Gemeinsam gegen den Hass
Gemeinsam gegen den Hass
WEISSER RING warnt zum 30. „Tag der Kriminalitätsopfer“ vor Verrohung der Gesellschaft – Schleichende Gefahr für die Demokratie
Hass schafft Opfer. Er beleidigt Menschen, bedroht sie, verletzt sie. Im schlimmsten Fall tötet Hass Menschen, das haben die Mordanschläge in Halle, Hanau und auf den Politiker Walter Lübcke gezeigt.
Erst auf den zweiten Blick sichtbar ist die schleichende Gefahr für die Gesellschaft, die vom Hass ausgeht. Denn der Hass greift die Säulen unserer Demokratie an: Er drängt Politiker aus den Parlamenten, er verleidet Bürgern das Ehrenamt, er sprengt Diskussionen im Internet. Schon jetzt belegen Studien, dass die zunehmenden Beleidigungen und Bedrohungen im Netz die Meinungsfreiheit beschädigen.
„Wer sich gegen Hass und Hetze stellt, betreibt aktiven Opferschutz“, sagt Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender des WEISSEN RINGS. „Er beschützt Menschen – und er beschützt gleichzeitig die Demokratie, die nach wie vor beste, sicherste und freiste Staatsform, die wir je hatten.“ Mit dem 30. „Tag der Kriminalitätsopfer“ am 22. März möchte der WEISSE RING eine breite Öffentlichkeit dafür sensibilisieren. In ganz Deutschland finden an diesem Tag Aktionen der rund 2.900 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins statt zum Thema „Hass und Hetze“ – wegen der Corona-Einschränkungen zumeist digital.
„Wir müssen uns einer Verrohung der Gesellschaft gemeinsam entgegenstellen“, fordert Ziercke. Sichtbar sei diese Verrohung zunächst häufig im digitalen Raum des Internets, zunehmend aber auch im analogen Alltag auf der Straße. „In Deutschland starben in den vergangenen vier Jahren Dutzende Menschen nach Hasstaten“, sagt Ziercke. Politikernamen wie Walter Lübcke, Ortsnamen wie Berlin-Breitscheidplatz, Halle oder Hanau wurden zu Chiffren für die schlimmsten Folgen von Wut, Verblendung oder Verschwörungsdenken. Der WEISSE RING hat mittlerweile ein eigenes Ausbildungsprogramm für seine ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgelegt, um besser auf solche Großereignisse vorbereitet zu sein.“
Der Hass im Internet richtet sich oft gegen Minderheiten, zum Beispiel gegen Menschen mit Migrationshintergrund, Homosexuelle oder Behinderte. Aber auch Frauen sind Hass und digitaler Gewalt ausgesetzt, einfach weil sie Frauen sind: Bei einer Umfrage des Kinderhilfswerk Plan International gaben 70 Prozent der in Deutschland befragten Mädchen und jungen Frauen an, bereits im Internet beschimpft, belästigt oder bedroht worden zu sein. Das hat Folgen für die Meinungsfreiheit: Einer Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft zufolge bekennen sich 54 Prozent der Befragten wegen Hassrede im Internet seltener zu ihrer politischen Meinung. 15 Prozent der Befragten haben wegen der Hasskommentare ihr Profil bei einem Online-Dienst deaktiviert oder gelöscht. Bei den unter 24-Jährigen gilt das sogar für jeden Vierten. Dieser Rückzug verändert die abgebildete Meinung im öffentlichen Raum.
Die Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamtes verzeichnet für 2019 insgesamt 8585 Fälle von politisch motivierter Hasskriminalität. Das sind aber nur die angezeigten Taten. Die meisten Fälle von Hass und Hetze vor allem im Internet werden erst gar nicht erfasst: Die Betroffenen zeigen sie nicht an, weil ihnen die Rechtslage unklar erscheint – und weil nur die wenigsten angezeigten Taten verfolgt und bestraft werden. „Wir wollen allen Betroffenen Mut machen, sich Unterstützung zu holen“, sagt der Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS. „Der WEISSE RING ist auch in Pandemie-Zeiten für sie da.“
Die 2.900 professionell ausgebildeten Opferhelferinnen und Opferhelfer in den fast 400 Außenstellen des WEISSEN RINGS stehen allen Betroffenen in der Notlage persönlich zur Seite. Zum „Tag der Kriminalitätsopfer 2021“ hat der WEISSE RING sein Magazin „Forum Opferhilfe“ unter das Thema „Hass und Hetze“ gestellt und seine neue Presse-Website gestartet mit zahlreichen Recherchen und Texten zum Thema. Die Website und das Magazin finden sich im Internet unter der Adresse https://presse.weisser-ring.de.
Hintergrund-Info zum Tag der Kriminalitätsopfer
Seit 1991 macht der WEISSE RING mit dem Tag der Kriminalitätsopfer alljährlich am 22. März auf Menschen aufmerksam, die durch Kriminalität und Gewalt geschädigt wurden. Er soll das Bewusstsein für Opferbelange in Deutschland stärken und Informationen zu Prävention, Schutz und praktischen Hilfen geben. Inzwischen ist der Aktionstag fester Bestandteil im Kalender von Institutionen aus den Bereichen Politik, Justiz und Verwaltung aber auch Vereinen und Schulen geworden.
Der WEISSE RING wurde 1976 in Mainz gegründet als „Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.“. Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von rund 2.900 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelferinnen und ‑helfern in bundesweit rund 400 Außenstellen, beim Opfer-Telefon und in der Onlineberatung. Der WEISSE RING hat mehr als 100.000 Förderer und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. Der WEISSE RING erhält keinerlei staatliche Mittel.
WEISSER RING e. V. Bundesgeschäftsstelle Weberstraße 16 55130 Mainz www.weisser-ring.de
Eingetragen unter VR 1648 beim Amtsgericht Mainz Bundesvorsitzender: Jörg Ziercke