Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Januar 2000
Teil 2 von 6
Nürnberg (ots)
II. Alte Länder
Konjunkturelle Belebung am Arbeitsmarkt hält an
Anhaltspunkte für die jüngere Entwicklung der Erwerbstätigkeit im alten und neuen Teil des Bundesgebietes liefert seit kurzem wieder die Statistik der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Erste vorläufige Angaben auf Stichprobenbasis deuten darauf hin, dass sich der Zuwachs der Erwerbstätigkeit im November auf die alten Länder beschränkt. Dies zeigt, dass im Westen die Konjunktur den Arbeitsmarkt erreicht hat. Das neue Meldeverfahren erbringt aber noch zu wenig stabile Ergebnisse, als dass weiter reichende Schlüsse gezogen werden könnten.
Die Arbeitslosigkeit hat sich zu Jahresbeginn weiter günstig entwickelt. Saisonbereinigt ist sie im Januar um 20.000 gesunken, dies ist weniger als im Dezember zuvor, der allerdings durch Sondereinflüsse begünstigt war (-42.000), und etwa genau soviel wie im Durchschnitt der Monate November und Oktober (-25.000). Neben der demographisch bedingten Abnahme beim Kräfteangebot hat auch die konjunkturelle Belebung zum weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit beigetragen.
Nicht saisonbereinigt ist die Zahl der Arbeitslosen - aus jahreszeitlichen Gründen - gestiegen, und zwar um 136.800 auf 2.826.900. Diese Zunahme war wesentlich kleiner als in den letzten Jahren (z.B. 1997 bis 1999 durchschnittlich: +199.600), aber nur wenig schwächer als im Januar 1999. Somit bewegte sich die Arbeitslosigkeit im Berichtsmonat etwas stärker unter dem Stand des Vorjahres (-198.300; Dezember: -194.800; November: -141.100). Der Vorjahresabstand wäre größer ausgefallen, wenn die Entlastung durch Arbeitsmarktpolitik nicht weiter abgenommen hätte (-50.000; Dezember: -40.000; November: -45.000).
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, beziffert sich für den Januar auf 9,0 Prozent, im Vergleich zu 9,7 Prozent vor Jahresfrist. Auf der Basis der abhängigen zivilen Erwerbspersonen ergibt sich eine Quote von 10,1 Prozent (Vorjahr: 10,9 Prozent).
Die Arbeitslosmeldungen waren weiterhin schwächer als vor einem Jahr. Insgesamt beliefen sie sich im Berichtsmonat auf 535.000, dies sind 31.400 oder 6 Prozent weniger. Dabei waren - wie bereits in den Monaten zuvor - auch die Zugänge aus Erwerbstätigkeit (ohne betriebliche/außerbetriebliche Ausbildung) kleiner (-15.500 oder -4 Prozent auf 329.700; 4. Quartal 1999/98: -10 Prozent). Dieser Rückgang beruht größtenteils auf weniger Meldungen nach einer regulären, mehr als kurzfristigen, abhängigen Tätigkeit (-4 Prozent auf 302.300); die Zugänge aus sonstiger regulärer Erwerbstätigkeit (Selbständigkeit, Beamtentätigkeit) verringerten sich relativ gesehen besonders stark (-11 Prozent auf 12.200).
Die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus den einzelnen Wirtschaftszweigen entwickelten sich im Januar ausgesprochen unterschiedlich. Im Zuge der konjunkturellen Belebung und der Stabilisierung der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe lagen vor allem die Meldungen aus diesem Bereich weiterhin zunehmend unter denen des Vorjahres (-15 Prozent; 4. Quartal 1999/98: -13 Prozent). Besonders ausgeprägt war diese Tendenz in der Chemie (-28 Prozent bzw. -13 Prozent), im Maschinenbau (-25 Prozent bzw. -14 Prozent) und im Fahrzeugbau (-26 Prozent bzw. -8 Prozent). Während sich die Zugänge aus dem Dienstleistungsbereich insgesamt im Januar etwa durchschnittlich entwickelten (-4 Prozent bzw. 3 Prozent), gab es innerhalb dieses Sektors beträchtliche Divergenzen. So lagen die Meldungen aus dem Kredit- und Versicherungsgewerbe (einschl. damit verbundener Tätigkeiten) zuletzt wesentlich stärker unter denen des Vorjahres (-28 Prozent bzw. -13 Prozent); andererseits bewegten sich jene aus unternehmensnahen Dienstleistungen darüber (+7 Prozent bzw. +2 Prozent). Auch aus dem Baugewerbe meldeten sich im Januar etwas mehr Personen arbeitslos als im Vorjahreszeitraum (+3 Prozent), nachdem sie im vierten Quartal 1999 noch deutlich darunter gelegen hatten (-22 Prozent). Dies signalisiert indes keine Verschlechterung am aktuellen Rand, sondern beruht vor allem auf den unterschiedlichen Witterungsverläufen der beiden letzten Winter. So entfiel 1998/99 der Anstieg der Winterarbeitslosigkeit stärker auf die vergleichsweise kalten November und Dezember 1998, die Zunahme im Januar war deshalb relativ schwach. Im November und Dezember 1999 gab es diese Vorzieheffekte nicht. Ganz ähnlich war die Entwicklung in anderen witterungsabhängigen Wirtschaftszweigen (besonders Land- und Forstwirtschaft, Gewinnung von Steinen und Erden).
Auch die Zugänge in Arbeitslosigkeit nach betrieblicher oder außerbetrieblicher Ausbildung waren weiterhin erheblich schwächer als vor einem Jahr (-2.300 oder -18 Prozent auf 10.600). Bei Personen, die ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatten, war der Rückgang doppelt so stark wie bei jenen ohne Abschluss (-22 Prozent auf 6.400 bzw. -11 Prozent auf 4.300). Die Meldungen nach schulischer Ausbildung verringerten sich ebenfalls beträchtlich (-3.100 oder -14 Prozent auf 18.700), und zwar vor allem bei größtenteils jungen Menschen, die zuvor noch nie erwerbstätig waren (-24 Prozent auf 6.500). Bei Personen, die bereits früher gearbeitet hatten, hielt sich die Abnahme in wesentlich engeren Grenzen (-8 Prozent auf 12.200). Schließlich war auch der Zugang aus sonstiger Nichterwerbstätigkeit weniger zahlreich als vor Jahresfrist (-12.800 oder -6 Prozent auf 186.600). Der weitaus größte Teil davon entfiel auf Personen, die bereits früher erwerbstätig waren (-7 Prozent auf 170.000). Wohl auch infolge der Aufhebung der Meldepflicht bestimmter Gruppen von Leistungsempfängern (ab 1.8.1999) verzeichneten die Zugänge nach Meldeversäumnissen einen relativ starken Rückgang (-37 Prozent auf 14.700).
- Teil 3 folgt -
Original-Content von: Bundesagentur für Arbeit (BA), übermittelt durch news aktuell