Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Dezember und im Jahr 2000
Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter günstig
Teil 2/11
Nürnberg (ots)
Nicht saisonbereinigt ist die Arbeitslosigkeit im Dezember - jahreszeitlich bedingt - gestiegen, nämlich um 163.700 auf 3.808.900. Diese Zunahme war, auch wegen der milden Witterung, schwächer als im Durchschnitt der Jahre zuvor (z.B. Dezember 1997 bis 1999: +199.200), wenngleich stärker als im ebenfalls milden Dezember 1999 (+146.500). Infolgedessen lag die Zahl der Arbeitslosen zuletzt weniger stark unter dem Vorjahresstand (-238.300; November: -255.500; Oktober: -272.300). Allerdings haben dazu auch Veränderungen im Einsatz der Arbeitsmarktpolitik beigetragen; ihre Entlastungswirkung war nur noch um rd. 25.000 größer als vor Jahresfrist (November: +35.000; Oktober: +40.000).
Die Arbeitslosenquote auf der Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Dezember 9,3 Prozent; bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen belief sie sich auf 10,3 Prozent. Für Dezember 1999 waren Quoten von 10,3 Prozent bzw. 11,5 Prozent errechnet worden.
2000: Aufhellung des Arbeitsmarktes hat angehalten
Im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs hat sich im Jahr 2000 die Besserung des deutschen Arbeitsmarktes fortgesetzt, auch wenn sich die wirtschaftliche Dynamik im zweiten Halbjahr leicht abgeschwächt haben dürfte. Treibende Kraft war die Nachfrage des Auslandes nach Industriegütern, die von einer weltweiten wirtschaftlichen Erholung sowie dem niedrig bewerteten Euro getragen wurde. Vor allem die Ausrüstungsinvestitionen entwickelten sich dynamisch. Dagegen nahmen die privaten Konsumausgaben - trotz verbesserter Beschäftigungslage - nur verhalten zu, nicht zuletzt wegen des Kaufkraftentzugs infolge der Erhöhung des Rohölpreises. Die wirtschaftliche Besserung wurde von moderaten Lohnerhöhungen und längerfristigen Tarifverträgen unterstützt. Außerdem haben die Verabschiedung der Steuerreform sowie die Einleitung der Konsolidierung öffentlicher Haushalte das Vertrauen der Investoren gefördert und damit zur Stabilisierung positiver ökonomischer Erwartungen beigetragen. Bei kräftigem Wirtschaftswachstum hat sich die Arbeitsproduktivität der Erwerbstätigen weiter erhöht. Wie bisher beruht dies insbesondere auf zunehmender Stundenproduktivität. Der Anstieg pro Kopf war deutlich geringer, nicht zuletzt weil die Zahl der geringfügig Beschäftigten weiter stark zugenommen hat. Alles in allem war das Wirtschaftswachstum aber stark genug, um auch die Zahl der Beschäftigten deutlich steigen und die der Arbeitslosen sinken zu lassen. Allerdings kam dies gesamtwirtschaftlich praktisch allein in den alten Ländern zum Tragen.
Der Anstieg der Erwerbstätigkeit gegenüber Vorjahr hat sich deutlich verstärkt. Für das Jahr 2000 kann - auf der Basis vorläufiger Schätzungen des Statistischen Bundesamtes, die bis Oktober reichen - die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland auf jahresdurchschnittlich 38,53 Mio veranschlagt werden, dies sind rd. 600.000 oder 1,5 Prozent mehr als 1999, nach rd. +400.000 und rd. +350.000 in den beiden Jahren zuvor. Gut die Hälfte des bundesweiten Anstiegs entfällt wohl auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Jedenfalls gab es nach vorläufigen Angaben auf Stichprobenbasis Ende Juni 2000 in Deutschland 27,71 Mio sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (ohne geringfügig Beschäftigte), dies sind rd. 350.000 oder 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Außerdem hat sich die geringfügige Beschäftigung kräftig erhöht. Im Jahresverlauf 2000, also von Dezember 1999 bis Dezember 2000, könnte die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland um ca. 550.000 auf schätzungsweise 38,96 Mio gestiegen sein. Dies belegt, wie sehr der Arbeitsmarkt im Jahr 2000 - jedenfalls im Westen - von der konjunkturellen Belebung profitiert hat.
Das Angebot an Arbeitskräften ist weiter gestiegen. Zwar sind nach wie vor mehr ältere Menschen aus dem Erwerbsleben geschieden als jüngere nachgewachsen. Aber diese demografische Komponente wurde - nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) - durch eine verstärkte Erwerbsneigung überkompensiert; auch Wanderungsbewegungen hatten einen leicht positiven Einfluss. Alles in allem hat sich im Jahr 2000 das Erwerbspersonenpotenzial jahresdurchschnittlich um ca. 150.000 auf rd. 44,41 Mio erhöht, d.h. etwas stärker als in den Jahren zuvor.
Die erhöhte Erwerbsorientierung beruht großenteils auf einem stärkeren Interesse an geringfügiger Beschäftigung von Personen, die regelmäßig nicht arbeitslos gemeldet sind (Hausfrauen, Rentner, Schüler und Studenten). Insoweit bewirkt erhöhtes Arbeitsangebot also nicht größere Arbeitslosigkeit. Alles in allem könnten sich demografische und diese Verhaltenskomponenten in ihren Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitslosen etwa die Waage halten; Veränderungen des Kräfteangebotes hatten im Berichtsjahr also wohl keinen oder nur geringen Einfluss auf die Höhe der Arbeitslosigkeit.
- Teil 3 folgt -
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