Die Händler der Jahreszeiten - Hinter den Kulissen eines Wochenmarkts
/ Spiegel TV-Reportage
Montag, 25. Juni 2001, 23.15 Uhr
Berlin (ots)
Punkt 7 Uhr morgens rücken die Abschleppwagen an und nehmen alle Autos, die unter der U-Bahn in der Hamburger Isestraße parken, an den Haken. Denn hier, im wohl situierten Stadtteil Harvestehude, wird zwischen Jugendstilhäusern dienstags und freitags der längste Markt Europas aufgebaut - 250 Stände mit Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Pflanzen, Käse, Haushaltswaren und Textilien. Ab 7 Uhr gilt unter den Eisenpfeilern der U-Bahn-Trasse absolutes Halteverbot. Doch viele Händler kommen schon viel früher - wie die Mannschaft von Fischhändler Werner Schloh, die das gelbe, 32 Meter lange "Fischmobil" schon vor dem Morgengrauen an seinen angestammten Platz rangiert. Vier Stunden bevor der Isemarkt öffnet, müssen Strom- und Wasserleitungen gelegt, tags zuvor gefangene Fische filetiert und dekorativ drapiert werden. Krabben in Knoblauch und Matjes nach Hausfrauenart werden frisch zubereitet - die Kundschaft hier erwartet gehobene Qualität.
Pünktlich um halb neun ist das Paradies für Feinschmecker und Flaneure eröffnet. Vor allem vor Feiertagen herrscht großer Andrang bei Zuckerwarenkönig Hans-Jürgen Pingel, der köstlichste selbst gemachte Himbeerbonbons und Lakritzlutscher verkauft, bei Metzger Edwin Frischkorn, der Fleisch von Rehen, Hirschen und Hasen anbietet, die er selbst erlegt hat, beim Familienbetrieb Thiele, der mit 250 Sorten das größte Käseangebot Hamburgs hat oder aber bei Wilhelm Althof: Der verkauft nur im Mai und Juni am kleinsten Stand des Marktes selbstgepflückten Waldmeister aus den Wäldern Ostholsteins.
Anders als in den gesichtslosen Supermärkten unserer Städte ist Einkaufen auf dem Hamburger Isemarkt noch ein Erlebnis und für einige der Verkäufer wird der Markt zu einer Art Bühne: für Plüschteddy-Händler Jens Nicklaus, der Kinder und Erwachsene mit improvisierten Theatervorführungen in seinen Bann zieht. Oder für die 75-jährige Brotverkäuferin Karin, die böse-ironisch die Zeitläufe kommentiert und für jeden Kunden eine Weisheit auf Lager hat. Um 14 Uhr wird abgebaut. Was jetzt noch übrig ist, wird zu Schleuderpreisen verkauft. Zwei Stunden später ist alles vorbei. Die Anwohner parken ihre Autos wieder unter der U-Bahn-Trasse.
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