"ttt - titel thesen temperamente" (MDR) am Sonntag, 18. März 2018, um 23:35 Uhr
München (ots)
Sondersendung von der Leipziger Buchmesse
Junge Literatur aus Rumänien: "Null Komma Irgendwas" von Lavinia Braniste Christina ist Anfang 30 und aus der rumänischen Provinz in die Hauptstadt Bukarest gezogen. Eigentlich ist sie Übersetzerin, aber dieser Beruf taugt in Rumäniens Realität allenfalls als Freizeitbeschäftigung - niemals könnte Christina damit ihren Lebensunterhalt finanzieren. Also arbeitet sie als persönliche Assistentin der Chefin einer Baufirma. Christina bleibt nichts anderes übrig, als dieses fremde Leben anzunehmen und zu ihrem zu machen. Lavinia Braniste beschreibt in ihrem Roman auf absolut unspektakuläre Weise den Alltag einer jungen Frau im heutigen Rumänien. "Es soll erlaubt sein, nicht über Politik zu schreiben" sagt Lavinia Braniste. Und dennoch spiegelt ihr Roman in seiner Protagonistin Christina natürlich auch die Zustände und damit die Politik Rumäniens, das dieses Jahr Gastland der Leipziger Buchmesse ist. Braniste, Jahrgang 1983, wurde in die Nach-Ceausescu-Ära hineingeboren. Sie gehört nicht mehr zur Generation jener rumänischen Schriftsteller, die sich direkt mit der Diktatur auseinandersetzt, aber sie erzählt von den sozialen, politischen und mentalen Nachwirkungen dieser Zeit. Davon, dass die "Revolution" von 1989 in Rumänien bis heute nicht vollendet wurde. Man hat den Diktator und seine Frau damals erschossen, aber ansonsten blieb diese furchtbare Epoche der rumänischen Geschichte weitestgehend unaufgearbeitet. Die allgegenwärtige Korruption und der Zynismus, der die gesamte politische Kultur des Landes zerfrisst, sind die Folgen dieses Schweigens. "ttt" hat Lavinia Braniste in Bukarest besucht, hat sich mit ihr zusammen in Rumäniens Hauptstadt umgeschaut und spricht mit ihr über ihren Roman und darüber, was er uns über das heutige Rumänien erzählt. Autor: Ulf Kalkreuth
"Unterwegs in Nordkorea - eine Gratwanderung" - das neue Buch von Rüdiger Frank Spanien, Italien, Österreich - und klar, die Ostsee: Das waren in den vergangenen Jahren die beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Ein Land taucht in dieser Liste verlässlich und nicht ganz unüberraschend am hinteren Ende der Skala auf: Nordkorea - vermutlich weil Bilder von Militärparaden und Berichte von unerträglichen Lebensbedingungen im Land auf westliche Urlauber nicht sonderlich einladend wirken. "Wer trotz aller Bedenken dorthin fährt, erlebt Menschen, die eine Menge Humor haben und auch zur Selbstironie fähig sind" schreibt Rüdiger Frank in seinem Buch "Unterwegs in Nordkorea - eine Gratwanderung". Der aus Leipzig stammende Ostasienwissenschaftler berät internationale Organisationen und Regierungen in Korea-Fragen, hat das Land wie kaum ein anderer bereist und betreut seit längerem selbst westliche Touristengruppen dort. Sein Buch ist kein Reiseführer, sondern eher eine Handreichung für Interessierte und Reisewillige, zusammengestellt aus Informationsschnipseln und Quellen, die Frank sich in über drei Jahrzehnten zusammengetragen hat. Frank beschönigt nichts und entlarvt dennoch so manches Klischee über ein unentdecktes Reiseland. Autor: Rayk Wieland
"Entlang den Gräben" - Navid Kermanis Reise in die Krisengebiete der Welt Der Schriftsteller Navid Kermani schreibt auch politische Reportagen aus den Krisengebieten der Welt. "Entlang der Gräben" entstand auf einer Reise zwischen Kermanis Wohnort Köln und Isfahan im Iran, der Heimatstadt seiner Eltern. Das östliche Europa, die ersten Etappen auf Kermanis langer Erkundungsfahrt, sind voll alter und neuer Grenzen, Gräben und Brüche, von den durch Migration ausgelösten Gräben in den Gesellschaften bis zu den Massengräbern des Zweiten Weltkriegs, neuem Großmachtstreben in Russland und dem dauerhaft kontaminierten Niemandsland um Tschernobyl. Kermani hofft bei alldem - und derzeit gegen jede Wahrscheinlichkeit - auf ein einiges Europa, in dem Vielfalt und Toleranz zuhause wären. Autor: Andreas Lueg
Leipziger Buchmesse: Wer bekommt den Buchpreis? Wir sind wieder dabei, wenn heute Abend, am 15. März, der renommierte Preis der Leipziger Buchmesse vergeben wird und stellen den Gewinner oder die Gewinnerin vor.
Außerdem:
Bestsellerautor Sebastian Fitzek verrät Max Moor auf der Buchmesse das Backrezept für Bestseller.
Und:
Wie betrachtet die Literaturbranche aktuelle Tendenzen und Entwicklungen zur Meinungsfreiheit in der Demokratie? Zu diesem Thema haben sich Durs Grünbein und Uwe Tellkamp vor wenigen Tagen zu einem Streitgespräch im Dresdner Kulturpalast getroffen. Max Moor trifft Durs Grünbein nun auf der Leipziger Buchmesse.
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Moderation: Max Moor
Redaktion: Jens-Uwe Korsowsky / Matthias Morgenthaler (MDR)
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