Psychologische Soforthilfe für die Opfer von Winnenden
WEISSER RING bietet Betroffenen schnelle und unbürokratische Unterstützung an
Mainz/Winnenden (ots)
Nach den erschütternden Szenen von Winnenden muss jetzt alles dafür getan werden, den Opfern, ihren Angehörigen und Hinterbliebenen bei der Bewältigung der Tatfolgen mit gezielten und fundierten Hilfsangeboten zur Seite zu stehen, so der Sprecher des WEISSEN RINGS, Helmut K. Rüster. Die bundesweite Opferschutzorganisation hat den Betroffenen unverzüglich praktische Unterstützung durch psychologische Soforthilfe-Maßnahmen angeboten. Vor Ort wird ein entsprechender Notfallplan umgesetzt, der auf den Erfahrungen der Opferhelfer aus den Amokläufen von Erfurt, Freising und Emsdetten basiert.
Über den Kreis der unmittelbar in das Geschehen eingebundenen Opfer und ihrer Angehörigen hinaus leiden eine große Anzahl von Menschen unter den Auswirkungen eines solchen Verbrechens. Für manche wird das noch lange, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben lang eine schwere seelische Belastung bleiben. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des WEISSEN RINGS werden neben wichtigen materiellen Hilfen auch wichtige Unterstützung bei der Bewältigung psychisch bedingter Tatfolgen leisten. "Für den WEISSEN RING bleibt die Akte Winnenden noch lange offen, auch wenn das Geschehen dann nicht mehr in den Schlagzeilen zu finden sein wird. Neben der notwendigen Soforthilfe werden sicher auch längerfristige Betreuungsmaßnahmen notwendig", so Gosbert Müller, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS in Baden-Württemberg.
Nach derartigen Ereignissen ist die Akutintervention in den ersten Tagen und Wochen zur Reduzierung negativer Langzeitfolgen besonders wichtig. Nur in der Trauma-Therapie erfahrene Psychologen sind in der Lage, das Risiko langfristiger Folgen frühzeitig einzuschätzen und differenzierte Direktmaßnahmen durchzuführen. Zunächst geht es darum, die unterschiedlichen Symptome zu erkennen, die jedes Trauma-Opfer zeigt. Solche Symptome müssen jedoch nicht zwangsläufig zu chronischen Beschwerden wie einer psychotraumatischen Belastungsstörung führen. Ziel der Psychologischen Soforthilfe ist die Sekundärprävention von langfristigen traumatologisch bedingten Beschwerden, um dadurch die Leidenszeiten für die Betroffenen zu verkürzen und krankheitsbedingte Folgekosten zu reduzieren.
Reine Therapiekosten werden durch Leistungsträger wie der Versorgungsverwaltung über das Opferentschädigungsgesetz sowie durch Unfallkassen, Berufsgenossenschaften oder Beihilferegelungen übernommen. Bei wichtigen vorgelagerten Soforthilfe-Maßnahmen könnte es jedoch zu Problemen bei der Kostenübernahme kommen, die der WEISSE RING den Opfern des Verbrechens von Winnenden durch sein schnelles und unbürokratisches Hilfsangebot ersparen möchte.
Die nächste Zeit wird geprägt sein mit der Frage nach den Ursachen derartiger Gewaltbereitschaft. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen nimmt die Tat von Winnenden zum Anlass entsprechende Untersuchungen zu fordern. Unter Leitung des Kriminologen Professor Dr. Hans-Dieter Schwind entwickelte der Fachbeirat Vorbeugung des WEISSEN RINGS zwölf pragmatische Thesen gegen die Eskalation der Gewalt an unseren Schulen. Bereits vor sechs Jahren thematisierte das 15. Opferforum des WEISSEN RINGS, eine jährlich stattfindende wissenschaftliche Tagung, Gewaltprävention in der Schule.
Mit seiner Aktion "Kraft gegen Gewalt" will der WEISSE RING zu mehr Bewusstsein für das Thema "Jugendkriminalität vorbeugen - Opferschutz stärken" beitragen. Wie das Beispiel der Berliner Rütli-Schule gezeigt hat, muss die Gesellschaft einen Weg finden, Kindern und Jugendlichen zu verdeutlichen, dass Gewalt und Kriminalität keine akzeptierten Mittel zur Problemlösung sind. Auch hierfür bietet der WEISSE RING mit dem Streitschlichter Projekt "Mediate" praktische Handlungsweisen an.
Hintergrund
Der WEISSE RING hat seit seiner Gründung im Jahr 1976 mit derzeit 420 Anlaufstellen ein bundesweites Hilfsnetz für Kriminalitätsopfer aufbauen können. Mehr als 3.000 ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Opfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite, leisten menschlichen Beistand und persönliche Betreuung, geben Hilfestellung im Umgang mit den Behörden und helfen den Geschädigten so auf vielfältige Weise bei der Bewältigung der Tatfolgen.
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