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Bundesagentur für Arbeit (BA)

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im September 2000 sowie in den alten und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung
Knapp 100.000 Arbeitslose weniger - Teil 10/11

Nürnberg (ots)

Ausbildungsstellenmarkt: Immer noch mehr unversorgte Bewerber als
unbesetzte Stellen
Der Ausbildungsstellenmarkt hat sich etwas günstiger entwickelt
als im vergangenen Berufsberatungsjahr. Zwar sind den Arbeitsämtern
von Oktober 1999 bis September 2000 mit 127.300 Ausbildungsstellen
10.800 oder 8 Prozent weniger gemeldet worden als im Vorjahr. Aber
dieses Minus ist allein auf weniger außerbetriebliche
Ausbildungsplätze zurückzuführen (-11.700 auf 39.500), und zwar vor
allem infolge der veränderten Konditionen des Jugendsofortprogramms.
Dagegen waren die betrieblichen Stellenangebote mit 87.900 um 900
oder 1 Prozent größer. Im gleichen Zeitraum schalteten 224.400
Bewerber die Berufsberatung bei der Suche nach einer
Ausbildungsstelle ein, 10.200 oder 4 Prozent weniger. Dieser Rückgang
beruht auf dem Jugendsofortprogramm und dem ASIS (s.o. Teil I).
Die Zahl der Ende September noch offenen Ausbildungsstellen war
mit 800 um 100 höher als vor einem Jahr. Noch nicht vermittelt waren
zuletzt 8.500 Bewerber, 1.300 oder 13 Prozent weniger. Damit fällt
die rechnerische Lücke zwischen offenen Stellen und unversorgten
Bewerbern etwas kleiner aus als im Vorjahr (September 1999: 700 zu
9.800).
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den neuen Ländern seit der
Wiedervereinigung
1989 gab es in der DDR rd. 9,75 Mio Erwerbstätige. Genau so groß
war die offizielle Zahl der Anbieter von Arbeitskraft, denn offene
Arbeitslosigkeit war unbekannt. Allerdings war das Ausmaß verdeckter
Arbeitslosigkeit beträchtlich; es wird auf 15 Prozent bis 30 Prozent
geschätzt.
Vereinigungsschock (1989 bis 1993)
Die Zeit bis 1992 war durch einen enormen Abbau der
Erwerbstätigkeit gekennzeichnet. Obwohl die Beschäftigung durch
Kurzarbeit stark gestützt wurde (Höchststand 1991: rd. 1,62 Mio
Kurzarbeiter) und auch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in hohem Maße
eingesetzt wurden (Höchststand 1992: 388.000 geförderte
Beschäftigte), hat sich die Zahl der Erwerbstätigen von 1989 bis 1992
um rd. 3,4 Mio auf rd. 6,4 Mio verringert; 1992/93 nahm sie um
weitere 150.000 auf rd. 6,25 Mio ab.
Wesentlicher Grund für diesen außergewöhnlichen
Beschäftigungsverlust war zunächst die Strukturkrise infolge des
Zusammenbruchs der Planwirtschaft mit ihrem verschlissenen
Kapitalstock und veraltetem Produktionsprogramm. Hinzu kam die
Anpassungskrise aufgrund des schnellen Übergangs zu westdeutschen
Wirtschafts- und Lebensbedingungen. So sind im Zuge der
Währungsreform Preise und Löhne im Verhältnis 1:1 umgestellt worden,
was die Preise für Ostprodukte im Ausland verdreifacht hat und
insbesondere die osteuropäischen Märkte wegbrechen ließ. Darüber
hinaus stiegen die Löhne weit stärker als die Arbeitsproduktivität,
was die Lohnstückkosten beträchtlich erhöhte. Schließlich richtete
sich die Nachfrage in den neuen Ländern stark auf im Westen
produzierte Güter.
Der Beschäftigungseinbruch betraf - neben Land- und
Forstwirtschaft sowie Bergbau - vor allem das Verarbeitende Gewerbe.
Demgegenüber waren im Baugewerbe - angesichts großen Nachholbedarfs
und starker Subventionierung - zunehmend mehr Menschen erwerbstätig.
Auch die Beschäftigung bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern
(einschl. Finanzen, Vermietung) ist gestiegen.
Gleichzeitig hat sich ein Bestand von rd. 1,15 Mio Arbeitslosen im
Jahr 1993 aufgebaut. Der wesentliche Grund für diesen im Vergleich
zum Beschäftigungsrückgang geringen Anstieg lag in der Entlastung des
Erwerbspersonenpotenzials. Maßgeblich dafür war zunächst eine
ausgeprägte Ost-West-Wanderung, zumal in den ersten beiden Jahren
nach der Wende. Von 1989 bis 1993 sind rd. 1,1 Mio Menschen vom Osten
in den Westen Deutschlands gezogen, was nur zu einem kleinen Teil
durch Zu- oder Rückwanderungen ausgeglichen wurde. Außerdem hat sich
bis 1993 ein Ost-West-Pendlersaldo von rd. 350.000 aufgebaut. Auch
die Entwicklung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (ohne
Wanderung und Pendler; demographische Komponente) sowie der
Erwerbsneigung (Verhaltenskomponente) hat das Kräfteangebot sinken
lassen, wenn auch nur wenig. Insbesondere hat sich die ursprünglich
weit verbreitete Erwartung, die sehr hohe Erwerbsneigung ostdeutscher
(Ehe-)Frauen werde sich der wesentlich niedrigeren im Westen schnell
anpassen, bis zum heutigen Tag - aus historischen und
wirtschaftlichen Gründen - nicht erfüllt.
Alles in allem hat sich bis 1993 - bei einem Rückgang der
Erwerbstätigkeit von rd. 3,6 Mio - ein unbeschäftigtes
Kräftepotenzial in der Größenordnung von 2,5 Mio herausgebildet.
Davon entfielen, wie gesagt, rd. 1,15 Mio auf die Arbeitslosigkeit.
Ein ähnlich großer Teil, nämlich rd. 1,2 Mio, geht auf das Konto der
sog. Stillen Reserve in Maßnahmen, d. h. vor allem von Personen im
Vorruhestand (Empfänger von Vorruhestands- und Altersübergangsgeld
1993: 853.000) und auf Teilnehmer von Vollzeitmaßnahmen beruflicher
Weiterbildung (1993: 311.000).
- Es folgt Teil 11 -

Original-Content von: Bundesagentur für Arbeit (BA), übermittelt durch news aktuell

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