Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im April 2001
Der Arbeitsmarkt
stagniert zur Zeit
Teil 3 von 8
Nürnberg (ots)
Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass die gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber den Ausbildungsstellenmarkt, gemessen am Gesamtangebot1) und an der Gesamtnachfrage2) zwar i.d.R. zu mehr als 90% abbilden (Einschaltungsgrad), aber dennoch nicht vollständig. Denn ein nicht quantifizierbarer Teil der freiwilligen Inanspruchnahme durch Betriebe und Jugendliche richtet sich nach den jeweiligen Verhältnissen auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Bei wachsendem Nachfrageüberhang schalten Ausbildungsbetriebe die Berufsberatung seltener und später, Jugendliche häufiger und früher ein. Bei einem Angebotsüberhang verhält es sich umgekehrt. Daher sind Schlüsse auf die absoluten Zahlen von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage nicht möglich.
Aus der Entwicklung der rechnerischen Differenz zwischen gemeldeten noch nicht vermittelten Bewerbern und gemeldeten unbesetzten Stellen ("Lücke") lässt sich aber schließen, ob der Ausbildungsstellenmarkt insgesamt enger oder entspannter wird. Im Vergleich zum Vorjahr wachsende "Lücken" deuten recht zuverlässig auf einen enger werdenden, schrumpfenden "Lücken" auf einen sich entspannenden Ausbildungsstellenmarkt hin. Diese Vorausschätzungen können sich aber nur auf das relative Gefüge von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage beziehen. Anhand des absoluten Umfangs der "Lücke" lässt sich auch abschätzen, wie viele Lehrstellen zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Ende des Berichtsjahres (30. September) fehlen werden. Auch dabei kommt der Entwicklung der "Lücke" im Vergleich zum Vorjahr besondere Bedeutung zu.
Dagegen sagt der absolute Umfang der "Lücke", der während des laufenden Berichtsjahres errechnet wird, als solcher nichts über die Größe eines evtl. Defizits an Ausbildungsstellen aus. Denn im Gegensatz zum Arbeitsmarkt ist der Ausbildungsstellenmarkt nicht auf einen umgehenden Ausgleich von Angebot und Nachfrage gerichtet. Vielmehr orientieren sich Jugendliche und Betriebe am regulären Beginn der Ausbildungen im August und September und entscheiden sich häufig erst dann. Deshalb ist die "Lücke" im Frühjahr zwangsläufig noch sehr groß und nimmt erst zum Ende des Vermittlungsjahres deutlich ab. Verstärkt wird dies durch das erwähnte marktabhängige Meldeverhalten von Betrieben und Jugendlichen. Die "Lücke" im Laufe des Berichtsjahres mit der Zahl der am Ende des Vermittlungsjahres voraussichtlich fehlenden Ausbildungsplätze gleichzusetzen, ist also nicht sachgerecht.
Die Vermittlungsbemühungen der Berufsberatung für unvermittelte Bewerber werden auch nach Ende des Berichtsjahres fort gesetzt. Viele neue Ausbildungsangebote ergeben sich erst nach dem 30. September, sei es durch gezielte Sonderprogramme oder durch wieder freigewordene Ausbildungsplätze infolge nicht angetretener oder frühzeitig abgebrochener Ausbildungsverhältnisse.
Manche Bewerber, die zunächst ausschließlich oder vorrangig eine betriebliche Ausbildung anstreben, schlagen letztlich andere Wege ein. Selbst in Zeiten für Bewerber günstiger Ausbildungsplatzsituation ist dies der Fall. Mangelt es an passenden Ausbildungsplätzen, weicht verständlicherweise ein wachsender Teil der Bewerber auf Ersatzlösungen aus. Eindeutige Zuordnungen und qualitative Differenzierungen nach den Ursachen für den alternativen Verbleib sind mit statistischen Mitteln derzeit nicht möglich.
Trotz schwieriger Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt kann ein Teil der Ausbildungsstellen nicht besetzt werden, weil Angebot und Nachfrage in berufsfachlicher, regionaler oder qualifikationsspezifischer Sicht divergieren. Auch infrastrukturelle Schwierigkeiten, insbesondere ungünstige Verkehrsbedingungen, spielen eine Rolle. Hinzu kommen Vorbehalte seitens der Jugendlichen gegenüber Betrieben oder Branchen, aber auch Einstellungsverzichte von Betrieben mangels, aus ihrer Sicht, geeigneter Bewerber. Z.T. treten Jugendliche die ihnen zugesagte Lehrstelle aber auch nicht an, noch sagen sie rechtzeitig ab. Einige Betriebe finden dann nicht rechtzeitig einen passenden Nachfolger.
Geringfügig entlohnte Beschäftigung - starke Konzentration auf die alten Länder, Teile des Dienstleistungsgewerbes und Frauen
Für die Jahresmitte 2000 sind erstmals Strukturvergleiche zwischen voll sozialversicherungspflichtig und geringfügig entlohnten Beschäftigten möglich. Grundlage dafür bildet ein neues Verfahren der Beschäftigtenstatistik, das wegen der zum 1.1.1999 wirksam gewordenen Neuregelung des Meldeverfahrens zur Sozialversicherung notwendig geworden war.
Ende Juni 2000 waren bundesweit 27,82 Mio voll sozialversicherungspflichtig und 4,05 Mio geringfügig entlohnte Beschäftigte erfasst. Letztere konzentrierten sich relativ stark auf die alten Länder. So waren dort mit 22,85 Mio rd. 82 Prozent aller voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, aber mit 3,61 Mio 89 Prozent aller geringfügig Entlohnten tätig; auf die neuen Länder entfielen entsprechend 18 Prozent bzw. 11 Prozent (4,98 Mio bzw. 0,44 Mio). Diese Unterschiede sind z.T. historisch bedingt, d.h., sie resultieren auch aus unterschiedlichen Arbeitszeitpräferenzen und hängen mit ökonomischen Zwängen zusammen. Bundesweit kamen auf 100 voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 15 geringfügig entlohnte, im Westen 16, im Osten 9. Im Übrigen ist die regionale Verteilung geringfügiger Beschäftigung recht gleichmäßig. Überdurchschnittliches Gewicht hatte sie in Schleswig-Holstein, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen (jeweils 100 zu 18), Nordrhein-Westfalen (100 zu 17) sowie Baden-Württemberg (100 zu 16). Dagegen spielte sie in Hamburg und Berlin (100 zu 11 bzw. 100 zu 9) ebenso wie in allen neuen Ländern eine relativ kleine Rolle.
Teil 4 folgt
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