"Arbeitslose wollen und können arbeiten"
Arbeitsämter gehen
konsequent gegen Drückeberger vor - 91.000 Sperrzeiten
Nürnberg (ots)
Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, hat Pauschalurteilen über mangelnde Arbeitsbereitschaft und -fähigkeit Arbeitsloser widersprochen. "Ein erheblicher Teil derer, die sich Jahr für Jahr arbeitslos melden, findet schnell wieder Arbeit", sagte Jagoda. So sind im vergangenen Jahr zwar 6,9 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos geworden, 7,2 Millionen haben sich aber wieder abgemeldet. 34 Prozent der Arbeitslosen konnten die Arbeitslosigkeit nach längstens drei Monaten, 59 Prozent spätestens nach einem halben Jahr und 79 Prozent innerhalb eines Jahres beenden. Bei der bloßen Betrachtung von Bestandszahlen an einem Monatsende sind diese Bewegungen nicht zu erkennen.
Entscheidend für die schnelle Wiedervermittelbarkeit Arbeitsloser sind objektive Merkmale wie Alter, Ausbildung und Gesundheit. Sieben von zehn Arbeitnehmern, die sich im vergangenen Jahr neu arbeitslos gemeldet haben, waren jünger als 50 Jahre und gesund und konnten nach durchschnittlich 6,1 Monaten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Fehlende Ausbildung spielt in dieser Altersgruppe für die Dauer der Arbeitslosigkeit kaum eine Rolle; allerdings verlieren Ungelernte häufig ihren Job. Bei einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder gar einer Behinderung dauerte die durchschnittliche Arbeitslosigkeit 9,4 Monate.
Besonders schwer haben es Arbeitslose jenseits des 50. Lebensjahres, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, und zwar auch dann, wenn sie beruflich qualifiziert und gesund sind. Für diese Personengruppe dauerte die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt 17 Monate. Ende September 2000 waren mehr als die Hälfte der über 50-jährigen Arbeitslosen länger als ein Jahr arbeitslos - bei den unter 50-jährigen nur ein Viertel. Zwar ist das Risiko Älterer, arbeitslos zu werden, relativ klein; wen es aber trifft, der bleibt sehr lange arbeitslos. Ein Teil der über 55-jährigen Arbeitslosen strebt einen frühzeitigen Rentenbezug an, auch weil keine Chance auf Arbeit mehr gesehen wird.
Nach den Worten Jagodas ist der Mangel an Arbeitsplätzen nach wie vor der Hauptgrund für die hohe Arbeitslosigkeit. Hier müsse angesetzt werden. "Niemand wird ernsthaft leugnen wollen, dass es auch unter den Arbeitslosen Drückeberger gibt, ihre Zahl ist aber insgesamt eher gering. Jeder einzelne Missbrauchsfall ist einer zuviel; die Arbeitsämter gehen deshalb konsequent dagegen vor", fügte er hinzu. Im letzten Jahr sind 91.000 Sperrzeiten wegen Ablehnung einer zumutbaren Arbeit oder Eingliederungsmaßnahme eingetreten.
Wer ganz offensichtlich nicht arbeiten will oder eine vorgeschlagene Weiterbildung ablehnt, bekommt zwölf Wochen lang keine Geldleistungen. Das ist eine automatische Rechtsfolge, die im Wiederholungsfall zur Einstellung der Zahlung führt. "Das Problem dabei ist nicht zu große Nachsichtigkeit, sondern sind die hohen Anforderungen an das Verfahren", sagte Jagoda. Für gerichtsfeste Sperrzeiten muss das Arbeitsamt einen hieb- und stichfesten Beweis führen. Vor allem müssen die Ämter auch Stellen zur Vermittlung anbieten können, um die Arbeitsbereitschaft festzustellen. Insbesondere in den neuen Ländern ist das in Anbetracht der Arbeitsmarktlage oftmals nicht möglich.
Auch hohe Ansprüche der Betriebe bezeichnete Jagoda als Problem. So würden erfolgreiche Absolventen einer Weiterbildungsmaßnahme allein auf Grund ihres Lebensalters abgelehnt. "Solche Einschränkungen sind durch nichts gerechtfertigt und müssen weg", sagte der BA-Chef. Er wies darauf hin, dass die Arbeitsämter in den letzten zehn Jahren mit der Qualifizierung von 6,1 Millionen Menschen den Strukturwandel in Deutschland erheblich erleichtert hätten. 1,3 Millionen Arbeitnehmern ist der erstmalige Erwerb eines Berufsabschlusses ermöglicht worden, darunter beispielsweise 55.000 Personen ein anerkannter Abschluss als IT-Fachkraft.
Mit Aktionen wie "50 plus - Die können es." oder der Kampagne zur Wiedereingliederung Schwerbehinderter versuchten die Arbeitsämter nach den Worten Jagodas, sowohl gegen Vorurteile anzugehen, als auch das Reservoir der benötigten Fachkräfte zu vergrößern. Hier zeigten sich bereits erste Erfolge.
Jagoda stellte auch ein neues Konzept zur frühzeitigen Vorbeugung gegen Langzeitarbeitslosigkeit vor. Im Rahmen einer erweiterten Intensivberatung und -vermittlung soll gemeinsam mit Arbeitslosen, denen aufgrund von Alter, Gesundheitsbeeinträchtigung, mangelnder Qualifikation usw. Langzeitarbeitslosigkeit droht, ein Angebot erarbeitet werden, das alle Fördermöglichkeiten nutzt und einen für beide Seiten verbindlichen Eingliederungsplan darstellt.
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