Das Erste
"Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 26. August 2014, um 22.45 Uhr
München (ots)
Das Thema:
Angst vor Gotteskriegern: Bedroht dieser Islam auch uns?
Die Grausamkeiten der IS-Krieger haben die Menschen weltweit schockiert. Ist das der Beginn eines globalen Kreuzzugs gegen die westliche Welt? Wie gefährlich ist dieser Terror, der sich auf den Islam beruft, für uns? Geraten Muslime wieder einmal unter Generalverdacht, Andersgläubige oder Atheisten nicht tolerieren zu wollen?
Gäste Alice Schwarzer (Publizistin) Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime) Beatrix Reinders (Sohn zog als Islamist in den Dschihad) Christoph Reuter ("Spiegel"-Korrespondent") Khola Maryam Hübsch (Journalistin und Muslimin) Oliver Jeges (Autor und Journalist)
Alice Schwarzer / Die "EMMA"-Chefin warnt seit vielen Jahren vor falscher Toleranz dem Islam gegenüber. Seit einer Iran-Reise 1979 - wenige Wochen nach der Machtergreifung Khomeinis - kritisiert sie die Auswüchse eines um sich greifenden Fundamentalismus unter Muslimen, auch in Deutschland. Hier würden Bildungswesen und Rechtssystem systematisch unterwandert mit dem Ziel einer "Islamisierung" des Westens und damit der Einführung der Scharia - mitten in Europa.
Aiman Mazyek / Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland verurteilt die Terrormiliz "Islamischer Staat" scharf: "Die Schandtaten dieser Barbaren haben mit dem Islam, dem Koran und der muslimischen Lebensweise nichts zu tun." Die Dschihadisten hätten innerhalb der über 2000 muslimischen Gemeinden in Deutschland keine Sympathisanten. Angesichts der Brandanschläge auf deutsche Moscheen warnt Aiman Mazyek vor einer "stark zunehmenden Islamfeindlichkeit hierzulande".
Beatrix Reinders / "Die Islamisten sind schuld am Tod meines Sohnes", beklagt die alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Ihr jüngster Sohn starb 2010 bei einer Schießerei mit der pakistanischen Miliz im Grenzgebiet zu Afghanistan. Zuvor war der Berliner mit 19 Jahren zum Islam konvertiert, hatte sich später muslimischen Terroristen angeschlossen und Deutschland über Nacht verlassen. Beatrix Reinders macht sich Vorwürfe, dass sie mögliche Anzeichen von Radikalisierung nicht rechtzeitig erkannt hat.
Christoph Reuter / Der Islamwissenschaftler und Journalist, der seit über 20 Jahren für "Stern" und "Spiegel" als Korrespondent von den Brennpunkten der muslimischen Welt berichtet, zeichnet ein düsteres Bild: Die IS-Krieger seien keine Terrorgruppe, sondern eine Armee, die zu barbarischen Regeln aus der Frühzeit des Islam zurück wolle: "Sturmattacken auf Feinde und alle sonstigen 'Ungläubigen', deren Männer man nach Belieben umbringen, deren Frauen man versklaven kann." Christoph Reuter ist vergangene Woche aus dem Irak nach Beirut zurückgekehrt, wo er lebt.
Khola Maryam Hübsch / Die in Frankfurt geborene Muslimin, die sich für einen interreligiösen Dialog einsetzt, wehrt sich gegen typische anti-islamische Vorurteile und distanziert sich deutlich von radikalen Organisationen wie "Islamischer Staat", die sich auf den Koran berufen: "Man kann nicht aus einzelnen Versen den Aufruf zum Mord an alle Andersgläubigen ableiten! Das machen nur Fundamentalisten, die eine ganz andere Botschaft haben."
Oliver Jeges / "Die gängige Meinung in Europa besagt heute, Terror im Namen des Islams hänge nicht mit dem Islam zusammen. Das ist so absurd wie die Behauptung, dass Religionskriege nichts mit Religionen zu tun habe", kritisiert der Wiener Autor. Selbstverständlich habe islamistisch motivierte Gewalt mit dem Islam zu tun. Ob das dann die richtige Interpretation des Koran oder die falsche ist, das wisse nur Allah, schreibt Oliver Jeges, Sohn einer österreichischen Mutter und eines ägyptischen Vaters.
Redaktion: Klaus-Michael Heinz
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