 23.30 Uhr - 00.00 Uhr
Echtzeit Junges politisches Reportagemagazin vom WDR für Das Erste
Das olympische Gewissen "Olympia ist das Größte für alle Sportler!" Marion Rodewald, 31, spricht aus Erfahrung. Sie ist Spielführerin der Deutschen Frauen-Hockey-Nationalmannschaft. 2004 gewann sie mit ihrer Mannschaft Gold in Athen. Den Erfolg will sie bei den Olympischen Spielen in Peking wiederholen: "Vier Jahre bereitest du dich darauf vor. Im letzen halben Jahr haben wird die Trainingseinheiten intensiviert. Das ganze Denken kreist nur noch um Olympia, und es macht dich einfach stolz, dass du für Deutschland antreten darfst." Ein Hochgefühl, dass seit der Niederschlagung des tibetischen Protests gegen China gelitten hat. Durch die internationalen Aufrufe zum Boykott der Olympischen Spiele sehen sich Olympioniken wie Marion Rodewald plötzlich selbst in der politischen Verantwortung.
"Die Kritik an der autoritären chinesischen Führung, der Vergleich mit den Olympischen Spielen im nationalsozialistischen Berlin 1936, der Vorwurf, dass man durch die Teilnahme ein Unrechtssystem unterstütze, das alles macht nachdenklich, manchmal auch mürbe", sagt sie. Für Marion Rodewald ist ganz klar: Der Sport ist plötzlich zum Politikum geworden. "Viele Sportler wie ich geraten dadurch in einen inneren Konflikt, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn lösen kann." Autor: Ravi Karmalker
Der unbekannte Dritte "Es stimmt. Euer Vater ist nicht Euer Vater", erklärt die Mutter der 15-jährigen Dominique. Zwei Jahre später macht sie sich auf die Suche: "Ich will nur wissen, wie er ist", sagt sie und fährt in die Klinik, in der sie gezeugt wurde. Dominique ist eines von etwa 100.000 Kindern in Deutschland, die durch eine Samenspende entstanden sind. Ihre Mutter ließ sich in einer Essener Klinik den Samen eines Medizinstudenten einspritzen. "Eine simple und extrem häufige Behandlungsmethode", sagt Thomas Katzorke, ihr Arzt. Seit gut 30 Jahren ist es deutschen Ärzten erlaubt, Ehepaaren, die keine Kinder bekommen können, mit Spendersamen auszuhelfen. Inzwischen sind die ersten der Kinder erwachsen und stören mit ihren Fragen das Dreiecksverhältnis zwischen Eltern, Ärzten und Spendern, die oft am liebsten schweigen würden. Autorin: Julia Friedrichs
Der Flüsterer von Brüssel "Ich bin hier, weil ich am Drücker der Macht sein will!", sagt Folker Franz. Und genau da sitzt der 34-Jährige auch: in Brüssel. Hier entscheidet sich der Alltag von einer halben Milliarde Europäer - was wir essen, womit wir unsere Zähne putzen, welches Auto wir fahren, all das kann Folker Franz beeinflussen. Als einer von mehr als 15.000 Lobbyisten in Brüssel sorgt er dafür, dass Gesetze möglichst nach dem Geschmack der Industrie gemacht werden. Er muss nur zur richtigen Zeit dem richtigen Politiker die richtige Story einflüstern. "Ich bin wie ein Söldner. Ich bin jemand, der angestellt ist, um bestimmte Interessen zu vertreten, und das macht mir Spaß!", erklärt er. Lobbyist - ein Job für Menschen ohne Gewissen? Folker Franz beherrscht sein Handwerkszeug und weiß genau, dass er sich Skrupel nicht leisten kann: "Also, wenn mir ein Kunde sagt, diese Richtlinie, da würden wir in zwei Jahren Pleite gehen, der Typ aber weiterhin die Umwelt verpestet und Millionen verdient, dann habe ich persönlich damit schon ein Problem. Aber es ist halt so: Wenn eins hier in Brüssel gar nicht geht, dann ist das, Schwäche zu zeigen." Autorin: Kirsten Rulf
Redaktion: Mathias Werth
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