Spiegel TV-Reportage
Montag, 27. Mai 2002, 23.15 Uhr
Auf die
Straße geprügelt - Die Kinder von St. Petersburg
Mainz (ots)
Durchschnittlich einmal pro Woche werden in das St. Petersburger Krankenhaus minderjährige Patienten mit schwerer Gehirnerschütterung eingeliefert. Es sind Opfer von Misshandlungen in der eigenen Familie. Fast immer besteht die erste Reaktion der Kinder im Hass auf den eigenen Vater, so auch bei der sechsjährigen Marina: "Ich werde ihn umbringen", sagt das Mädchen vor der Kamera.
Doch die Kräfte der meisten von ihren Eltern geprügelten Kinder reichen gerade noch aus, dem verhassten Zuhause so schnell wie möglich zu entfliehen. Weit weg, wo die elterliche Gewalt sie nicht mehr erreicht. So produziert die steigende Gewalttätigkeit in russischen Familien eine immer größer werdende Anzahl von Straßenkindern im ganzen Land. Laut Schätzungen des Innenministeriums leben zuzeit eine Million Minderjähriger auf der Straße, fast ein Drittel davon in St. Petersburg. Russlands Präsident Putin hat zwar beteuert, sich des Problems anzunehmen, konnte aber auch keine konkreten Lösungen anbieten.
Und so versucht jede Institution in der Heimatstadt des Präsidenten auf ihre Weise, das Heer der kleinen Obdachlosen einzudämmen: Die Polizei wie eh und je mit Razzien und so genannten Säuberungen, die amerikanische Hilfsorganisation "Doctors Of The World" mit öffentlichen Waschanlagen, - und die betroffenen Kinder mit geheim gehaltenen Verstecken in düsteren Kellern am Rande der Metropole.
"Spiegel TV"-Autorin Anna Sadovnikova hat die Straßenkinder von St. Petersburg beobachtet, war in Krankenhäusern und illegalen Notunterkünften und musste feststellen: Bevölkerung und Öffentlichkeit möchten das Schicksal der kleinen Obdachlosen am liebsten ignorieren, die Kinder werden weitgehend sich selbst überlassen.
Jutta Kehrer Sat.1 Kommunikation/PR Telefon 030 - 2090 2357 / Fax 030 - 2090 2313 e-mail jutta.kehrer@sat.1de
Sat.1 im Internet: www.sat1.de
Original-Content von: SAT.1, übermittelt durch news aktuell