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Das Erste, Montag, 14. Jan. 2013, 22.45 - 23.30 Uhr: Die Story im Ersten: Vorsicht Operation

Köln (ots)

Ein Film von Meike Hemschemeier

In keinem Land der Welt werden so viele künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt und so viele Herzkranzgefäße aufgedehnt wie in Deutschland. Rückenoperationen werden hierzulande drei mal so häufig durchgeführt wie in England und doppelt so häufig wie in Frankreich. Rund 15 Millionen stationäre Eingriffe haben die Deutschen letztes Jahr hinter sich gebracht. Das tut weh. Den Patienten, aber auch den Krankenkassen, deren Ausgaben für Operationen jedes Jahr einen neuen Rekordwert erreichen. Dabei sind viele Eingriffe nicht nur teuer, sondern auch unnötig - und manche sogar schädlich. Operiert wird trotzdem, denn teure OPs bringen den Kliniken satte Gewinne. Die Ärzte werden immer häufiger zu Erfüllungsgehilfen der Finanzabteilung. Wer nicht mitmacht, ist out, berichtet ein Insider: "Wenn ein Arzt nicht in Reih und Glied läuft, dann wird er plötzlich nicht mehr zu Operationen eingeteilt. Wenn so was nicht fruchtet, dann wird er gemobbt und abgemahnt, bis er kündigt." Wer hingegen viel operiert, wird großzügig mit Boni entlohnt. Und viele niedergelassene Ärzte werden in einem illegalen Netz von Fangprämien von den Krankenhäusern dafür bezahlt, dass sie möglichst viele Patienten für OPs überweisen. Diese Kranken, die ihrem Arzt vertrauen und keine unabhängigen Informationen über die Notwendigkeit und Qualität von Operationen und Operateuren erhalten, werden zu Opfern des Systems.

So wie Marc L. (45). Er leidet bereits seit 15 Jahren unter Rückenschmerzen, als ihm ein Experte für moderne Rücken-Operationen empfohlen wird. Dieser schlägt ihm eine sogenannte "dynamische Stabilisierung" vor. Dabei würden die Wirbel mit zu viel Spiel miteinander verschraubt. Kleine Federn würden dafür sorgen, dass er sich trotzdem gut bewegen könne: "Fast wie früher". Glücklich erzählt Marc L. seiner Familie, dass für ihn bald ein neues Leben anfangen werde - ein Leben ohne Schmerzen. Dass es zu der empfohlenen teuren Methode so gut wie keine Erfahrungswerte gibt, sagt ihm der Arzt nicht. Die Operation wird Marc L. zum Krüppel machen. Zum 45-jährigen Rentner mit Dauerschmerzen.

Ähnliches erlebte Heiko N. (54). Als er nach seinem Lauftraining einen dumpfen Schmerz im Knie spürt, versichert ihm der Orthopäde, nur eine Knieprothese könne die Schmerzen garantiert beenden. Heiko N. glaubt dem Arzt. Nach der Operation aber sind seine Schmerzen schlimmer als zuvor. Die Spezialklinik, die er schließlich um Rat bittet, hat eine bittere Information für ihn: Sein Knie sei gesund gewesen - man hätte es nicht künstlich ersetzen dürfen. Für Heiko N. bricht eine Welt zusammen: "Ich habe früher die Ärzte so gesehen, dass sie mir helfen wollen. Dass es um Geld ging, war mir nicht klar."

Jede zweite deutsche Familie ist mindestens einmal im Jahr mit den Sorgen um einen Kranken und seine OP beschäftigt. "Vorsicht Operation" ist für sie gemacht. Der Film seziert mit Hilfe von Experten und Insidern ein Gesundheitssystem, in dem das Wohl des Patienten oft auf der Strecke bleibt. Und zeigt auf, was sich ändern müsste.

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