Caritas international zum Tag der Humanitären Hilfe: "Wer Leben rettet, darf nicht in Lebensgefahr geraten!"
Freiburg (ots)
Das Risiko für humanitäre Helferinnen und Helfer, bei ihren Einsätzen entführt, verletzt oder gar getötet zu werden, ist seit Jahren unvermindert hoch. Im vergangenen Jahr wurden allein sechs Mitarbeitende des weltweiten Caritas-Netzwerkes ermordet. Anlässlich des Welttages der Humanitären Hilfe am 19. August appelliert Caritas international für einen besseren Schutz der lokalen Kolleginnen und Kollegen.
Anlässlich des Welttages der Humanitären Hilfe am 19. August appelliert Caritas international für einen besseren Schutz der lokalen Kolleginnen und Kollegen. "Wer Leben rettet, darf nicht in Lebensgefahr geraten", sagt Oliver Müller, der Leiter von Caritas international. "Es ist erschütternd, dass allein das weltweite Caritas-Netzwerkes im vergangenen Jahr den Tod von sechs Kolleginnen und Kollegen zu betrauern hatte." Zwei Mitarbeitende der Caritas starben im ukrainischen Mariupol nach Raketenbeschuss, zwei wurden im Südsudan erschossen und zwei weitere Kollegen in Äthiopien ermordet.
Lokale Helferinnen und Helfer sind das Rückgrat der Humanitären Hilfe von Caritas international. Oft sind die lokalen Mitarbeitenden des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes dabei selbst direkt von den Folgen von Kriegen und Konflikten betroffen, beispielsweise im Südsudan, der Ukraine oder in Syrien. "Wer im Kriegsgebiet aufgewachsen ist, die Menschen kennt und sich humanitär engagiert, bleibt auch in höchster Gefahr oft vor Ort. Die Identifikation mit den Betroffenen ist besonders stark. Mit anderen Worten: Wer nah an den Menschen ist, ist oft auch nah an den Gefahren."
"In vielen Regionen dieser Welt, in denen wir als Caritas tätig sind", sagt Oliver Müller, "sind wir von Kriegen und Konflikten regelrecht umzingelt." Erschwerend komme hinzu, dass viele Kriege und Konflikte nicht zwischen zwei souveränen Staaten geführt werden, sondern zwischen rivalisierenden innerstaatlichen Gruppen. "Söldner-Gruppen, Paramilitärs und bewaffnete Milizen respektieren international anerkannten Verpflichtungen des Völkerrechts, wie etwa den Zugang zu notleidenden Menschen, oftmals nicht", benennt Müller eine weitere Gefahr. "Wo uns das Caritas-Logo früher einen gewissen Schutz bot, ist das heute in vielen Kriegsregionen immer weniger der Fall."
Vor diesem Hintergrund wird der Schutz ihrer lokalen Mitarbeitenden für Caritas international immer wichtiger. "In der Ost-Ukraine etwa erhalten die Kolleginnen und Kollegen fortlaufend Berichte über die Sicherheitslage und sind angewiesen, ihre Routen zu Menschen in Not dahingehend anzupassen", sagt Oliver Müller. Wichtig sei angesichts der ständigen Gefahr aber auch "dem psychischen Aspekt der Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken."
Seit den 1990er Jahren hat sich die Zahl der entführten, verwundeten und getöteten Helferinnen und Helfer verdreifacht. Im Jahr 2022 wurden laut dem "Aid Workers Security Report" 116 Mitarbeitende von humanitären Hilfsorganisationen bei ihrer Arbeit getötet. Insgesamt 185 Helferinnen und Helfer wurden 2022 entführt - so viel wie nie in den vergangenen zehn Jahren. Das gefährlichste Land für humanitäre Hilfe ist der Südsudan, aber auch in der Ukraine, in Syrien oder Mali ist und bleibt der Einsatz für Menschen in Not gefährlich.
Seit 2009 wird jedes Jahr am 19. August der Welttag der Humanitären Hilfe begangen. Es wird an diesem Tag der humanitären Helfer gedacht, die weltweit im Einsatz für Menschen in Not ihr Leben ließen.
Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international, steht für Interviews zur Verfügung.
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