Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im April 2001
Der Arbeitsmarkt
stagniert zur Zeit
Teil 2 von 8
Nürnberg (ots)
Der Anstieg der Erwerbstätigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr weitaus größer als der Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die wesentlichen Gründe für diese Diskrepanz sind: Ein Teil des Zuwachses der Erwerbstätigkeit beruht auf geringfügiger Beschäftigung, kommt also überwiegend Personen zugute, die nicht arbeitslos gemeldet sind (Schüler, Studenten, Hausfrauen, Rentner) oder an deren Arbeitslosigkeitsstatus sich dadurch nichts ändert. Darüber hinaus wird auch die nicht geringfügige Beschäftigung z.T. aus der Stillen Reserve gespeist. - Vom Anstieg der Erwerbstätigkeit dürften vor allem Personen jüngeren und mittleren Alters profitiert haben, was sich allerdings nicht in einem Rückgang ihrer Arbeitslosigkeit widerspiegelt. So hat sich die Zahl der Arbeitslosen unter 55 Jahren binnen Jahresfrist leicht erhöht (+10.300). Offensichtlich wird bei diesem Personenkreis der konjunkturell bedingte Anstieg der Erwerbstätigkeit in ihrer Wirkung auf die Arbeitslosigkeit überkompensiert durch einen Zuwachs des Kräftepotenzials infolge steigender Erwerbsneigung und positiver Wanderungsbewegungen. Die Abnahme der Arbeitslosigkeit gegenüber Vorjahr zeigt sich ausschließlich bei Personen im Alter von 55 Jahren oder älter (-128.700). Vermutlich wird bei ihnen die vor allem demografisch bedingte Abnahme des Arbeitsangebotes - die sich anscheinend auch in sinkender Erwerbstätigkeit auswirkt - allenfalls zum geringen Teil durch einen verhaltensbedingten Anstieg des Arbeitsangebotes ausgeglichen.
Die Arbeitslosenquote, auf der Basis aller zivilen Erwerbspersonen, betrug im April 9,5 Prozent; auf der Grundlage der abhängigen zivilen Erwerbspersonen beziffert sie sich auf 10,5 Prozent. Damit sind die Quoten jeweils um 0,3 Prozentpunkte kleiner als vor einem Jahr. Die EU-standardisierte saisonbereinigte Erwerbslosenquote belief sich - gegenüber Vormonat unverändert - auf 7,7 Prozent, ebenfalls 0,3 Prozentpunkte weniger als im April 2000.
Ausbildungsstellenmarkt weiter uneinheitlich
Bundesweit setzte sich die leichte Entspannung am Ausbildungsstellenmarkt fort. So ist die Zahl der eingegangenen Stellen weiterhin größer als im Vorjahreszeitraum, während die der Bewerbermeldungen wie bisher darunter liegt. Allerdings bestehen nach wie vor regional, insbesondere zwischen alten und neuen Ländern, beträchtliche Diskrepanzen.
Von Oktober 2000 bis April 2001 sind den Arbeitsämtern 493.700 Ausbildungsstellen gemeldet worden, 13.100 oder 3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei ist das Angebot an betrieblichen Lehrstellen stärker gestiegen, nämlich um 15.000 auf 484.900; diese Zunahme beschränkt sich jedoch auf die alten Länder. Dagegen sind bisher weniger außerbetriebliche Ausbildungsplätze eingerichtet worden (-2.000 auf 8.800). Gleichzeitig haben 591.500 Bewerber die Arbeitsämter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle eingeschaltet, 36.900 oder 6 Prozent weniger. Die geringere Zahl von Bewerbermeldungen resultiert vor allem aus der immer stärkeren Nutzung des Ausbildungs-Stellen-Informations-Services (ASIS) im Internet, aber auch aus einem regional entspannteren Ausbildungsstellenmarkt. Beides hat zur Folge, dass Jugendliche erst später oder gar nicht die Vermittlungsangebote der Berufsberatung in Anspruch nehmen (vgl. Kasten "Hinweise zum Verständnis ...").
Ende April waren 215.700 Ausbildungsstellen noch unbesetzt, 16.400 oder 8 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Zugleich zählten 321.500 Bewerber als nicht vermittelt, 18.100 oder 5 Prozent weniger. Die Differenz zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und noch nicht vermittelten Bewerbern ist damit erneut spürbar kleiner als im Vorjahr.
Weder aus der Tatsache, dass im bisherigen Verlauf des Berufsberatungsjahres 97.800 mehr Bewerber als Ausbildungsstellen bei den Arbeitsämtern registriert wurden, noch daraus, dass es Ende April 105.800 mehr nicht vermittelte Bewerber als unbesetzte Stellen gab, kann geschlossen werden, es fehlten jetzt oder später Ausbildungsstellen in dieser Größenordnung. Denn diese Differenzen sind regelmäßig im Frühjahr am größten und verringern sich bis zum Ende des Berufsberatungsjahres stark (vgl. Kasten "Hinweise zum Verständnis ..."). Aus der bisherigen Entwicklung lässt sich aber abschätzen, dass zum Ende des Berufsberatungsjahres bundesweit ein rechnerischer Ausgleich zwischen Ausbildungsstellen und Bewerbern möglich sein dürfte.
Hinweise zum Verständnis der Berufsberatungsstatistik der Bundesanstalt für Arbeit
Die Berufsberatungsstatistik ist die einzige monatlich verfügbare Erhebung von Vorgängen auf beiden Seiten des Ausbildungsstellenmarktes. Die Daten liegen in tiefer berufsfachlicher und regionaler Gliederung vor und werden seit Jahren nahezu unverändert erhoben. Somit lassen sich lange Zeitreihen bilden, die Aufschluss über strukturelle Veränderungen am Ausbildungsstellenmarkt geben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Daten aus Geschäftsvorfällen der Bundesanstalt für Arbeit gewonnen werden und die Inanspruchnahme der Dienste der Berufsberatung durch Betriebe und Jugendliche freiwillig ist.
Teil 3 folgt
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