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"ttt - titel thesen temperamente" am 17. Juli 2011

München (ots)

"ttt" kommt am Sonntag, 17. Juli, um 23.15 Uhr vom Mitteldeutschen Rundfunk und hat folgende Themen:

Martin Walser - sein neues Buch "Muttersohn" 
"Muttersohn" heißt Martin Walsers neuer Roman und seine Hauptperson 
mit dem merkwürdigen Namen Percy ist dann auch ein Mann ohne Vater. 
Selbst für sein Zustandekommen war kein Vater nötig, wie es seine 
Mutter immer wieder behauptet. Er ist ein Engel ohne Flügel, ein 
Geleiteter, ein Jasager zum Leben und ein Antipode zu den 
"Heruntermachern". Martin Walser hat mit seinem Helden Percy eine 
Jesusfigur unserer Tage erfunden. Dieser Percy ist gelernter 
Krankenpfleger und agiert als eine Art Wunderheiler der Irregeführten
in der Psychiatrie in Scherblingen irgendwo in Süddeutschland. Percy 
ist einer, der allein schon durch seine Anwesenheit die Welt schöner 
macht. Martin Walsers Roman ist eine unternehmungslustige Erkundung 
darüber, was Liebe vermag, was der Glaube vermag. Schon das Buchcover
ist eine verschmitzte Anspielung: Eine Marienfigur mit einem kleinen 
Jesus im Arm und davor Martin Walser höchstselbst, ironisch aus dem 
Foto blinzelnd. Der Autor als Gottvater? "Glauben heißt, die Welt so 
schön machen, wie sie nicht ist", heißt es im Buch trefflich. "ttt" 
hat Martin Walser zu Hause in Überlingen getroffen.  
Autor: Andreas Ammer

Das Israelische Kammerorchester spielt Wagner-Musik in Bayreuth
Am 25. Juli beginnen die Wagner Festspiele. Aufsehen erregte im 
Vorfeld aber nicht das Treiben auf dem Grünen Hügel, sondern die 
Ankündigung eines Konzerts in Stadthalle von Bayreuth. Während der 
Festspielwochen gastiert zum ersten Mal ein Israelisches Orchester in
der Stadt und: Das Israel Chamber Orchestra wird Wagner spielen - 
auch das ist eine Premiere. Das Konzert findet nicht im offiziellen 
Programm der Festspiele statt, aber die Festspielleiterin Katharina 
Wagner ist Schirmherrin dieses Projekts. Das geplante Gastspiel, das 
für die Wagner-Urenkelin eine "Brücke des Verständnisses" darstellt, 
ist für viele Israelis ein Skandal. Wegen seiner antisemitischen 
Ansichten wird Richard Wagner und seine Musik in Israel seit 1938 
boykottiert. Daniel Barenboim und Mendi Rohdan versuchten vor zehn 
Jahren mit diesem Boykott zu brechen - beide dirigierten Wagner in 
Israel, beide Versuche führten zum Eklat. Jetzt wagt Roberto 
Paternostro mit seinem Israel Chamber Orchestra eine Annäherung auf 
fremdem Territorium. Bisher hat der Dirigent zu seinem Vorhaben 
geschwiegen, um eine erneute Eskalation zu verhindern. "ttt" traf ihn
vor seiner Anreise nach Bayreuth zu einem Gespräch.   
Autor: Matthias Morgenthaler

Henry Kissinger über sein Buch "China"  
Zu den beliebtesten Kuscheltieren amerikanischer Warenhäuser soll ab 
1972 der Pandabär aufgestiegen sein. Das Jahr ist kein Zufall. 
In jener Zeit hat die amerikanische Politik einen bemerkenswerten 
außenpolitischen Coup eingefädelt. Mitten im militärischen und 
moralischen Desaster des Vietnamkrieges und Mitten in der Anspannung 
des Kalten Krieges nehmen die USA und die Volksrepublik China 
diplomatische Beziehungen auf und schmieden so eine Art strategische 
Partnerschaft gegen die Sowjetunion. Diese Geschichte und seine 
zahlreichen Begegnungen mit Mao und vielen anderen chinesischen 
Führern schildert der ehemalige US-Außenminister und 
Sicherheitsberater Henry Kissinger in seinem nun erschienenen Buch 
"China - zwischen Tradition und Herausforderung". Kissinger berichtet
über fast ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte, über eine fremde 
uralte Kulturgeschichte und über den unaufhaltsamen Aufstieg der 
größten kommunistischen Partei der Welt. Auch für die Menschenrechte 
in China interessiert sich Kissinger. Diese will er allerdings eher 
leise hinter verschlossenen Türen anmahnen. "ttt" traf Henry 
Kissinger in New York.   
Autor: Andreas Lueg

Der Aufstand des Gewissens - Jean Ziegler und die Salzburger 
Festspiele
Der österreichischen Stadt Salzburg droht Ungemach: Die weltberühmten
Salzburger Festspiele werden jedes Jahr von einem Redner festlich 
eröffnet. Der Landeshauptmann persönlich - im Falle Salzburgs die 
Landeshauptfrau - sucht den Redner aus und bittet ans Pult. Dieses 
Jahr fiel die Wahl auf den "weltweit bekanntesten lebenden Schweizer"
(FAZ) - Jean Ziegler. Der Soziologe Ziegler war jahrelang 
UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Es gibt wohl 
kaum jemanden, der den Hunger in der Welt lauter und polemischer 
geißelt als Ziegler. Gerade Lebensmittelkonzerne wie Nestlé, einer 
der Hauptsponsoren der Festspiele, wurden von ihm scharf kritisiert. 
"Aufstand des Gewissens", das Thema von Zieglers geplanter 
Eröffnungsrede, passt ins Konzept. In Salzburg reagierte man prompt: 
Der Eingeladene wurde wieder ausgeladen. Der Eklat war perfekt. Hat 
man in Salzburg Angst vor der eigenen Courage? Wollte man lieber auf 
einen guten Redner verzichten als auf gut zahlende Sponsoren? Für 
Ziegler ist es ausgemachte Sache: Nestlé, Credit Suisse u. Co. haben 
seinen Rausschmiss bewirkt. 
Autor: Ulf Kalkreuth

Moderation: Dieter Moor

Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky / Matthias Morgenthaler

Pressekontakt:

Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 3876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de
Fotos unter www.ard-foto.de

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