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Bundesagentur für Arbeit (BA)

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im September 2000 sowie in den alten und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung
Knapp 100.000 Arbeitslose weniger - Teil 7/11

Nürnberg (ots)

Während die Nachfrage nach Arbeitskräften
zurückging, erhöhte sich das Kräfteangebot nicht mehr ganz so
dynamisch wie zuvor. So zogen in den Jahren 1993 bis 1997 knapp 0,75
Mio Personen von Ost- nach Westdeutschland, aber auch gut 0,6 Mio von
West nach Ost. 1996 und 1997 waren die Fortzüge kaum noch größer als
die Zuzüge. Der Ost-West-Pendlersaldo verharrte bei rd. 350.000. 
Auch die Zuwanderung von Spätaussiedlern ist - auch aufgrund
gesetzlicher Änderungen - kontinuierlich schwächer geworden. So kamen
in den Jahren 1993 bis 1997 noch rd. 0,75 Mio Aussiedler in die alten
Länder (1993: 174.000; 1997: 107.000). Schließlich hat die
Zuwanderung von Ausländern ebenfalls stark nachgelassen, und zwar vor
allem von Asylbewerbern. Maßgebend dafür waren ebenfalls gesetzliche
Änderung (sog. Drittstaatenregelung, Asylbewerberleistungsgesetz). In
den Jahren 1993 bis 1997 sind noch gut 0,6 Mio Asylbewerber den alten
Ländern zugewiesen worden (1993: 258.000, 1997: 84.000). Der Saldo,
der sich aus sonstigen Wanderungen von Ausländern ergibt, war für die
Jahre 1993 bis 1997 praktisch ausgeglichen. Demographische und
Verhaltenskomponente waren weiterhin von untergeordneter Bedeutung.
Aus steigendem Kräfteangebot und rückläufiger Erwerbstätigkeit
ergibt sich ein starker Anstieg des unbeschäftigten
Erwerbspersonenpotenzials. So erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen
von 1992 bis 1997 um rd. 1,21 Mio auf rd. 3,02 Mio. Dabei war der
Zuwachs zu Beginn der Rezession am Arbeitsmarkt besonders stark
(1992/93: +462.000); während er in einer Phase vorübergehender
Stabilisierung praktisch null war (1994/95: +9.000).
Zunehmende Besserung (1998 bis 2000)
Ende der 90er Jahre setzte eine zunehmende Besserung des
Arbeitsmarktes ein, die auch durch die vorübergehende konjunkturelle
Abschwächung 1998/99 nicht entscheidend aufgehalten wurde. So stieg
die Beschäftigung von 1997 bis 2000 um schätzungsweise knapp 1,3 Mio
auf rd. 32,09 Mio; dabei war der Zuwachs 1999/2000 mit rd. 580.000
nur wenig kleiner als in den beiden Vorjahren zusammen. Ein Großteil
dieser Anstiege beruht allerdings auf ausschließlich geringfügiger
Beschäftigung.
Die konjunkturelle Aufhellung wurde im Wesentlichen von der
Nachfrage des Auslandes nach Industriegütern getragen. Dahinter
standen die Belebung der Weltwirtschaft, aber auch die niedrigere
Bewertung des Euro. Auch die Inlandsnachfrage hat sich im Laufe der
Zeit gebessert. Wesentliche Impulse gingen dabei von den
Ausrüstungsinvestitionen und vom privaten Konsum aus. Das anziehende
Wirtschaftswachstum wurde aber auch von strukturellen Verbesserungen
gestützt. So kamen Modernisierungs- und Rationalisierungserfolge -
verbunden mit einer moderaten Lohnpolitik - der Qualität sowie
Preiswürdigkeit und damit der Konkurrenzfähigkeit des deutschen
Angebotes zugute.
Die deutlichsten Zunahmen der Beschäftigung verzeichneten
weiterhin unternehmensnahe Dienstleistungen und Organisationen ohne
Erwerbscharakter, aber auch Gastgewerbe und Einzelhandel; dabei
handelte es sich zum Großteil um geringfügige Beschäftigung. Die
meisten Bereiche des Verarbeitenden Gewerbes, mit Ausnahme des
Straßenfahrzeugbaus, wiesen dagegen - trotz starken Wachstums der
Erzeugung - Beschäftigungseinbußen auf; offensichtlich erzwingt hier
die starke Konkurrenz immer noch beträchtliche Rationalisierungen der
Produktion und Reduzierungen des Personalstandes. Die Beschäftigung
im Baugewerbe verringerte sich nicht mehr so stark wie in den Jahren
zuvor.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist in dieser Zeit stärker
gestiegen als das Angebot. Der entscheidende Grund dafür ist, dass
Zuwanderungen stark nachgelassen haben. So entsprachen die Zuzüge aus
den neuen Ländern (1998 bis 2000: ca. 0,5 Mio) weiterhin in etwa den
Fortzügen nach dort (ca. 0,4 Mio). Gleichzeitig hat sich die
Zuwanderung von Spätaussiedlern auf jährlich gut 80.000 stabilisiert
(1998 bis 2000: ca. 250.000). Vor allem die Zuzüge von Ausländern
sind deutlich schwächer geworden. So wurden in den Jahren 1998 bis
2000 noch ca. 230.000 Asylbewerber den alten Ländern zugewiesen, die
im Übrigen seit Mai 1997 keine Arbeitserlaubnis mehr erhalten. Der
Saldo der übrigen Ausländerzuwanderungen ist deutlich ins Minus
gerutscht. So dürften in den Jahren 1998 bis 2000 rd. 0,2 Mio mehr
Ausländer (ohne Asylbewerber) den Westen Deutschlands verlassen haben
als zugewandert sind.
Die demografische Komponente war verstärkt negativ; wesentlich
mehr alte Menschen sind in diesen Jahren aus dem Erwerbsleben
geschieden, als junge nachgerückt sind. Demgegenüber bewirkte die
Zunahme der Erwerbsneigung (besonders der deutschen Ehefrauen, aber
wohl auch von Schülern und Studenten, die an einer geringfügigen
Beschäftigung interessiert sind), wohl nach wie vor eine spürbare
Erhöhung des Kräfteangebots.
Deutlich steigende Erwerbstätigkeit bei vermutlich mäßig
zunehmendem Kräfteangebot hat das unbeschäftigte
Erwerbspersonenpotenzial sinken lassen. So verringerte sich die Zahl
der Arbeitslosen von 1997 bis 2000 um knapp 0,5 Mio auf rd. 2,53 Mio;
dabei hat sich die Abnahme beschleunigt (1998/97: -117.000; 1999/98:
-148.000; 2000/1999: ca. -225.000).
- Es folgt Teil 8 -

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