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Deutsche Marine - Pressemeldung (Feature): Hightech-Korvette - Ein Einblick in die moderne Arbeitswelt zweier Marinesoldaten aus Sachsen und Ostfriesland
Glücksburg (ots)
Kiel / Rostock-Warnemünde - Die dicke Stahltür zum Funkraum der neuen Korvette "Ludwigshafen am Rhein" steht meist nach Außen offen - auch bei Wind und Wetter. "Das geht, weil das Schott windgeschützt liegt", sagt die 25-jährige Mareke Siefjediers. "Vor allem für die Raucher ist das praktisch mit dem offenen Schott, weil wir vom Funkraum aus direkt aufs Deck des Bootes gelangen." Ein weiterer Vorteil: Das Tageslicht erhellt so den etwa 15 Quadratmeter großen Raum. Es verschafft der technisch eingerichteten Räumlichkeit eine angenehme Atmosphäre. Siefjediers hat den Dienstgrad Obermaat und ist Funkerin auf dem modernsten Schiff der Deutschen Marine. Die "Ludwigshafen am Rhein" befindet sich auf der Ostsee zu einer Tagesfahrt. Sie wird von der Besatzung auf Herz und Nieren geprüft, denn das noch nicht offiziell in Dienst gestellte Boot wird gerade eingefahren, wie es im Marinejargon heißt. Dazu sind die Offiziere und Spezialisten bereits an Bord. Gemeinsam mit Werftmitarbeitern wird die moderne Technik getestet und genormt. Anders als Siefjediers sitzt der 20 Jahre alte Gregor Fikar nur im künstlichen Licht der Operationszentrale (OPZ) der Korvette. Fikar überwacht dort Monitore an mit Hightech vollgepackten Konsolen. Er ist Überwasseroperateur. Unterschiedlicher können die Arbeitsplätze von Fikar und Siefjediers kaum sein. Gemeinsam haben sie jedoch, dass sie der Erstbesatzung der "Ludwigshafen am Rhein" angehören und Unteroffiziere sind. Bei der Marine heißen sie Maat und Obermaat. Sie entsprechen vom Ausbildungsstand her einem Gesellen in der freien Wirtschaft. Für beide ist es etwas Besonderes, zur Besatzung der ersten Stunde zu gehören. Zu dieser Einfahrmannschaft gehören insgesamt 34 Männer und drei Frauen. Am Tage der Indienststellung im kommenden Jahr werden es 58 sein.
Marine bietet sicheren Arbeitsplatz und Weiterbildungsmöglichkeiten
Funkerin Mareke Siefjediers nennt sich im amtlichen Marinedeutsch "Fernmeldebetriebsmaat". Die Frau aus der Nähe von Aurich erzählt, wie sie zur Marine kam. Nach der Fachoberschulreife hat sie zunächst eine dreijährige Ausbildung zur IT-Systemkauffrau durchlaufen. "Für die Bundeswehr habe ich mich jedoch schon seit meinem 16. Lebensjahr interessiert. Und da Wasser, Meer und Schifffahrt immer schon mein Ding waren, war für mich die Marine die erste Wahl", sagt sie. Siefjediers hat sich bei der Marine zunächst für acht Jahre verpflichtet - wurde aufgrund ihrer Ausbildung und Berufserfahrung als Obermaat eingestellt. Finanziell eine gute Wahl. Sie sagt: "Bei der Marine bekomme ich zusammen mit meiner Bordzulage monatlich rund 1.600 Euro netto. Vorher habe ich nur etwa 1.200 Euro im Monat verdient." Hinzu komme die Sicherheit des Arbeitsplatzes über einen längeren Zeitraum, die Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Erlebnisse der Seefahrt. "Doch zur Bundeswehr geht man nicht zum Spaß", sagt die Ostfriesin abgeklärt, "ich habe mir zuvor genau Gedanken über die möglichen weltweiten Einsätze gemacht." Als sie ihre Eltern über ihren Berufswunsch informierte, war deren Meinung zu ihrem Entschluss zunächst geteilt. "Mein Vater fand das gut. Meine Mutter hatte mir das jedoch erst nicht abgenommen, dass ich es ernst meinte. Doch heute sind alle glücklich damit und stehen hinter meiner Entscheidung."
"Funkmariechen" der Korvette
Im Funkraum ist Siefjediers die Herrin über das Satellitentelefon. Den Hörer an einer Konsole kann sie von ihrem Arbeitsplatz aus greifen. Von den anderen Besatzungsmitgliedern wird sie kameradschaftlich "Funkmariechen" genannt. Dieser Kosename ist Anerkennung für die Arbeitsleistung der jungen Frau. Ihr Vorgesetzter, Hauptbootsmann Olaf Brendler, ist sehr zufrieden mit ihr. "Sie macht ihre Sache sehr gut", sagt der 34-jährige Funkmeister. Zu den Aufgaben der beiden Marinefernmelder der Verwendungsreihe 21 gehört es, den Sprech- und Schreibfunkverkehr des Schiffs sicherzustellen. Nach Indienststellung der "Ludwigshafen am Rhein" werden noch zwei weitere Unteroffiziere zu seinem Team gehören. Ab dann ist der Funkraum 24 Stunden am Tag besetzt und das ist auch erforderlich, denn "alle sechs Stunden setzen wir Positions- und Wetterdaten ab. Außerdem schneiden wir wichtige Funksprüche mit und kommunizieren mit den Stellen an Land oder anderen Schiffen", sagt Brendler. Dabei stellt er jedoch klar, dass der gesamte Funkverkehr letztlich in der Verantwortung des Kommandanten liegt. "Jeder Funkspruch, der rausgeht, wird zuvor vom Kommandanten genehmigt. Eingehende Sprüche gehen ebenfalls zuerst an ihn. Das gilt auch für Notsprüche", so der Funkmeister.
Erst militärischer Schiffsführer, dann Kommandant
Kommandant der neuen Korvette ist der 40 Jahre alte Gerald Heuer. Zurzeit heißt er während der Einfahrphase noch etwas hölzern "Militärischer Schiffsführer". Darauf legt Heuer auch großen wert. Er sagt: "Kommandant bin ich erst, wenn die Ludwigshafen im kommenden Jahr in Dienst gestellt ist. Ich habe zwar schon jetzt alle Rechte und Pflichten eines Kommandanten, aber offiziell bin ich es noch nicht." Mit seiner Stammbesatzung der ersten Stunde ist er sehr zufrieden. Als Team arbeiten die Männer und Frauen bereits sehr gut zusammen. Das Besondere an der Aufgabe eines militärischen Schiffsführers sei, "dass ich eine komplett neue Einheit aufbaue, sowohl mit Material als auch mit Personal. Dazu gehören zurzeit auch zivile Mitarbeiter der Werft. Sie sind eine Bereicherung für unsere Arbeit." Die Werftmitarbeiter und Soldaten überprüfen auf der fünften Korvette der Deutschen Marine die Funktionsketten der Radargeräte und Sensoren. Viele dieser modernen Anlagen befinden sich in der OPZ, dem Herz des Bootes.
Militärische Grundausbildung ist anstrengend - Kameradschaft an Bord sehr gut
Dort arbeitet der Sachse Gregor Fikar. Der junge Maat gehört dem sogenannten Überwasseroperationsdienst - der Verwendungsreihe 23 - an. Auch er hat sich für acht Jahre bei der Marine verpflichtet. "Ich orte und klassifiziere über das Radar Schiffe und Flugzeuge. Das ist wichtig, damit wir immer ein aktuelles Lagebild erhalten", sagt der 20-Jährige aus Schönteichen bei Dresden. Er sitzt immer vier Stunden vor einem modernen Flachbildschirm an einer Konsole. Danach hat er vier Stunden frei, dann wieder vier Stunden Dienst, und so weiter. Fikar: "Fast alles läuft automatisch und ein erfahrener Bootsmann überwacht die Abläufe und hilft bei Fragen." Während seiner etwa zweijährigen Ausbildung bei der Marine hat er auch einen zivilen Berufsabschluss zum Verwaltungsfachangestellten gemacht, denn nach der Fachoberschulreife ist er im Oktober 2006 direkt zur Marine gegangen. "Da war es mir wichtig, dass ich einen Berufsabschluss erlangen kann", sagt er. Die Grundausbildung fand für den damaligen Matrosen an der Marineoperationsschule (MOS) in Bremerhaven statt. Dort begann im Januar 2008 auch die Marinezeit seiner Kameradin Mareke Siefjediers. Sie sagt: "Das war damals doch sehr ungewohnt für mich. Die Grundausbildung ist anstrengend. Da fragt man sich auch mal selbst, warum tu ich das hier eigentlich? Doch bereits am nächsten Tag sieht die Welt immer ganz anders aus und auf das Geleistete kann man dann stolz sein." Für Fikar zeichnet sich die Marinezeit vor allem durch die sehr gute Kameradschaft aus: "Hier an Bord strengen sich alle an, damit man miteinander auf engem Raum gut auskommt. Deshalb findet man auch schnell Freunde." Der Sachse ist im Ernstfall derjenige Mann an Bord, der den Abschussknopf für die Flugkörper des RAM-Systems - dem Rolling-Airframe-Missile-System - drückt. Dabei handelt es sich um ein modernes Waffensystem zur Selbstverteidigung. Die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr brachte Fikar schon weit herum. "Ich habe Italien, Israel, Albanien und die Türkei gesehen - alles in nur drei Monaten während meiner Zeit auf der Fregatte Niedersachsen."
Autor: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine
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