Das Erste, Mittwoch/Donnerstag, 30./31. Mai 2007, 00.20 - 1.05 Uhr Ich. Immendorff Ein Film von Nicola Graef
Köln (ots)
Jörg Immendorff ist tot. Wie kaum ein anderer deutscher Künstler provozierte und polarisierte er und war regelmäßig in den Schlagzeilen: Das Enfant terrible der Kunstszene. Sein Bilderzyklus "Café Deutschland" aus den 80er Jahren ist legendär. Immer wieder kommentierte er in seinen Bildern Deutschland. Aggressiv, unverfroren, plakativ und immer hochemotional. Immendorff wusste aber auch als Mensch zu irritieren: Frauengeschichten, Drogen und dann die Heirat mit der über 30 Jahre jüngeren Studentin Oda Jaune. Er wurde Vater - und wenige Jahre später mit Prostituierten und Koks erwischt. Besonders bekannt wurde er durch den tragischen Schicksalsschlag, den er erlitt: die Diagnose der Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) im Jahre 1998. Diese tödliche Krankheit brachte seine Hände und Beine zum Erlahmen, jahrelang führten junge Assistenten seine Hände. Im Winter 2005 stand in einer tragischen Nacht sein Leben auf dem Spiel, ein Luftröhrenschnitt rettete sein Leben und brachte ihn dauerhaft an ein Beatmungsgerät. Von da an wurde er 24 Stunden täglich betreut.
In der 45minütigen Dokumentation "Ich. Immendorff" hatte die Regisseurin Nicola Graef die einmalige Gelegenheit, den Künstler knapp zwei Jahre hautnah filmisch zu begleiten. In diesen zwei Jahren hat sich der Künstler vom aggressiven Maler, der noch aktiv im Leben stand, zu einem ruhigen, leidenden Menschen entwickelt. Ein Kämpfer, der nie den Mut verloren hat, für den aber gerade in den vergangenen Monaten die politischen Themen in den Hintergrund gerückt sind und sein privates Leiden immer stärker sichtbar wurde - auch in seinen Bildern. Der Film zeigt den Künstler in seinem Atelier, mit seinen Studenten in der Düsseldorfer Kunstakademie und während seiner größten Retrospektive in der Berliner Neuen Nationalgalerie.
Erstmals erzählen die Mutter des Künstlers, Irene Immendorff und die erste Ehefrau Chris Reinecke vor laufender Kamera von ihren Erlebnissen mit dem Künstler. Beide haben sich bisher noch nie öffentlich geäußert. In "Ich Immendorff" sprechen sie mit ungewöhnlicher Offenheit. Immendorffs Ehefrau Oda Jaune erzählt, wie sie ihren Mann in den vergangenen Jahren erlebte. Bewegend erinnert sie sich an die Zeit nach seinem Luftröhrenschnitt. Außerdem kommen Wegbegleiter und Freunde zu Wort: u. a. die Künstler Markus Lüpertz und Jonathan Meese, der Direktor aus Immendorffs Zeit als Hauptschullehrer, ein ehemaliger Schüler, Freunde wie Tilman Spengler und Kasper König sowie sein therapierender Arzt Dr. Thomas Meyer, der ihn bis zum Schluss betreute.
Redaktion: Christiane Hinz
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