ARD-Magazin plusminus: Blühender Schwarzmarkt beim Dosenpfand
Köln (ots)
100 Millionen Euro Steuerhinterziehung jährlich durch den Verkauf von Einweggetränken
Köln, 19. Juli 2005. Schärfere Kontrollen bei der Erhebung des Dosenpfandes in Deutschland hat der Schattenwirtschaftsexperte Prof. Friedrich Schneider gefordert. Durch den Verkauf von Getränkeverpackungen ohne Pfand würden rund 100 Millionen Euro jährlich an Mehrwert- und Einkommensteuer hinterzogen. Dies berichtet heute Abend das ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus (Di., 19. Juli, 21.55 Uhr, im Ersten).
Nach Recherchen der plusminus-Redaktion des Westdeutschen Rundfunks werden in Deutschland jährlich rund eine Milliarde Einwegdosen und flaschen am gesetzlich vorgeschriebenen Pfand vorbei verkauft. Dies geschieht vor allem über Kioske und kleinere Getränkehändler in Großstädten. Eine Schlüsselrolle haben dabei nach Ansicht von Friedrich Schneider, der an der Universität Linz (Österreich) internationale Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit erforscht, die Zulieferer auf den städtischen Großmärkten. Die dort ansässigen Getränke-Importeure kommen der gesetzlichen Verpflichtung, von ihren Kunden Pfand zu erheben, sehr häufig nicht nach.
Dies hat steuerliche Folgen. Denn die Pfandregelung verlangt auch einen Nachweis in den Büchern. Damit werden die tatsächlichen Umsätze von Groß- und Einzelhändlern transparenter und Geschäfte am Finanzamt vorbei schwieriger. Die Umgehung des Pfandes ist deshalb für Schattenwirtschaftsexperte Schneider ein deutliches Indiz für Steuerhinterziehung: Wenn keine Unterlagen da sind, wenn das Pfand nicht einbehalten wird, dann wird der Händler mit hoher Wahrscheinlichkeit schwarze Umsätze machen.
plusminus zitiert in diesem Zusammenhang auch einen Mitarbeiter der Umweltbehörde Düsseldorf. Bei den ersten Pfandkontrollen auf dem Düsseldorfer Großmarkt sei kaum eine Buchführung ordnungsgemäß gewesen. In mehreren Fällen habe man deshalb die Steuerfahndung eingeschaltet. Der Düsseldorfer Großmarkt gilt in der Branche als einziger unter den deutschen Großstädten, auf dem die Getränke- Großhändler mit regelmäßigen Pfandkontrollen rechnen müssen.
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