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Deutsche Marine - Pressemeldung (Report): Zu Weihnachten "beißen Marinesoldaten die Zähne zusammen"
Glücksburg (ots)
Kiel / Wilhelmshaven / Eckernförde - Deutschland bereitet sich aufs Weihnachtsfest vor. Die meisten Innenstädte sind festlich geschmückt. Grüne Tannenzweige, rote und goldene Kugeln dominieren die Dekorationsvielfalt, helle Beleuchtungen bringen Licht in die langen Nächte des Dezembers. Fast alle Deutschen freuen sich auf das besinnliche Fest. Alle wollen mit ihren Familien feiern. So auch die Männer und Frauen der Deutschen Marine. Gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest werden es die Besatzungen des Tenders "Rhein" und des Minenjagdbootes "Dillingen" in ihren Heimathafen Kiel schaffen. "Wir hatten nach unserem Auslaufen aus Neapel durchgängig schlechtes Wetter", sagt Korvettenkapitän Sönke Fuhrmann, Kommandant des Tenders "Rhein". Sein Schiff gehörte zusammen mit der "Dillingen" einem NATO-Minensuchverband im Mittelmeer an. Auf der knapp 12.000 Seemeilen langen Reise - das sind rund 21.600 Kilometer - besuchten die Marinesoldaten zwölf Häfen, darunter Lissabon, Toulon, Alexandria und Piräus. Fuhrmann sagt: "Wir haben jetzt auf unserer Rückfahrt Windstärken zwischen sieben und neun Beaufort. Das ist ein sehr kräftiger Sturm. Rund die Hälfte meiner Besatzung litt unter Seekrankheit. Deshalb konnten wir unseren Zeitplan nicht einhalten und kommen verspätet nach Kiel." Das Schiff befindet sich gerade in der Biskaya, die ebenfalls für ihre Herbststürme berüchtigt ist. "Jetzt beißen wir aber die Zähne zusammen. Alle wollen zum Fest nach Hause", so der 38-jährige Kommandant. Er selbst will mit Frau und Tochter bei seinen Schwiegereltern in Flensburg Weihnachten feiern. "Die Geschenke habe ich in diversen Auslandshäfen besorgt", sagte Fuhrmann am Mittwoch über Satellitentelefon. Er hoffe, am Sonntag nach der fünfeinhalb Monate dauernden Abwesenheit in Kiel einlaufen zu können.
Weihnachtsbaum aus grünem Tampen und weißen Lappen
In den Stützpunkten der Deutschen Marine sind die dort liegenden Schiffe bereits weihnachtlich geschmückt. So zum Beispiel in Wilhelmshaven in der vierten Einfahrt am Heppenser Groden. Die Besatzung der Fregatte "Bayern" hat einen Weihnachtsbaum auf dem Flugdeck aufgestellt. Einige Meter weiter liegt ebenfalls an der Westkaje die Fregatte "Niedersachsen" und an der Scharnhorst-Brücke die Fregatte "Augsburg". Auch bei ihnen wurden auf den Flugdecks am Heck der grauen Schiffe weihnachtlich geschmückte Tannenbäume aufgestellt. Das ist die Standarddekoration für die Marineschiffe. Immer wieder gibt es jedoch auch Besonderheiten: Das Schnellboot "Zobel" aus Rostock-Warnemünde hat zum Beispiel jedes Jahr die Radarkugel mit einer riesigen rot-weißen Weihnachtsmannmütze dekoriert. Auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" knüpften die Seeleute ein Kunstwerk aus grünem Seil - bei der Marine heißt das Tampen. Als Dekoration wurden weiße Lappen benutzt, die sollen den Schnee darstellen. Es entstand in stundenlanger Detailarbeit ein Weihnachtsbaum der besonderen Art, der über dem Mitteldeck am Mast hängt.
600 Marinesoldaten an Weihnachten auf See
Solchen und ähnlichen Weihnachtsschmuck gibt es nicht nur in den Heimathäfen, sondern auch auf den Schiffen im Einsatz. Rund 600 deutsche Marinesoldaten werden in diesem Jahr nicht bei ihren Familien sein können. Dazu gehören die Besatzungen der Fregatten "Karlsruhe" und "Mecklenburg-Vorpommern" die am Horn von Afrika unterwegs sind. Auch der Tender "Elbe" sowie die Schnellboote "Dachs" und "Hermelin" verbringen Weihnachten fern der Heimat - vor der Küste des Libanons. Sie werden ein Weihnachtsfest nur mit den Kameraden verbringen. Die Besatzung der "Mecklenburg-Vorpommern" verbringt Heiligabend auf See in ihrem Einsatzgebiet. Die Soldaten erhalten Geschenke und Weihnachtspost ihrer Angehörigen. Gefeiert wird im Kreis der Kameraden. Das Schiff ist festlich geschmückt und trotz des Einsatzes kommt besinnliche Weihnachtsstimmung auf. "Die Kameradschaft ist toll - wir sind ein zusammengeschweißtes Team, das entschädigt für die Entbehrungen", sagt der 23-jährige Oberbootsmann Maximiliam D. Für diese Einstellung gibt es Lob vom Befehlshaber der Flotte. Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker reist zwei Tage vor Weihnachten nach Dschibuti. Mit dem Bundesminister der Verteidigung, Franz Josef Jung, wird er die "Karlsruhe" und die "Mecklenburg-Vorpommern" besuchen. "Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, wenn ich sehe, mit welchem Engagement und Teamgeist die Soldaten fernab der Heimat ihren Dienst versehen." Stricker selbst wird Heiligabend bei seiner Familie sein. "Wir haben bisher immer Forelle gegessen. In diesem Jahr gibt es Fondue, weil sich die Familie dann besser unterhalten kann."
Weihnachtsbaum auf dem Meeresgrund
Ortswechsel in die Heimat nach Eckernförde. Die meisten der dort ansässigen Minentaucher werden bei ihren Familien feiern können. "Nur vier unserer Männer sind nicht hier. Sie sind im UNIFIL-Einsatz auf Zypern und vor dem Libanon", sagt der Einsatzoffizier der Minentaucherkompanie, Harry Trawiel. 40 Minentaucher treffen sich in Eckernförde, um eine wohl ungewöhnliche und feuchte Weihnachtsfeier zu begehen. Dazu tauchen die Männer in die nur drei Grad kalte Ostsee ab. Was sie dort in zwölf Metern Tiefe finden, ist ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum samt Lichtern auf dem Grund der Eckernförder Bucht. "Das ist heute etwas besonderes für uns, weil wir alle mal zusammen sind", sagt Minentaucher Obermaat Patrick R. Er trägt eine Weihnachtsmannmütze. Seine Ausrüstung wiegt 60 Kilogramm - kein Zuckerschlecken. Dennoch freut sich der 26-Jährige: "So kann das Jahr gut ausklingen. Ab Montag habe ich Urlaub." Sein Taucheinsatzleiter, Holger L., fasst das nasskalte Wetter und die Temperaturen in zwei treffenden Worten zusammen: "Schön schattig", sagt der 28 Jahre alte Oberleutnant zur See. Zur Belohnung gibt es nach dem rund 20-minütigen Tauchgang Punsch und Glühwein für alle. Die Weihnachtsfeier kann beginnen - natürlich draußen am Strand. So sind die Minentaucher. Einer der Männer trägt sogar einen roten Umhang und eine weiß-rote Pudelmütze zum isolierten schwarzen Taucheranzug. Etwas Spaß darf an diesem Tag auch mal sein.
Ersatzfamilie Bordmannschaft
Doch auch in Deutschland haben nicht alle Marinesoldaten frei. Einige Besatzungsmitglieder müssen an Bord der Schiffe bleiben - um sie zu bewachen. Auf dem Einsatzgruppenversorger "Berlin" in Wilhelmshaven werden 16 der rund 160 Crew-Mitglieder die Heilige Nacht unter Deck verbringen. Der Kommandant, Fregattenkapitän Hans-Günther Struck, und sein Erster Offizier, Korvettenkapitän Markus Gansow, wollen ihre Männer und Frauen besuchen - es wird ein gemeinsames Festtagsessen geben. Die Bordgemeinschaft ist dann eine kleine Ersatzfamilie zu Weihnachten.
Landtagspräsident besucht Wache der "Gorch Fock"
Ortswechsel nach Kiel: Im dortigen Marinestützpunkt liegt das Segelschulschiff "Gorch Fock" an der Tirpitzmole. Sie hat noch in der vergangenen Woche ihre zurückliegende Auslandsausbildungsfahrt mit Offiziersanwärtern beendet. Jetzt liegt sie festgezurrt an der Mole. Die Offiziersanwärter die zur seemännischen Ausbildung an Bord waren, sind inzwischen nach Hause gefahren. Anders der Hauptgefreite Peter Leiß aus Hilpersried im Bayrischen Wald. Er gehört als Versorger seit März zur Stammbesatzung der Bark. Sie müssen an diesen Tagen Wache schieben. Er sagt: "Ich habe anderen den Vortritt beim Weihnachtsurlaub gelassen, damit sie zu ihren Familien können. Meine Eltern verstehen das." Der 22-Jährige wird mit seiner Familie die Bescherung jedoch nachholen - an Silvester. "Deshalb habe ich bereits in den Auslandshäfen alles besorgt und eingepackt", sagt Leiß, der in diesem Jahr in Dublin und Lissabon war. Am Heiligen Abend wird der schleswig-holsteinische Landtagspräsident, Martin Kayenburg, zu Besuch kommen. Denn: Der Landtag ist Pate des Schiffes. Es wird ein festliches Mahl geben. Am Heiligabend traditionell Bockwurst mit Kartoffelsalat, am ersten Weihnachtstag Entenbrust mit Knödeln, am zweiten Feiertag Kaninchenkeule mit Kroketten. Ganz allein werden die Männer und Frauen des Segelschiffs vermutlich nicht bleiben. "Es kommt an Weihnachten immer wieder vor, dass die Gorch Fock von ehemaligen Besatzungsmitgliedern besucht wird, oder einfach nur so von Leuten, die an der Wache Geschenke abgeben", sagt Fregattenkapitän Lars Lührsen, Erster Offizier des Schiffs. Aber trotz des guten Essens und der kameradschaftlichen Gemeinschaft werden die einzelnen Soldaten oft an Zuhause denken. Der Bayer Leiß sagt mit ein wenig Wehmut in der Stimme: "Ich weiß genau, was wann und wie passieren wird. Ich glaube, da hat fast jede Familie ihr eigenes, kleines Ritual zu Weihnachten."
Autoren: Detlef Struckhof, Alexander Gatzsche und Martin Galla Fotos: Deutsche Marine
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