Strahlenopfer Bundeswehr: Auch die Kinder der Radar-Soldaten sind
geschädigt
Exklusiv in AKTE 01: "Ich bin ein Strahlenopfer der
zweiten Generation"
Berlin (ots)
Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) sieht einer schwierigen Woche entgegen. Nach der Sondersitzung des Bundestages über den geplanten Mazedonien-Einsatz der Bundeswehr am Mittwoch steht Scharping schon einen Tag später neuer Ärger ins Haus. Denn am Donnerstag werden sich die Radarstrahlen-Opfer der Bundeswehr in einer Pressekonferenz in Berlin erneut zu Wort melden. Opferanwalt Rainer Geulen kennt inzwischen mehr als 500 Fälle von verstrahlten Radarsoldaten, das Verteidigungsministerium erkennt die Schädigung bislang nur im Einzelfall an. Und die Zahl der Betroffenen wird immer größer. Die Radarstrahlen haben offenbar auch das Erbgut der Soldaten verändert, in einigen Fällen sind ihre Kinder behindert.
AKTE 01 hat zwei der Familien besucht und berichtet exklusiv (Dienstag, 28. August 2001, 22.15 Uhr, SAT.1) über deren Schicksal.
In der Nähe von Hildesheim lebt die Familie von Rüdiger Deike (40), ehemaliger Radarmechaniker bei der Luftwaffe. Deikes Kinder Lars (9) und dessen kleine Schwester Lea (3) sind mit Missbildungen auf die Welt gekommen. Dem Jungen fehlt ein Hoden und das Mädchen hat an jeder Hand sechs Finger. Erst nachdem Anfang des Jahres der Radar-Skandal öffentlich wird, ahnt die Familie, dass die Behinderung der Kinder mit der früheren Arbeitsstätte des Vaters zusammenhängen könnte.
Auch Dieter Neumann (40) aus Königsbrück ist seit wenigen Wochen sicher, dass die genetischen Schäden des Vaters zu seinen Missbildungen an Armen und Beinen geführt haben. Bis Februar diesen Jahres hatte auch er keine Ahnung, woher seine Behinderung stammt. Dieter Neumann ist von Geburt an schwerst behindert, er sitzt im Rollstuhl.
Als Dieter Neumann 1961 zur Welt kommt, diagnostizieren die Ärzte schwerste Schäden. Sein Vater Lothar arbeitete von 1957 bis 1985 als Mechaniker am Luftüberwachungsradar der Kaserne Lechfeld-Nord. Was er nicht weiß: An seinem Arbeitsplatz ist er extremer Strahlenbelastung ausgesetzt, die sein Erbgut verändert.
Die mangelhafte Strahlenabschirmung der Radarsendeanlagen - bis heute überschaut noch niemand bis ins Letzte, was diese Technik nach sich zieht.
Seit Gründung der Bundeswehr waren etwa 90.000 Mann in allen Waffengattungen mit der Wartung, Instandhaltung und Prüfung von einigen tausend Radargeräten beschäftigt. Erst Mitte der achtziger Jahre wurden effektive Abschirmungen an den Radarröhren vorgenommen.
Nur unzureichend geschützt, nimmt die Gesundheit der Radar-Soldaten schwerste Schäden. Viele bekommen Krebs, erleiden andere schwere Krankheiten. Anfang des Jahres 2001 wird der Skandal offenbar. Rechtsanwalt Rainer Geulen vertritt Hunderte Betroffene und deren Hinterbliebene. Er fordert für seine Mandanten Schadenersatz von der Bundeswehr.
Und auch Dieter Neumann will sein Recht. Seit Februar kennt er die Ursache seiner schweren Behinderung, fordert von der Bundeswehr Entschädigung. Inzwischen glaubt er, dass "die Bundeswehr auf eine natürliche Lösung hofft". Doch sterben will Dieter Neumann noch lange nicht: "Den Gefallen will ich ihnen nicht tun."
Exklusiv in AKTE 01/35: Die Bundeswehr-Strahlenopfer der zweiten Generation.
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