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ots.Audio: Deutsche Marine - Podcast (Interview) - Kölner nimmt Kurs auf Curaçao - Als Navigationsmeister auf der Fregatte "Sachsen"
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Glücksburg (ots)
Atlantik - Navigation in der Seefahrt ist so alt wie die Seefahrt selbst. Ohne eine genaue Positionsbestimmung findet ein Schiff sein Ziel nicht oder schlimmer noch, lauern Gefahren durch Untiefen oder Riffs. Für manch einen ist die Navigation auch die Königsdisziplin der Seefahrt. Für Marineoffiziere ist sie ein wesentlicher Ausbildungsbestandteil.
Mareile Kneisel hat dem Navigationsmeister der Fregatte "Sachsen" auf See über die Schulter geschaut und berichtet über die sehr verantwortungsvolle Arbeit von Oberbootsmann Wolfgang Hopf aus Köln.
Die Verwendungsreihe 26 - Navigationsdienst
In der Deutschen Marine fällt die Verwendung Navigation in die Verwendungsreihe 26. Ein Navigator ermittelt den aktuellen Standort der Marineeinheit und wertet zusätzlich meteorologische Daten aus. Er berechnet Kurse unter Berücksichtigung der nationalen und internationalen Seeverkehrsregeln. Eine Nebenaufgabe beinhaltet auch die Wetterbeobachtung. Dazu gehören das Temperaturen messen und das Bestimmen von Sonnenaufgängen und -untergängen. Mit einem Sextanten wird auf der Brücke die Position bestimmt. Die Soldaten der Verwendungsreihe 26 - Navigation arbeiten auf der Brücke des Schiffes oder Bootes. Ihnen stehen moderne computergestützte Navigationsanlagen, Radare aber auch Kompass und Karte zur Verfügung.
Hintergründe zum Einsatz- und Ausbildungsverband.
Der EAV dient der Ausbildung von Offiziersanwärtern der Deutschen Marine. Sie sollen auf den Schiffen alle Abschnitte an Bord kennenlernen. Die Männer und Frauen werden von erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren angeleitet, um umfassende Einblicke in die sogenannten Hauptabschnitte Nautik, Schiffstechnik und Operation zu erhalten. Der Gefechtsdienst an Bord bildet einen Schwerpunkt der Ausbildung, darunter fällt auch die Schiffssicherung. Diese beinhaltet die Bekämpfung von Wassereinbrüchen und Feuer an Bord. Auch umfangreiche Rettungsmanöver wie zum Beispiel "Mann über Bord" kommen nicht zu kurz. Der Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) ist - wie der Name sagt - nicht nur für die Ausbildung der Offiziersanwärter da, sondern auch ein Einsatzverband. Er kann bei Bedarf jederzeit zu einem militärischen Einsatz oder zu Manövern abgerufen werden. Zum diesjährigen EAV gehören die Fregatten "Sachsen" und "Lübeck" sowie der Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main". Rund 600 Marineangehörige - darunter 72 Offiziersanwärter befinden sich auf den Schiffen. Am 13. Juni werden die Schiffe in ihren Heimathäfen Wilhelmshaven und Kiel zurückerwartet.
Das Interview führte Mareile Kneisel. Dieses Interview darf honorarfrei verwertet werden. Beleg-Audiodatei erbeten.
Gesprochener Text und Zeiten
Es ist kurz nach 12 Uhr mitten im Atlantik. Die deutsche Fregatte "Sachsen" nimmt Kurs auf die Küste Curaçaos. Gnadenlos brennt die Sonne vom Himmel. In der Außenplattform neben der Brücke steht Oberbootsmann Wolfgang Hopf, seines Zeichens Navigationsmeister. Mit einem Sextanten peilt er den Horizont an.
Bericht ab 0:00:18 bis 0:01:02:
Ich habe eine Skala von minus 5 bis 120 Grad, dementsprechend Bogenminuten, hab ein Okular, mit dem ich durch den Horizont schaue. Vor dem Okular ist ein Spiegel angebracht, kleiner Indexspiegel. Ich spiegle über diese Gradzahl, über diesen Bogen - die sogenannte Alhidade - wird der große Indexspiegel auf den Stern oder das Gestirn - in dem Fall die Sonne - eingestellt, trifft auf den Spiegel, fällt auf den kleinen Indexspiegel und kommt zum Okular, so dass ich quasi die Sonne und den Horizont übereinander lege und die Differenz dazwischen ist dann entsprechend der Höhenwinkel, den ich zu diesem Gestirn habe, ist also eine einfache Winkelberechnung.
Insgesamt dreimal misst der Navigationsmeister an diesem Tag den Winkel zwischen Horizont und Gestirnen. Erst dann lässt sich eine präzise Aussage über die Position treffen. Im besten Fall ist die auf weniger als eine Meile genau. Oberbootsmann Hopf ist selbst gespannt.
Bericht ab 0:01:20 - 0:01:40:
Man hat praktisch nur drei Zeitpunkte am Tag, wo man was machen kann - morgens über die Sterne, mittags über die Sonne und abends über die Sterne - das war´s halt. Da ziehe ich meinen Hut vor den alten Seefahrern, die mal morgens und abends die Sterne geschossen haben und das war´s. Es macht Spaß, wenn man an dem Wert dran ist, den das GPS dann auch auswirft. Wenn man sich dann bestätigt fühlt in seiner Arbeit.
Auch wenn an Bord von Marineschiffen längst mit Satelliten-Technik und elektronischen Seekarten gearbeitet wird - wer Navigationsmeister werden will, muss im Fach Astronavigation bestehen. Eine Berufsausbildung als technischer Zeichner war da hilfreich, sagt Wolfgang Hopf, aber kein Muss. Zur Marine kam er erst mit Mitte Zwanzig. Im alten Betrieb wurde ausgedünnt - Anlass für eine berufliche Neuorientierung. Seit drei Jahren fährt der gebürtige Kölner nun auf der Fregatte Sachsen. Dass er für die Navigation ausgewählt wurde, empfindet Wolfgang Hopf als Sechser im Lotto.
Bericht ab 0:02:13 - 0:02:34:
Man hat frische Luft, man kann immer rausgucken, man hat ein Fenster, was im Rest des Schiffes etwas schwierig ist. Man weiß, wo´s hingeht, also im Vorfeld schon. Man arbeitet die Routen aus, man ist näher an der Informationsquelle als manch anderer.
Koordinaten, Geschwindigkeit, Strömung, Wetter, Uhrzeit - zum sicheren Navigieren braucht es viele Daten. Sie werden regelmäßig neu berechnet. Vor allem bei Ein- und Auslaufen des Schiffes - also der so genannten Revierfahrt - herrscht größte Aufmerksamkeit - dann ist der ganze Abschnitt auf Station -erklärt Navigationsmeister Hopf.
Bericht ab 0:02:52 - 0:03:20:
Wir haben zwar die Hafenberichte von den vorherigen Einheiten, die schon mal da gewesen sind, aber man muss sich selber wieder mit der Materie auseinander setzen. Jeder Hafen, selbst wenn man zehntausendmal in Wilhelmshaven ein und ausläuft, ist immer wieder anders. Da brauchen wir dann auch alle Leute, um mit der Sensorik, mit den Systemen ordentlich in den Hafen zu kommen und zudem noch über die althergebrachte optische Navigation das System abzugleichen.
Jede Kurs- und Fahrtänderung, das Wetter und alle wichtigen Geschehnisse an Bord werden übrigens im Schifftagebuch eingetragen. Für den Fall der Fälle, von dem niemand hofft, das er eintritt.
Bericht ab 0:03:30 - 0:03:47:
Man benötigt es, wenn z.B. ein Havariefall vorliegt. Es ist eine Urkunde und muss auch so behandelt werden. Alles was da ergänzt wird bzw. eingeklebt wird, muss urkundlich gesiegelt werden und ist halt dementsprechend Rechtsgrundlage.
Gute 15 Seiten kommen jeden Tag dazu. Es gibt halt viel zu berichten. Das kann auch Navigationsmeister Wolfgang Hopf, wenn er im Juni mit der "Sachsen" wieder die Heimat erreicht. Zuhause warten Frau und Kind, und seine Partnerin ist übrigens vom Fach.
Autor: Mareile Kneisel, Deutsche Marine
Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.
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